Am Rande der Altstadt von ‘s Hertogenbosch in einer schmalen Gasse befindet sich das kleine Biercafé ‘t Paultje. 400 – so lautet die magische Zahl. Mehr als 400 verschiedene Biere werden hier angeboten, behauptet eine Kreidetafel am Rand des kleinen Außenbereichs des Cafés. Trotz der frostigen Luft am Abend des 5. März 2015 sitzen ein paar Eisenharte tatsächlich hier draußen, kuscheln sich aber in die warmen Decken und rücken immer näher an die Heizstrahler heran.
Ich schiebe mich durch die engen Reihen und gehe die Stufen zum Café hinauf. Drinnen ist es kuschelig warm, der Raum etwa halb besetzt. Erwartungsvoll schlage ich die Bierkarte auf und bin im ersten Moment enttäuscht. Das gesamte Produktportfolio der Brand-Brauerei aus Wijlre wird detailliert beschrieben. Zugegebenermaßen eine nette kleine Regionalbrauerei in Limburg, deren Biere gut schmecken, und die mittlerweile auch eine Reihe von Spezialitäten braut. Aber soll das alles sein? 400+ stand doch draußen.
Mein Tischnachbar lacht. „Die vielen Biere in einer Karte zu erfassen, ist doch unmöglich. Das wechselt doch ständig. Musst Du die Bedienung fragen!“ Sprach’s, und haut mir noch mal kräftig auf die Schulter. „Anfänger!“, scheint sein spöttisches Grinsen zu sagen.
Wenn der wüsste, denke ich mir, und spaziere an die Theke. Vom Fass die eben schon erwähnten Brand-Biere. Dahinter aber ein paar Kühlschränke, und da sieht es wirklich interessant aus. Ohne, dass ich ein ordnendes Prinzip erkennen kann, stehen jede Menge Biere brav aufgereiht nebeneinander. BrewDog steht direkt neben Leffe, da kann also wirklich kein System dahinter stehen, denke ich mir.
Der Blick wandert durch die Fächer, je größer die Auswahl, desto schwieriger wird es. Ich entscheide mich für ein Quadrupel der Muifel-Brauerei, das Zuster Agatha. Große Augen meines Tischnachbars. Er hätte wohl eher erwartet, dass ich mich einem banalen Pilsje wieder zurückkomme.
„You crazy Englishmen!“ raunt er mir jetzt zu. „You start the evening with a 10% beer on the empty stomach!” Ich lasse ihn in dem Glauben, einen Engländer vor sich zu haben.
Er erzählt weiter vor sich hin. Das Café gebe es noch gar nicht so lange, ein paar Jahre erst, und die Bierauswahl sei echt klasse. Nicht nur in den drei Kühlschränken, sondern irgendwo hinten würden die ganzen Biere stehen. Jede Menge. Und Paul, hinter der Bar, wenn man den fragen würde, der hätte immer eine passende Bierempfehlung. Und wie auf Kommando bittet an der Theke einer der Gäste nach einem guten Biervorschlag. Mit ein paar gezielten Fragen engt Paul die Interessen ein und kommt schließlich mit einem englischen Bier in der Hand an. Der Gast ist zufrieden.
Ich auch. Denn die Atmosphäre ist angenehm, die Bierauswahl wirklich gut. Ich probiere noch das Sylvester Winterbier von Brand, ein Saisonbier, sehr voll und malzig, an ein Märzen erinnernd, nur noch kräftiger. Gar nicht so verkehrt, wie es kupfern leuchtend vor mir im Glas steht.
Ein nettes Plätzchen, das Paultje, gerade richtig für einen kleinen Absacker nach einem langen Konferenztag.
Das Paultje hat montags Ruhetag, dienstags und mittwochs ab 18:00 Uhr und den Rest der Woche ab 13:00 Uhr durchgehend bis weit in die Nacht geöffnet. Zu erreichen ist es bequem mit der Bahn – vom Bahnhof ‘s Hertogenbosch sind es nur 300 m bis in die Altstadt und zum Paultje. Das Auto sollte man besser daheimlassen. Parkplätze gibt es in den engen Gassen sowieso nicht.
Proeflokaal ‘t Paultje
Lepelstraat 31a
5211 DP ‘s Hertogenbosch
Niederlande
Hinterlasse jetzt einen Kommentar