Taglaura
თაღლაურა
Tbilisi
GEO

Tbilisi:
Eine kurze Geschichte von der vergeblichen Suche nach den Braukesseln (in drei Teilen).

Teil 3: Taglaura

Schon den dritten Abend bin ich in Tbilisi unterwegs, und obwohl ich schon einige interessante Biere getrunken habe, ist mir der Blick auf ein echtes Sudwerk immer noch verwehrt geblieben. Sollte ich heute vielleicht mehr Glück haben?

Taglaura steht auf dem Plan. Laut etwas umständlicher Internet-Recherche eine Kette von insgesamt vier Gasthausbrauereien, die sich über das Stadtgebiet verteilen. Die Website der Kette? Unerreichbar. Schon seit Tagen. Vermutlich nicht mehr existent. Adressen der vier Lokale? Widersprüchlich. Gefühlte zwei Dutzend verschiedene Adressangaben für vier Orte. Dazu elektronische Landkarten, auf denen sich die Taglaura Pins überall verteilen, nur nicht notwendigerweise dort, wo überhaupt die Chance besteht, eines der Restaurants zu finden. Mitten im Fluss, der Tbilisi durchquert? Wohl eher nicht.

Ich frage eine georgische Kollegin, mit der ich gerade einen Pausenkaffee trinke. „Taglaura?“, fragt sie zurück, „Das ist ein bisschen schwierig zu erklären, Du kennst doch das Problem mit den sich ständig ändernden Straßennamen hier in Tbilisi. Am besten, Du nimmst ein Taxi!“

Also ein Taxi. „Taglaura?“, lautet die Gegenfrage des Taxifahrers, „Welches denn? Es gibt vier!“

Tja, welches denn wohl, denke ich mir, und sage auf gut Glück „Das nächste!“

„Nein, da ist es bei dem Wetter viel zu stickig und eng. Ich bringe Euch lieber in das an der Straße nach Kojori!“ Sprach’s und brauste los.

Taglaura

Nach ein paar Serpentinen durch die Berge stehen wir vor dem Restaurant mitten im lichten Wald. Herrlich gelegen, urig eingerichtet, mit einem großen Biergarten, der sich in den Wald erstreckt. Ein sehr schöner erster Eindruck. Links vom Biergarten ein großer Spielplatz, daneben eine Weide mit ein paar Pferden und Ziegen, die sich bereitwillig von den Kindern füttern lassen.

Wir suchen uns einen Platz im Biergarten, ein bisschen im Schatten der Kiefern, aber trotzdem mit einem schönen Blick. Die Kellnerin kommt blitzschnell angelaufen, mit einer Speisekarte voller regionaler Spezialitäten. Und mit einer schlechten Nachricht. Von den beiden Taglaura-Bieren, dem White und dem Black, gebe es derzeit nur das White. Nun denn, schneller Entschluss, zwei große White also. Und dazu die lokale Spezialität, Khachapuri. Einmal mit Spinat und einmal mit Ei.

Khachapuri

Das Bier kommt rasch, und neugierig probieren wir. Klar, recht kräftig gespundet, es perlt wie ein Sekt. Geschmacklich erinnert es an ein Kristallweizen, recht angenehm bei der staubigen Hitze, wie sie derzeit in Tblisi herrscht. Gar nicht so schlecht. Auch die Khachapuri schmecken ausgezeichnet, wenn auch das, was in der Speisekarte als Medium bezeichnet wurde, eine für den mitteleuropäischen Magen viel zu große Portion ist. Aber es wäre noch steigerungsfähig gewesen, denn die Größenangaben lauteten Small, Medium, Large und Titanic.

Titanic? Ein Albtraum. Mein Magen spannt auch so schon und verlangt nach einem zweiten leckeren White. Welches er auch bekommt!

noch ein zweites White

Ich gehe noch einmal hinein in den Schankraum und suche das Sudwerk. Ein großer Saal, rustikal eingerichtet, im lokal-folkloristischen Stil. Ansprechend, und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie gemütlich es hier bei schlechtem Wetter ist. Aber ein Sudwerk suche ich vergeblich.

„Ja, es ist unser eigenes Bier, bei Taglaura gebraut. Aber nicht in diesem, sondern unten in der Stadt, in einem der anderen drei.“, sagt die Kellnerin. „In welchem?“, hake ich nach, aber da zuckt sie nur noch die Achseln, das wisse sie leider auch nicht, sie wäre noch nicht dort unten gewesen.

Und so bleibt es zum dritten Tag in Folge dabei, dass ich zwar ein gutes, lokales Bier genießen durfte, aber an der Suche nach den Braukesseln gescheitert bin.

Das Taglaura an der Straße nach Kojori ist täglich ab dem späten Vormittag durchgehen geöffnet. Zu erreichen ist es mit dem Bus, Haltestelle Nummer 3640, „Opposite Taglaura“ (sic!). Oder mit dem Taxi, die Fahrt von der Innenstadt bis hierher kostet lediglich fünfzehn Lari, etwa sechs Euro.

Bilder

Taglaura
თაღლაურა
Tbilisi-Kojori Street
0108 Tbilisi
Georgien

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