Ich bummele durch die Altstadt Brünns, die Sonne scheint, die jungen Damen flanieren in der Fußgängerzone auf und ab, die jungen Herren sitzen am Brunnen und beobachten sie dabei. Luxuriöse Geschäfte und Filialen internationaler Modeketten laden zum Shopping, dazwischen überall kleine Lokale, Restaurants und Bars. Es sind Sommerferien, die Menschen haben Zeit, und das merkt man. Keine hektisch telefonierenden Geschäftsleute, die in hässlichen Anzügen und merkwürdig gemusterten Krawatten durch die Straßen hetzen, und selbst der Stau auf der Zubringerautobahn wirkt heute Morgen weniger angespannt als sonst.
Pivotéka U Modrého Lva
Und inmitten dieses Fußgängerzonenidylls ein winziges Lädchen, gerade groß genug, dass zwei Kunden gleichzeitig hineinpassen. Unter der Voraussetzung, dass sie sich rücksichtsvoll benehmen und ihre Bewegungen aufeinander abstimmen. Die Pivotéka U Modrého Lva. Oder, auf Deutsch, der Bierladen Zum Blauen Löwen.
Schon länger hatte ich ihn auf meiner Liste von Adressen, die es noch zu besuchen gilt, und heute hat es sich endlich mal ergeben. Der Bierkühlschrank daheim ist fast leer, ich habe während der Geschäftszeiten frei, und ich bin in Brünn. Also: Hinein!
Im ersten Moment fährt mir der Schreck in die Glieder: Die ganzen Regale sind randvoll mit Löwenbräu-Flaschen. Überall das kräftige Hellblau der Etiketten des Löwenbräu Hell. Eine Sonderaktion, vielleicht?
Alles voller Löwenbräu?
Aber auf den zweiten Blick sehe ich: Es sind nur die Preisschilder, die auf hellblauem Karton gedruckt sind, der genau den vertrauten Farbton der Löwenbräu-Etiketten trifft. Auf kleinen Drahtständern schweben sie direkt vor der jeweiligen Flasche, verdecken zum Teil die bunten Etiketten und erwecken den Eindruck, alle Regale wären mit der gleichen Sorte Bier bestückt.
Erleichtert sehe ich mich genauer um. Vom Eingang aus gesehen rechts ein großes Regal (sofern man in diesem winzigen Lädchen überhaupt von groß sprechen kann …) mit tschechischen Bieren, geradeaus ein großer Kühlschrank mit tschechischen Spezialbieren in großen 0,75 l, 1,0 l und 1,5 l großen Flaschen aus Plastik und Glas, und links daneben noch ein Regal mit internationalen Spezialitäten. Mit Sicherheit weit über 100 verschiedene Biere.
Von jeder Sorte stehen hier nur wenige Flaschen, für mehr ist gar nicht Platz. Ein winziger Tresen für den Verkauf quetscht sich noch auf die kleine Fläche – irgendwo muss der Kunde seine Schätze schließlich auch bezahlen. Und hinter diesem Tresen erspähe ich eine kleine, schmale Stiege, die in den Keller führt. Aha, denke ich, da müssen wohl die weiteren Vorräte, Kisten, Kästen und Kartons stehen, denn mit dem, was hier in den Regalen präsentiert wird, kann man nicht lange glänzen – es muss nachgefüllt werden, und das geschieht mit Sicherheit nicht direkt aus dem Kofferraum eines Autos oder dem Rucksack des zweimal am Tag vorbeischauenden Lieferanten.
Ich wähle mir ein paar Flaschen aus dem Kühlschrank. Etwas von Matuška, der kleinen Handwerksbrauerei aus Broumy, und etwas von Clock, der aufstrebenden Craftbrewery aus Potštejn. Die Preise sind nicht niedrig, aber noch fair, wenn man bedenkt, was für einen Aufwand es bedeutet, diese Spezialitäten gekühlt durch das Land zu transportieren und hier vorzuhalten.
Der freundliche junge Mann an der Kasse spricht ausreichend gut Englisch, um den Einkauf problemlos abzuwickeln; Zahlung mit Kreditkarte geht problemlos, und mit gut gefülltem Rucksack mache ich mich wieder auf den Weg. Hier war ich vermutlich nicht zum letzten Mal.
Die Pivotéka U Modrého Lva ist eine kleine Kette von Biergeschäften, vorwiegend in Brünn. Die Verkaufsstelle in der Česká-Straße, Prodejna Česká v Brně, ist von Montag bis Freitag von 09:00 bis 19:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonnabends von 09:00 bis 13:00 Uhr. Sonntags ist geschlossen. Zu erreichen ist das winzige Lädchen am besten mit der Straßenbahn, die Haltestelle Česká mit den Linien 2, 3, 4 ,5, 6, 9, 11 und 12 ist gerade 150 m entfernt.
Pivotéka U Modrého Lva
Prodejna Česká v Brně
Česká 19/21 – Veselá 26/28
602 00 Brno
Tschechien
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