Thomas Fuchs
111 Deutsche Biere,
die man getrunken haben muss

2015 ist dieses Buch in seiner ersten Auflage erschienen – aber wer die deutsche Bierszene kennt, der weiß, dass sie sich trotz der Pandemie seitdem enorm weiterentwickelt hat. Es hat Brauereischließungen gegeben (leider), es gibt zahlreiche neue Brauereien („Juchhu!“), und viele Brauereien zeigen sich nach wie vor innovativ und kommen mit neuen Kreationen auf den Markt. Manche Biere bleiben, manche sind nur Eintagsfliegen.

Mit viel Freude lese ich daher die neue, aktualisierte Auflage der 111 Deutschen Biere, die man getrunken haben muss, ganz frisch aus der Druckerpresse. Gewissermaßen noch warm.

Thomas Fuchs
111 Deutsche Biere, die man getrunken haben muss

Der humorige, manchmal sehr lakonische, immer aber unterhaltsame und flüssige Stil von Thomas Fuchs gefällt mir gut, und viel zu schnell bin ich mit dem Buch am Ende.

Na klar, man kann immer überlegen: War die Auswahl ausgerechnet dieser 111 Biere wirklich so glücklich? Gibt es nicht andere, die es auch verdient hätten, hier aufgenommen zu werden?

Die Antwort gibt Thomas Fuchs bereits im Vorwort: „Hier geht es nicht um die 111 Besten“, sondern um „… möglichst viele Schattierungen“. Das mit den Schattierungen hat er geschafft – vom Industriepils bis zum exotischen Wunderbräu aus den Kesseln einer Kleinstbrauerei ist eigentlich alles dabei.

Also: Ein schönes Buch!

Gibt’s denn auch Kritik?

Klar, aber gewissermaßen auf hohem Niveau:

In besagtem Vorwort schreibt Fuchs, es gebe in Deutschland um die 6000 Biersorten. Das ist eine Zahl, die auch der Deutsche Brauer-Bund gelegentlich kolportiert, die aber nicht berücksichtigt, dass es unter den mehr als 1500 deutschen Brauereien auch Kleinbrauereien gibt, die pro Jahr zehn und mehr Biersorten auf den Markt bringen, und dass selbst die Großbrauereien viele saisonale Biere einbrauen, so dass man über ein ganzes Jahr hinweg bestimmt deutlich über 6000 verschiedene Biere wird entdecken können.

Die Geschichte auf Seite 12, dass das Rauchbier entstanden sei, weil Mönche nach einem Brand ein Klosterbier eigentlich wegschütten wollten, es dann aber probierten und an dem erhaltenen Rauchbier Gefallen gefunden haben sollen, ist Unfug. Einen ähnlichen geschichtlichen Kern kann man vielleicht beim Eisbock konstruieren, wo vielleicht tatsächlich ein eingefrorenes Fass am nächsten Morgen für eine sensorische Überraschung sorgte, aber im Falle des Rauchbiers ist es so, dass früher wohl alle Biere rauchig geschmeckt haben, weil das Malz über offenem Feuer gedarrt worden ist.

Apropos Eisbock: Das stärkste Bier der Welt ist in diesem Buch natürlich auch enthalten!

Na, und auf Seite 126 ist von einem Quantensprung in der Bier-Szene der Schwabenmetropole die Rede. Da fühle ich mich natürlich schon allein aufgrund meines Namens dazu aufgerufen, darauf hinzuweisen, dass die Metapher vom Quantensprung leider rumpeldumm ist – ist doch der Quantensprung in der Physik die kleinstmögliche (!) Energieänderung eines Elektrons, mithin also nichts Bemerkenswertes, sondern eher das Unbemerkenswerteste überhaupt. Aber da befindet sich der Autor in besten Kreisen – vom Spitzenpolitiker über den Großindustriellen bis zum hochbezahlten Fußballer … Alle schwätzen sie von Quantensprüngen und offenbaren, dass sie im Physikunterricht in der Schule nicht aufgepasst haben!

Schließlich: Auf Seite 146 sind die Zweierpotenzen leider im Druck zu ganz normalen Zahlen geworden. Aus 20 wurde 20, aus 21 wurde 21, und so fort bis hin zu 24, das zu 24 wurde. Da ist dem Schlusslektorat nicht aufgefallen, dass der Computer-Satz hier wohl das Format selbständig zu stark vereinheitlicht hat … Schade, denn so zündet der zugrundeliegende Gag nicht.

Wie oben schon geschrieben: Kritik auf hohem Niveau. Für die Zielgruppe, den Bierliebhaber und Noch-Nicht-Bier-Nerd, ist das Buch prima. Kurzweilig und unterhaltsam. Hat wirklich Spaß gemacht, es zu lesen.

Und jetzt habe ich Lust, das eine oder andere vorgestellte Bier zu probieren. Womit das Buch sein Ziel erreicht hat!

Thomas Fuchs
111 Deutsche Biere, die man getrunken haben muss
Emons Verlag GmbH
Köln, 2023
ISBN 978-3-7408-1801-2

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