Adrian Tierney-Jones
1001 Beers You Must Try Before You Die

Was für ein Papierklotz! Ein Backstein aus Papier, gewissermaßen. 960 Seiten (für die 1000 hat es nicht ganz gereicht), hochwertiges Papier und eine – zum Glück! – hochwertige Bindung. Da hat man was in der Hand.

1001 Bier, die man probiert haben sollte, bevor man stirbt. 1001 Beers You Must Try Before You Die.

Adrian Tierney-Jones
1001 Beers You Must Try Before You Die

Ich nehme das Buch in die Hand und überlege. Zehn Jahre ist es her, dass es erschienen ist. Wie viele der hier beschriebenen Biere mögen wohl noch auf dem Markt sein? Immerhin hat es zwischen der ersten Auflage von 2010 und der zweiten von 2013 schon einige Änderungen gegeben. Gibt es die Brauereien noch? Deren Biere? Sind sie überhaupt problemlos erhältlich, oder sind es extrem seltene und exotische Biere? Werde ich einige davon kennen? Sind alle Regionen der Welt abgedeckt, oder ist es – mal wieder … – ein USA-zentriertes Buch, das jenseits der Grenzen Nordamerikas von Ahnungslosigkeit geprägt ist?

Nun, es ist alles besser, als ich es im ersten Moment erwarte.

Mehrere Dutzend Autoren aus der ganzen Welt haben über tausend Biere beschrieben – und das meistens so ausführlich, dass das Bier eine ganze Seite in diesem Buch bekommt. Fast immer ein Bild des Biers (oder wenigstens des Etiketts), dann der Name des Biers, der Brauerei, der Stil, der Alkoholgehalt, das Land, in dem es gebraut wird, das Jahr, seitdem es gebraut wird und die empfohlene Serviertemperatur.

Dann folgt eine kleine Geschichte dazu, mehr oder weniger anekdotisch, und in wenigen Zeilen gibt es abschließend noch Verkostungsnotizen.

meistens bekommt jedes Bier eine eigene Seite

Schön gemacht – ein Buch, mit dem man sich immer mal wieder beschäftigen kann. Nicht, um es in einem Rutsch durchzulesen. Bei 1001 Bieren verschwimmt sonst alles in einer breiigen Gedankenwolke. Aber gerne, um mal hier ein bisschen zu blättern, dann mal dort. Um die Gedanken schweifen zu lassen und sich Anregungen zu holen, wo man denn mal gezielt nach neuen, interessanten Bieren forschen könnte.

Sortiert sind die Biere in fünf großen Kapiteln, und zwar nach … Farbe!

Bernsteinfarben, Blond, Weiß und Dunkel. Plus ein Kapitel „Specialty“.

Innerhalb jedes Kapitels geht die Sortierung alphabetisch, und weil diese Struktur die Wiederauffindbarkeit eines Biers nicht gerade erleichtert (War das Bier jetzt bernsteinfarben oder richtig dunkel? Und der Name – war das die Brauerei oder das Bier?), gibt es zu Beginn des Buchs ein Register, in dem alle Biere nach Ländern geordnet aufgelistet sind.

So kann der Wälzer dann doch gut als Nachschlagewerk dienen.

Gut gemacht!

Gibt’s denn auch Kritik?

Ja, aber nicht viel:

  • Das Union Temno Pivo aus der Pivovarna Union in Slowenien ist dekoriert mit dem großen, leuchtenden „U“ der ehemaligen Union-Brauerei in Dortmund, obwohl beide Brauereien außer dem Namen nichts miteinander gemein haben.
  • Beim Brodie’s London Sour Peach zeigt das Etikett der abgebildeten Flasche einen Alkoholgehalt von 3,7%, während der erläuternde Text von 3,6% spricht.

Tja, und das waren dann auch schon die einzigen Ungereimtheiten, die mir aufgefallen sind. Zwei Stück auf fast tausend Seiten. Spricht für die Qualität des Lektorats!

Es gibt auch eine erneut aktualisierte Auflage aus dem Jahr 2018. Insofern lohnt es sich, vor einem eventuellen antiquarischen Kauf mal im Netz zu stöbern.

Adrian Tierney-Jones
1001 Beers You Must Try Before You Die
Cassell Illustrated
London, 2013
ISBN 978-1-84403-765-0

2 Kommentare

  1. Was mir zuerst auffiel: Mehr als die Hälfte der deutschen Biere fällt in die Kategorien „Amber“ oder „Dark“, was den deutschen Biermarkt nicht ganz treffend wiedergibt. Kann man natürlich auch so sehen: Der helle Teil des dt. Biermarkts ist nicht to „try before you die“.

    Befremdlich finde ich im Index (S. 15) die Einträge „Märzen“, „Dunkles Vollbier“, „Original Alt“, „Dunkler Weizenbock“ u.a.; da muß man schon blättern um zu sehen, was gemeint ist. Punktabzug.

    Die, ich sach mal, Basis-Einträge für Dtld. sind von Werner Obalski, einem Fachmann für Sherry und Tequila. Anders kann ich einen Eintrag wie „Dom-Kölsch“ nicht erklären.
    Kölsch schneidet gegenüber Altbier eh ganz schlecht ab.

    Die Mehrzahl der Beiträge für Germany stammen von Sylvia Kopp, das bringt Abwechslung ins Buch. So sind (Pluspunkt) viele regionale Brauereien vertreten, nicht nur die Big Player. Und auch die Einträge, die sich in meiner Top-100-Liste finden, stammen von ihr.

    Drei Einträge (mind.) sind von Altmeister Pattison. Über Jever Pils schreibt er „It is lagered for three month…“ Wer’s glaubt…

  2. Zur Wirkung des Buches: In meiner Zeit als Bierverkäufer kamen dann und wann Kunden mit einer Suchliste in den Laden. Sie hatten den Ehrgeiz, genau diese 1001 Biere zu kaufen und zu trinken. Die habe ich mit Märzen vom Staffelberg und Bartholomäus Festbier glücklich gemacht. Am Wodan sind sie alle gescheitert.

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