[Blick zurück auf August 2025]
Wenn Dein Bier überraschend im Hotel deponiert wird …
Ich bin für ein paar Tage im Allgäu. Ein kurzer Austausch per WhatsApp mit meinem lieben, ehemaligen Mitarbeiter, dem Herrn G. „Kriegen wir eine gemeinsame Tasse Kaffee hin, um von alten Zeiten zu schwärmen?“
Ach, es ist schrecklich. So sehr wir uns auch mühen – wir bekommen unsere gut gefüllten Terminkalender nicht übereinander. Wie schade. Traurig verschieben wir unser Treffen auf das nächste Mal, wann auch immer. Hoffentlich nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag.
Spät am Abend komme ich zurück ins Hotel, der Portier empfängt mich gut gelaunt. „Sie sind doch der Bierspezialist, oder?“
Äh, woher weiß er das? Ich bin doch familiär und nicht in Sachen Bier unterwegs. Gewissermaßen inkognito.

„Hier ist nämlich was für Sie abgegeben worden“, gluckst er vergnügt und holt acht Flaschen Bier aus dem Kühlraum hinten in der Küche. „‚Sie werden Augen machen!‘, hat der Überbringer versprochen, und er hat Recht gehabt. Ihr überraschter Blick spricht Bände!“
Der Portier ist sichtlich zufrieden. Ich auch. Acht Flaschen Bier, die machen den Koffer auf der Rückfahrt zwar schwer, aber ergeben auch wieder acht ganz gemütliche Trinkereignisse mit ausführlichen …
Verkostungsnotizen
Irseer Klosterbräu – Irseer Kloster-Weiße ur-belassen (5,2%)
Die dunkelgelbe Farbe und die kräftige Trübung, die sich unmittelbar nach dem Einschenken in feinen Wölkchen bildet und dann rasch gleichmäßig und ohne Krümel verteilt, gefällt ebenso wie der altweiße Schaum, der allerdings durchaus noch ein wenig üppiger hätte ausfallen können.
Der Duft ist eher bananig, allerdings nicht so intensiv, dass es beim Schnuppern schon alles zu macht. Sehr schön ausbalanciert.
Der Antrunk ist rund und voll, gar nicht so spritzig, wie bei vielen anderen Weißbieren (das erklärt dann wohl auch den verhältnismäßig zurückhaltenden, gleichwohl schönen Schaum), und auf der Zunge zeigt das Bier eine kräftige Mundfülle. Das ist was zum Abbeißen.
Nach dem Schluck paaren sich feine Bitternoten vom Hopfen mit denen der Hefe – angenehm.
Ein rundes, harmonisches, aber durch seine Fülle auch saturierendes Bier.
Urlauer GenussBrauerei – G’standener Hubert – Urlauer Bockbier (7,0%)
Das Bier hat eine schöne, leuchtende Kupferfarbe, eine gleichmäßige Trübung und einen sehr, sehr üppigen, kremigen und sehr lange haltbaren, kremweißen Schaum.
Der Duft ist intensiv malzig mit einer ganz leichten säuerlichen Note.
Spritzig zu Beginn markiert es auf der Zunge und am Gaumen eine interessante Kombination aus kräftigem, aber nicht zu süßem Malzkörper und einer feinen, leicht röstigen Bittere. Ein paar Brotkrustenaromen und ein leicht kräuteriger Malzhauch prägen die retronasalen Eindrücke.
Nach dem Schluck wird der brotige Charakter etwas deutlicher, auch die Hopfenherbe wird prägnanter, leider spürt man nun aber auch die schon im Duft erkennbare leichte Säure. Das Bier ist haarscharf vor’m Umkippen.
Irseer Klosterbräu – Irseer Kloster-Helles ur-belassen (4,9%)
Oh, für ein Helles ist die Farbe schon sehr kräftig und dunkel, und das liegt zwar auch, aber nicht nur an der kräftigen Trübung, die sich beim Einschenken sehr schön in Wölkchen verteilt und dann aber ganz gleichmäßig wird. Der altweiße Schaum ist kremig und üppig, setzt sich dann aber nach einer Weile und bildet eine nur noch kleinfingerdicke Schicht.
Der Duft ist malzig, leicht süßlich und ganz fein fruchtig-estrig.
Der spritzige, fast schon ein bisschen pfeffrig-scharfe Antrunk erfrischt, auf der Zunge schäumt das Bier dann ob seiner relativ hohen Spundung auf und zeigt sich ziemlich bizzelig. Die eigentlich sehr schöne und milde Restsüße kommt so leider nicht ganz zur Geltung. An heißen Sommertagen mag die hohe Spundung im ersten Moment sehr erfrischend wirken, aber selbst dann steht sie einem großen und tiefen Zug entgegen – zu sehr füllt die Kohlensäure den Magen, und erst nach einer dezenten Entgasung, vulgo Bäuerchen, geht der nächste große Schluck.
Die Bittere ist sehr zurückhaltend, sie wird erst nach dem Schluck spürbar. Gleichzeitig kommen retronasal die Malzaromen noch ein wenig hervor.
Ein Sommerbier, dem es aber aufgrund der (zu) hohen Spundung ein bisschen an Durchtrinkbarkeit fehlt.
Irseer Klosterbräu – Irseer Kloster-Starkbier (7,2%)
Ist mittlerweile zwar schon ein wenig über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinweg, aber trotzdem noch gut:
Die Farbe ist ein schönes Dunkelbraun mit einem ganz leichten Rotstich. Das Bier ist leicht trüb (es ist ja auch unfiltriert und naturbelassen) mit ein paar leichten Flöckchen, die sich gebildet haben. Darüber bildet sich eine sehr schöne, kremige und bombenfeste, beigefarbene Schaumschicht.
Der Duft ist angenehm malzig mit ein paar noch sehr dezenten Honignoten, die auf die Alterung zwar hinweisen, aber sehr angenehm sind.
Der Antrunk ist weich und rund, und auf der Zunge dominiert das Malz mit einer festen, komplexen Süße. Zwar ist auch eine gewisse Bittere spürbar, diese hält sich aber dezent zurück, balanciert lediglich die Vollmundigkeit ein bisschen aus, so dass das Bier nicht zu mastig wird.
Nach dem Schluck bleibt eine leichte Bittere im Rachen haften, gleichzeitig entwickeln sich retronasal die Honignoten etwas intensiver und werden von einem feinen, erdigen Charakter begleitet.
Irseer Klosterbräu – Irseer Kloster-Radler (2,6%)
Tja, eigentlich müsste dieses Getränk außer Konkurrenz laufen – es ist ja kein Bier, sondern ein Biermischgetränk. Aber da der Anteil an Bier immerhin 50% beträgt, lassen wir es mal gelten:
Eine dunkelgelbe Farbe, eine schöne und gleichmäßige Trübung und ein schöner Schaum, der aber sehr schnell zusammenfällt, prägen die Optik.
Der Duft ist vom Limonadenanteil her fruchtig und zitronig, und es ist der Brauerei gelungen, einen Zitronenfrische-WC-Reiniger-Eindruck zu vermeiden. Gut!
Dem süßen und spritzigen Antrunk folgt ein erfrischender, leicht zitroniger und zuckriger Eindruck auf der Zunge. Der Abgang ist kurz bis gar nicht vorhanden; retronasal spüre ich neben feinen Zitronenaromen ein ganz leichtes Malzaroma.
In der Summe gar nicht so verkehrt, insbesondere, da keine künstlichen Süßungsmittel zugesetzt wurden, die einem Alsterwasser sonst oft einen unangenehmen Nachgeschmack verleihen.
Irseer Klosterbräu – Irseer Kloster-Urdunkel ur-belassen (4,9%)
Das Bier ist schön kastanienbraun und bei vorsichtigem Einschenken sogar relativ klar. Die beigefarbene Schaumkrone ist ansehnlich, fällt aber rasch zusammen. Immerhin hinterlassen die feinen Reste beim Genuss aber schöne Schaumringe im Glas.
Der Duft ist malzig und leicht nussig.
Der Antrunk weist interessanterweise eine leicht pfeffrige Schärfe auf, bevor das Bier dann im Mund aber runder, weicher und vollmundiger wird. Dabei bleibt die Malzsüße zurückhaltend, wird nicht zuckrig, und das Bier weist sogar eine feine Röstnote auf, allerdings nur eine sehr zurückhaltende.
Nach dem Schluck werden die malzigen Aromen ein bisschen deutlicher; der nussige Charakter verschwindet und macht eher kräuterigen Akzenten Platz. Der Abgang zeigt – endlich! – auch eine feine Bittere, bleibt aber erfreulich kurz.
Irseer Klosterbräu – Irseer Kloster-Urtrunk ur-belassen (5,4%)
Das Bier ist dunkelgelb, zeigt einen ganz feinen, opalisierenden Hauch und präsentiert einen feinporigen, kremigen Schaum.
Der Duft weist eine feine estrige Note und dahinter einen Hauch Honig auf – ein Zugeständnis an das um ein paar Tage überschrittene Mindesthaltbarkeitsdatum.
Der Antrunk ist spritzig und auf der Zunge dominiert der Malzcharakter, es ist aber auch eine feine mineralische Note zu spüren. Retronasal gesellt sich eine zum Glück sehr dezente, etwas dumpfe Note hinzu – auch dies ein Zeichen der Alterung.
Ein nur schwach bitterer, die Schleimhäute leicht adstringierender, aber kurzer Abgang schließt den Genuss ab.
Inselbrauerei Rügen – Natur Cider (5,6%)
Die letzte der acht Flaschen läuft außer Konkurrenz. Es handelt sich dabei nämlich um einen Cider, nicht um ein Bier. Daher hier „oB“ – „ohne Bewertung“.

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