Falkon – die Gipsy-Brauerei, Wanderbrauerei, oder wie es auf Tschechisch so schön ausgedrückt wird: Die Létající Pivovar, also die fliegende Brauerei. Frei und unabhängig wie ein Vogel, gewiss aber nicht vogelfrei, fliegt Brauer Jakub Veselý von einer Braustätte zur anderen, um dort als Gast sein Bier zu brauen und es anschließend unter der Bezeichnung Létající Pivovar Falkon auf den Markt zu bringen.
Nach eigenen Angaben begann Jakub Veselý bereits 2005 im Alter von zwölf Jahren mit dem Hausbrauen – die Domácí Pivovar Jakub Veselý, seine Hausbrauerei war geboren, der Brauvirus hatte ihn angesteckt, obwohl er Bier damals noch gar nicht mochte, noch gar nicht legal trinken durfte.
Mit neunzehn Jahren, 2012, hatte er seine Ausbildung zum Brauer beendet, fand keinen Arbeitsplatz und begann kurzerhand sein eigenes Brauprojekt – die Létající Pivovar Falkon. Seit vier Jahren braut er nun also in verschiedenen Braustätten, und produziert ein beeindruckendes Portfolio.
fast nur Falkon-Biere auf der Tafel
Am 14. Oktober 2016 hatte Jakub die Gelegenheit, zehn seiner Biere im Rahmen eines Tap Takeovers im JBM Brew Lab Pub im mährischen Brno vorzustellen. Die für jedes Craftbier-Pub obligatorische Kreidetafel und die improvisierte Filzstift-Beschriftung an den zehn Zapfhähnen informierten über die Biere und auf einem kleinen Flyer konnte man sich Notizen zu den Bieren machen.
Die Bar war voll, alle Tische reserviert, nur mit Mühe konnte ich noch einen Platz an der Theke ergattern, um mich nach und nach durch die Biere zu verkosten. Das Wichtigstes vorweg: Alle sieben Biere, die ich probiert habe, waren frei von Brau- und Geschmacksfehlern, stilistisch einwandfrei, interessant und gut trinkbar.
der Flyer mit den angebotenen Bieren
Das Zlej Blesk AM Lager überzeugte mit einer kristallklaren Aromatik, kräftiger Hopfenherbe und erfrischendem Touch. 5,7% Alkohol, 13° Stammwürze.
Das Bière de Garde bot spannende, kantige Hefearomen, rau, ungestüm, weniger trink- als eher degustierbar. 6,2% Alkohol, 15° Stammwürze.
Das Zeppelin Pale Ale mit lediglich 4,5% Alkohol und 11° Stammwürze bewies, dass auch relativ leichte Biere eine volle Hopfenaromatik mit viel Frucht und Bittere aufweisen können und durchaus nicht wässrig schmecken müssen.
Das Super Fly erwies sich als spannendes Crossover zwischen einem India Pale Ale mit viel Hopfencharakter und einem Saison mit wilden Hefearomen. Originell. 6,2% Alkohol, 14° Stammwürze.
Das Sourberry #1 war der Versuch, Gose, Lambik und auf Holz gereiftes Bier in einem zu vereinen. Die sauren Noten waren dezent und angenehm, die Holzchips, auf denen das Bier gelagert worden war, ergaben eine trockene, leicht adstringierende Textur, und gosetypisch war das Bier leicht salzig. Interessant! 4,0% Alkohol, 10° Stammwürze.
Trotz seines kriegerischen Namens erwies sich das Napalm als sehr gut trink- und genießbares India Pale Ale. Volle Hopfenaromatik der eher harzigen Seite, kräftiger Malzkörper, der den Hopfen ausbalancierte. Wohlgeraten! 6,4% Alkohol, 15° Stammwürze.
Noch ein bisschen bitterer das ansonsten nahe verwandte Ipák. Statt 40 IBU wie das Napalm wies es deren 50 auf, kam etwas aggressiver und rauer daher, hatte aber ansonsten ähnliche technische Daten, also ebenfalls 6,4% Alkohol und 15° Stammwürze.
Nicht alle Biere habe ich verkostet, drei sind mir gewissermaßen durchgerutscht. Und auch von den anderen sieben waren es teils nur kleine Probiergläschen. Aber eines war mir rasch klar: Dieser junge Brauer kann was! Ich ziehe den Hut. Keine Experimente nur um ihrer selbst willen, bei denen dann zwar originelle, aber wenig trinkbare Biere herauskommen, sondern Sude mit Hand und Fuß. Trinkbarkeit und Originalität traut vereint.
Jakub Veselý
Und so war der Applaus, den Jakub Veselý nach der Vorstellung seiner Biere bekam, völlig gerechtfertigt. Gute Sache. Seine relativ weite Anreise von Žatec bis Brno hatte sich also gelohnt!
JBM Brew Lab Pub
Grohova 17
602 00 Brno
Tschechien
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