Die Tour de Bier 2016
Baiersdorf – die Tour der toten Brauereien (und ein paar überlebender)
20. bis 22. Mai 2016

Ist die Zahl 13 vielleicht doch ein böses Omen? Immerhin sind wir auf unserer mittlerweile dreizehnten Tour de Bier an deutlich mehr geschlossenen, ehemaligen Brauereien vorbeigekommen, als an noch geöffneten, aktiven…

Erster Tag – 20.Mai 2016

Am frühen Nachmittag trafen sich die über fünfzig Teilnehmer der Tour de Bier 2016 im Fränkischen Hof in Baiersdorf, einem winzigen Ortsteil von Burgkunstadt. Bei strahlendem Sonnenschein wurde im Hof und vor dem Eingang erstmal ein leckeres Bier gezischt. Die alten Veteranen der Tour hauten sich gedanklich kräftig auf die Schulter und schwärmten schon wieder von vergangenen Bierabenteuern, und die Neulinge, die zum ersten Mal bei einer Tour de Bier dabei waren, beäugten uns zunächst noch vorsichtig, gehörten dann aber spätestens beim zweiten Bier schon dazu, als wären sie immer schon dabei gewesen.

Erste Station Weismain, so hieß es seitens des Organisators Klaus Kling, und so warteten wir gespannt auf den Bus, der uns in das nette Örtchen nur ein paar Kilometer weiter bringen sollte. Die Überraschung war groß, als statt des erwarteten Reisebusses sieben Kleinbusse des Malteser Fahrdienstes vor dem Hotel auffuhren, um uns nach Weismain zu fahren.

In fröhlicher, weiß in der Sonne leuchtender Kolonne ging es also durch die sanften Hügel Oberfrankens, und als uns die Kleinbusse am Markt in Weismain wieder ausspuckten, wartete dort schon die Stadtführerin, die uns in den nächsten 90 Minuten die schönsten Seiten dieser kleinen Stadt zeigte.

der Schriftzug erinnert an die Zeit, als hier noch gebraut wurde

Herrliche alte Häuser, gewaltige Linden und Kastanien, kleine Gassen, die beeindruckend große Kirche, der fröhlich gluckernde Bach mit vielen Forellen und gleich drei ehemalige Brauereien, so lautet die Bilanz des Rundgangs. Die ehemalige Dietz-Bräu wird umgebaut, aus dem Brauhaus wird ein Wohnhaus, und das alte Fachwerk wird sorgfältig entkernt und schön renoviert. Am Gebäude der ehemaligen Gasthof-Brauerei Fuchs verweist nur noch die elegante, weiße Aufschrift auf die Geschichte des Bierbrauens, und nur an der Brauerei Obendorfer gibt es nach wie vor noch gutes Bier, in der Gastwirtschaft Rothlauf, aber es kommt nicht mehr von hier, sondern von der Püls-Bräu, ein paar hundert Meter weiter.

das Sudhaus der Weismainer Püls-Bräu

Und eben diese Brauerei, die Weismainer Püls-Bräu, ist es nun auch, die wir nach dem Stadtrundgang besichtigten. Aufgeteilt in zwei Gruppen erkundeten wir jeden Winkel der großzügig angelegten Brauerei, bevor wir uns im Innenhof auf dem großen Lkw-Parkplatz trafen und von Hans Püls und seinen Brauern wunderbar verwöhnt wurden. Eine leckere Brotzeit, und dazu feines Landbier und das wirklich überragende Weißbier mundeten uns derart, dass wir einfach nur hier hätten sitzenbleiben können, bis der Tag zur Neige geht.

Aber das Programm sah noch mehr vor – und langsam rollte die Kleinbuskolonne der Malteser in den Brauereihof, unerbittlich zur Abfahrt mahnend. Schnell noch ein letztes Bier, ein letztes Würstchen oder Brötchen, und dann ging es gut gelaunt zurück in den Fränkischen Hof.

Manche machten sich frisch, andere tranken stattdessen ein oder zwei Biere auf der Terrasse, aber schließlich saßen dann doch alle pünktlich im großen Saal und freuten sich auf ein leckeres Biersommelier-Dinner.

Die Wirtin des Fränkischen Hofs, ein Biersommelier der Leikeim-Brauerei und der Bürgermeister von Baiersdorf führten und gemeinsam durch ein leckeres viergängiges Biermenü. Speisen, die mit Bier zubereitet waren, Bier, passend zu den Speisen, Biercocktails und ein paar nette Geschichten rund ums Bier – es war ein Fest für die Sinne. Zwischendurch spielte eine nette junge Dame auf dem Akkordeon, und die Stimmung war grandios.

Höhepunkt des Abends war aber sicherlich, als König Gambrinus persönlich mit seiner Prinzessin zu Besuch kam. Ehrwürdig zog er in den Raum ein und erheiterte die Gesellschaft mit launigen Versen, einer Büttenrede gleich. Maßgeschneidert auf unsere Gruppe bekam auch der eine oder andere Anwesende sein Fett weg. Das Zwerchfell ächzte schließlich schon, als wir zu später Stunde in die Betten krochen und versuchten, wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

Zweiter Tag – 21.Mai 2016

Die sieben Busse kamen nach dem leckeren und reichhaltigen Frühstück auf die Minute pünktlich und brachten uns direkt zur Brauerei Leikeim in Altenkunstadt. Ulrich Leikeim zeigte uns seine Brauerei in allen Details, stand zu allen technischen Fragen Rede und Antwort, und insbesondere schilderte er uns auch, wie das berühmte Leikeimer Steinbier gebraut wird. In einem Ofen werden große Steine bis zur Rotglut erhitzt und dann in einem Metallkorb langsam in die Würze herabgelassen. Der Malzzucker in der Würze karamellisiert, die Würze beginnt zu kochen, und nach einer Weile löst sich der karamellisierte Zucker wieder in der Würze und verleiht dem Bier einen ganz besonderen Geschmack.

der symbolisierte Korb mit den glühenden Steinen

Nach einer Zwickelprobe aus einem der gewaltigen Lagertanks ging es zu Fuß in das vor den Toren des Städtchens gelegene Abfüllzentrum der Brauerei. Hier bestaunten wir die hochmoderne Flaschenabfüllung und die Logistik und wurden von der Leikeim-Brauerei mit einer leckeren Brotzeit und vielen, vielen feinen Bieren verwöhnt.

Mit vollem Magen und nach einigen Bieren war es nun nicht so ganz einfach während des Stadtrundgangs durch Burgkunstadt. Die Sonne schien kräftig, und die Treppen von der Unter- in die Oberstadt waren steil und ohne Schatten. Aber trotzdem, Burgkunstadt ist ein hübsches Städtchen und war diese Anstrengung allemal wert. Auch hier sahen wir während des Stadtrundgangs zwei bereits seit einigen Jahren geschlossene Brauereien: Die Brauerei Gick, deren Stammhaus in der Unterstadt langsam verfällt, und deren Neubau auf der grünen Wiese vor der Altstadt auch nicht mehr in Betrieb ist, und die Brauerei Hellmuth, deren altes Sudhaus in der Oberstadt steht, und durch dessen Panoramafenster man die alte Betondecke sehen kann, in die seinerzeit der Maischebottich eingelassen war. Ein trauriger Anblick.

Erinnerungen an die Brauerei Hellmuth

Nicht so traurig war, dass es unserem Stadtführer gelang, die Familie Günther dazu zu bewegen, ihren Brauereiausschank in der Unterstadt spontan für uns zu öffnen. Begeistert war man dort zwar zunächst nicht, aber angesichts der Aussicht, zwei Dutzend bierdurstige Reisende für anderthalb Stunden zu versorgen, wurde doch aufgeschlossen. Und so verkosteten wir hier in fröhlicher Runde die leckeren Günther-Biere.

Nach vielen schönen Eindrücken und zahlreichen frischen Bieren brachten und sie sieben Malteser-Busse zurück zum Fränkischen Hof. Hier sollte erneut ein fröhlicher Abend mit Unterhaltungsprogramm auf uns warten. Ein leckeres Büffet stand bereit, ein Akkordeonspieler und Alleinunterhalter war engagiert und Wirtin Simone wollte sich als Animateurin betätigen und Schwung in unsere Gruppe bringen. Ein Fußballspiel machte uns aber einen dicken Strich durch die Rechnung – gut die Hälfte der Gruppe zog es vor, sich im Nachbarraum vor den Fernseher zu setzen und auf den Bierabend zu verzichten. Und angesichts des kümmerlichen Rests der Gruppe gelang es weder dem Akkordeonspieler noch Simone, so richtig Schwung in den Laden zu bringen.

Ganz bürgerlich solide genossen wir also unser leckeres Essen, tranken noch viele Leikeimer Biere dazu, aber die ganz große Gaudi fand nicht mehr statt.

Dritter und letzter Tag – 22. Mai 2016

Beim leckeren Frühstücksbüffet traf sich die Gruppe im großen Speisesaal. Der kräftige Kaffee weckte die Lebensgeister wieder, und gut gelaunt zogen wir ein Resümee der 2016er Tour der Bier. Drei aktive Brauereien besucht, zwei davon besichtigt, fünf ehemalige Brauereien aufgespürt, ein mehrgängiges Biersommelier-Menü und zwei ausführliche Stadtrundgänge. Dazu eine schöne Unterbringung in einem sehr angenehmen Hotel und ein origineller Transport mit dem Malteser-Fahrdienst. Eine rundum gelungene Tour. Und den Lapsus mit den Fußballfanatikern – na, über den sehen wir mal großzügig hinweg.

Einen herzlichen Dank an die Organisatoren, und auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Bilder und Impressionen

Dieser Tour-Bericht ist in angepasster Form auch in der Zeitschrift Bier & Brauhaus erschienen:

Reisen – Tour de Bier

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