„Die schönste Gasthausbrauerei in Berlin!“, das war die Aussage, die mir von Berliner Hausbraukollegen mitgegeben worden war, als ich mich am 15. November 2014 in den Wedding aufmachte, um im Eschenbräu mein Bier zu trinken. Hohe Erwartungen also, aber natürlich auch im Bewusstsein, dass Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt.
Im Wedding also, in der Triftstraße. Welcher der Wohnblocks in dieser Straße mag das Eschenbräu beherbergen? Nach Gasthausbrauerei, nein, überhaupt nach Gastronomie sieht keiner dieser Blocks aus. Im Keller eines ehemaligen Studentenwohnheims findet sich die Gaststube schließlich, und im Erdgeschoss direkt darüber befinden sich die zum Teil kupferverkleideten Braukessel. Noch dazu im Innenhof. Wäre da nicht die schon etwas altersschwach flackernde Neon-Reklame über der Durchfahrt in den Innenhof, ich hätte lange suchen können…
Ein paar Schritte die Außentreppe runter in den Keller, und das erste, was mich begrüßt, ist ein Türgriff in Form eines Zapfhahns. Okay, hier bin ich also richtig.
Drinnen in den recht niedrigen ehemaligen Kellerräumen die Theke, einige mit Durchgängen miteinander verbundene Schankräume – man merkt ihnen sofort an, dass es mal ganz normale Kellerräume waren. Wenn auch recht große. In einem der Schankräume eine Destille für die hier produzierten Brände. An den Wänden bunte Plakate, die den Brauer Martin Eschenbrenner in unterschiedlichen Karikaturen zeigen, für jede Biersorte eine neue Zeichnung. Ein paar andere bunte Bilder mit Bierbezug, tendenziell alles eher naive Malerei. Aber gemütlich. Die meist jungen Gäste sitzen an einfachen Holztischen, die genauso jungen Bedienungen wuseln hin und her. Wir heben den Altersdurchschnitt zwar ein wenig, sind aber nicht die einzigen der älteren Generation.
Vier Biere gibt es heute zur Auswahl. Das Alt Berliner Dunkel, ein würziges, aber heute irgendwie nicht richtig ausgewogen, ausbalanciert wirkendes Dunkelbier. Das Pils, erfrischend und herb. Beide Biere sind das ganze Jahr hindurch im Angebot. Dann das Scotty, das aktuelle Saisonbier. Mit einer kräftigen Torfnote vom verwendeten Whiskymalz, aber auf einer recht schlanken Basis. Kein mastiges, malzbetontes, körperreiches Basisbier, sondern ein eher kupferfarbenes und schlankes Fundament. Sehr interessant. Und als viertes das Panke-Gold, das Bier, das sich den Jahreslauf mit dem Weizen teilt. In der dunklen Jahreszeit das Panke, im Sommer das erfrischende Weizen.
Das Panke: Eine Offenbarung. Frisch, spritzig, mit einer kräftigen, fruchtigen Hopfennase. Im Trunk eine knackige, aber die Zunge nicht für Stunden lahmlegende Bittere. Auf den Punkt ausbalanciert. Bitterwerte wie ein IPA vermutlich, aber so leichtfüßig, so spritzig daherkommend wie ein spritziges Leichtbier. Nicht so sättigend und saturierend, sondern Durst machend auf mehr. Noch mehr. Man mag gar nicht mehr absetzen.
Eines des besten Biere des Jahres für mich. Großes Lob.
Zum Essen gibt es nicht viel: Flammkuchen oder frische Brezeln. Punkt. Ende.
Bier trinken macht aber hungrig. Was ist die Lösung? Der Gast darf, wie in einem bayerischen Biergarten, seine Brotzeit, sein Essen selbst mitbringen. Besteck und Teller werden vom Eschenbräu sogar gestellt. Tolle Idee!
Obwohl: Die Flammkuchen sind auch verdammt lecker!
Das Eschenbräu ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet, im Sommer bereit ab 15:00 Uhr (und dann mit Biergartenbetrieb im Innenhof). Kein Ruhetag. Vom U-Bahnhof Leopoldplatz (Linie U6) sind es nur 300 m, problemlos zu erreichen also.
Eschenbräu – die KreativBrauerei in Berlin
Triftstraße 67
13 353 Berlin
Berlin
Deutschland
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