Conrad Seidls Bier Guide – der ultimative Bierbar-, Kneipen- und Brauereiführer durch Österreich. Bereits zum 17. Mal ist er dieses Jahr erschienen, und erneut liegt ein Nachschlagewerk vor mir, das mir, wann immer ich bei unseren südlichen Nachbarn unterwegs bin, ein lieber Begleiter geworden ist.
Conrad Seidl
Bier Guide 2016
„Die 17. Ausgabe dieses Bierguides ist die dickste, die wir je hergestellt haben“, so beginnt Conrad sein Buch. Schmunzelnd muss ich ihn gedanklich korrigieren, denn die ganz alten Ausgaben, beispielsweise aus dem Jahr 2003, hatten noch einen dicken Karton-Einband und waren somit trotz weniger Inhalt doch ein wenig dicker als die neuen Ausgaben im Softcover, aber natürlich ist es im übertragenen Sinn gemeint: Der umfangreichste Band ist es mit Sicherheit!
Und wo immer man in Österreich unterwegs ist, sei es in Wien oder anderen großen Städten, sei es draußen in der Provinz, auf dem Lande und in den Bergen – dürstet es nach einem guten Bier, dann genügt ein Griff zum Bier Guide, und man wird fündig.
Alphabetisch nach Bundesländern sortiert, vom Burgenland bis Wien, und innerhalb der Bundesländer wiederum alphabetisch nach Ortsnamen, jede Bierwirtschaft, jedes Bierlokal ist sorgfältig erfasst. Zunächst Name, Adresse, Telefonnummer, eMail-Adresse, URL der Website, dann die Öffnungszeiten. Es folgt eine Liste der angebotenen Biere, getrennt nach Fass- und Flaschenbier. Und schließlich ein wenig Freitext – eine Beschreibung des Lokals, seiner Besonderheiten, auf die der werte Besucher achten oder Wert legen möge, und ganz am Ende kommt noch eine kurze Aussage, wieviel Personen denn drinnen oder gegebenenfalls auch draußen im Biergarten Platz finden. Komprimierte Information, es ist alles da, was man braucht.
Am wichtigsten aber ist die Krügerl-Wertung. Ist schon die Aufnahme eines Bierlokals in den Bier Guide eine gewisse Auszeichnung, denn natürlich ist nicht jede heruntergekommene, schmuddelige Dorfkneipe, in der das Bier muffig und schal ausgeschenkt wird, im Bier Guide enthalten, sondern Conrad legt Wert auf gute Bierqualität, so ist die eigentliche Ehrung aber die Anzahl der vergebenen Bierkrug-Symbole direkt neben dem Namen des Lokals. Von einem Krügerl („das Lokal hebt sich ab von anderen“), zweien („überdurchschnittliches Bierlokal“), dreien („sehr gutes Bierlokal, regionaler Standard“), vieren („hervorragendes Bierlokal, nationaler Standard“) bis fünf („international vorbildliches Top-Lokal“) reicht die Wertung. Und wer schon einmal mit Conrad in bieriger Mission unterwegs war, weiß um seinen Anspruch und seine Kenntnisse der Bierszene weltweit. Wenn er von „internationalem Vorbild“ spricht, dann hat das schon seine Berechtigung.
seit mehr als zehn Jahren: Bier Guide
Seit mehr als zehn Jahren (der älteste Bier Guide, der bei mir im Regal steht, ist der oben genannte aus dem Jahr 2003) nutze ich Conrad Seidls Tipps, wenn ich unterwegs bin, und stimmte mit seinen Bewertungen bisher auch immer überein, egal, wo ich hingekommen bin.
Natürlich passiert es ab und an, dass Detaildaten nicht mehr stimmen, weil sie sich zwischen Redaktionsschluss und Drucklegung doch noch einmal geändert haben. Die Öffnungszeiten wurden verkürzt (leider selten nur verlängert), Ruhetage eingeführt, das Bierangebot geändert oder – selten zwar, aber traurig genug – das Lokal ganz geschlossen. Aber die Beschreibung als solches, die stimmt eigentlich immer.
Aber der Bier Guide ist noch mehr als eine Auflistung der guten Bierlokale Österreichs. Auf den ersten knapp neunzig Seiten finden sich noch mehr bierige Informationen. Eine kurze Geschichte der Biervielfalt in Österreich, dann eine Aufstellung der Brauereien und Biermuseen, die einen Ausflug wert sind, dann ein kurzes Kapitel über die Bierinnovationen des abgelaufenen Jahres. Letzteres natürlich völlig subjektiv, das lässt sich nicht vermeiden. Der eine liebt holzfassgelagerte Spezialitäten mit exotischen Zutaten, der andere eher nicht. Trotzdem, spannend, welche Experimente die österreichischen Bierbrauer 2015 gewagt haben.
übersichtliches Layout
Ein weiteres Kapitel listet die besten Biergeschäfte in den Bundesländern auf, denn nicht immer ist es dem Bierreisenden vergönnt, vor Ort zu verkosten und dann im Hotel zu übernachten – zu oft muss man sich auf ein symbolisches Schlückchen beschränken und ist froh, wenn man vor Ort ein Geschäft mit einer guten Auswahl findet, um wahlweise Rucksack oder Kofferraum mit bierigen Trophäen füllen zu können.
Es folgt die Ehrentafel – eine Liste der Top-Lokale, die in den vergangenen Jahren als beste ihrer Art ausgezeichnet worden sind. Kurz und knapp. Name und Ort. Für das laufende Jahr kommen aber noch vier Lokale extra dazu: Das Bier-&-Käse-Lokal des Jahres, die Mikrobrauerei des Jahres, das Bierrestaurant des Jahres und die Bierinitiative des Jahres, alle vier ausführlich beschrieben und die Ehrung sorgfältig begründet.
Ein rundum tolles Buch, und obwohl ich die Ausgabe 2016 gerade erst so richtig liebgewonnen habe, freue ich mich bereits auf die nächste. Österreichs Bierszene ist spannend, sie entwickelt sich schnell, und wer das Neueste wissen möchte und unterwegs Hilfestellung benötigt, der ist mit diesem Bier Guide wahrlich gut bedient.
Und, Conrad, Du wirst es mir verzeihen, ich kann nicht anders, aber auch bei diesem Buch ist es mir gelungen, schon vor dem richtigen Lesen, beim ersten Durchblättern, einen winzigen Fehler zu entdecken: Die Zeichenerklärung ist natürlich nicht auf Seite 88, wie es das Inhaltsverzeichnis angibt, sondern auf Seite 84. Irgendwie ist es mein Schicksal, bei jedem Buch immer sofort auf eine solche, völlig unwichtige Kleinigkeit zu stoßen. Und es dann auch noch sagen zu müssen. Ich kann einfach nichts anders, ich bin mit dem Blick fürs Unwesentliche gestraft. Nichts für ungut, Conrad!
Conrad Seidl
Bier Guide 2016
medianet Verlag AG
Wien, 2016
ISBN 978-3-902843-73-9
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