Ein stets rappelvolles, gemütliches Biercafé in der Altstadt von ‘s Hertogenbosch, Heerscharen von Gästen, die sich durch die interessante Bierkarte trinken und das gute Essen genießen. Prima Stimmung, nette Leute. Man hätte mit der Bar Le Duc also einfach nur zufrieden sein können.
Aber dann kommt Übermut hinzu. Könnten wir nicht in der Spülküche mal versuchen, unser eigenes Bier zu brauen? Und so kam es, wie es kommen musste: Aus der netten Bierbar wurde auch eine kleine Brauerei. Und das so erfolgreich, dass sie einen eigenen Namen bekam, nämlich Stadsbrouwerij van Kollenburg, und dass hier mittlerweile ein schmuckes, professionelles Sudwerk steht.
Es war der 5. März 2015, ein ganz normaler Wochentag, am noch recht frühen Abend, und ich hatte nicht damit gerechnet, dass in der Altstadt von ‘s Hertogenbosch viel los sein würde. Weit gefehlt: In der Bar Le Duc wie auch in den unmittelbar benachbarten Kneipen, Bars und Cafés standen die Menschen Schlange auf der Straße, um an ihr Feierabendbierchen heranzukommen. Ich machte mich so schlank wie möglich und schob mich zentimeterweise in die Bar Le Duc hinein. Und siehe da: Ganz im hinteren Bereich des Cafés, dort, wo man sich gemütlich zum Essen hinsetzen kann, war noch ein kleines Tischchen frei.
Die Bierkarte ist recht umfangreich – aus der eigenen Brauerei ein halbes Dutzend unterschiedliche Biere, und wenn ich das richtig verstanden habe, wechseln die auch ständig durch. Dazu eine ganze Reihe anderer niederländischer Handwerksbiere, und schließlich, denn die Bar Le Duc ist Mitglied in der Alliantie van Biertapperijen A.B.T., das Bier van de Maand, das Monatsbier also. In dieser Bier-Ausschank-Allianz wird jeden Monat ein anderes, besonderes Bier ausgewählt, das dann für einen Monat lang in allen Kneipen und Bars der A.B.T. im Ausschank ist. Ein erfolgreiches Konzept, und mittlerweile parallel betrieben für Fass- und Flaschenbier. Es gibt also jeden Monat zwei interessante Biere zu probieren.
Genug erzählt, das Bier wartet. Ich bestellte mir also das Tripel der Stadsbrouwerij. Im appetitlichen Pokal wurde es serviert, und obwohl ich es ob seines etwas kantigen, erdigen Geschmacks in einer Blindverkostung wohl eher als Saison einsortiert hätte, war ich durchaus zufrieden. Und die Schaumreste, die „Brüsseler Spitzen“, die nach jedem Schluck am Rand des Glases zurückblieben, formten im Laufe der Zeit ein wunderbares, impressionistisches Gemälde.
Das Bier des Monats, ein India Rye Ale aus der Brewlab Serie der Berghoeve Brouwerij, stand dem Tripel in nichts nach. Ein voller, runder und brotiger Grundgeschmack als fester Boden, auf dem die spannendsten Hopfennoten ein Freudenfest feierten. Sehr schön.
Das Essen dazu, Aal und Garnelen, als kleiner Snack, passte zum Tripel hervorragend, zum Rye dann aufgrund von dessen starken Hopfenaromen nicht mehr so sehr, war aber qualitativ ausgezeichnet.
„Tja, aber wo steht sie denn nun, die Brauerei?“, wollte ich von der netten Bedienung wissen. „Na, da vorne, hinter der Glastür, sieht man doch!“, grinste sie. Im dichten Gedränge war ich dran vorbeigelaufen, ohne sie zu sehen. „Darf ich da mal einen Schritt rein machen zum Fotografieren?“
„Klar, Du kannst ruhig ganz reingehen und Dich umsehen! Nimm‘ aber keine von den guten Bierflaschen heimlich mit! Denk‘ dran, es ist eine Glastür, jeder kann Dich sehen!“ lachte sie.
Gesagt, getan, ich nutzte die Gelegenheit und betrachtete mir die Anlage von allen Seiten. Schmuck, schmuck! Und auf Hochglanz poliert. Aber eigentlich ist es in dem Räumchen schon viel zu eng – die Stadsbrouwerij van Kollenburg ist Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Aus den Gär- und Lagertanks blubbert es, überall stehen Sachen herum. Volle Flaschen, leere Flaschen. Alles blitzsauber, aber trotzdem ein ganz schönes Durcheinander. Eine große Bierkrugsammlung im Regal beansprucht auch noch ordentlich Platz, und die ansehnlichen 0,75-l-Flaschen mit dem Kolleke-Bier ebenso.
Kaum vorstellbar, dass man mich in Deutschland einfach so in dieses Durcheinander hineingelassen hätte. Einmal über einen Schlauch gestolpert, und eine Kettenreaktion hätte ihren Lauf nehmen können, die Loriot Freude bereitet und ein übles Chaos hinterlassen hätte. Die Niederländer sehen’s locker, und die Kellnerin strahlte über’s ganze Gesicht, als sie sah, wie ich begeistert aus der Brauerei wieder heraus kam.
Die Bar Le Duc mit der Stadsbrouwerij van Kollenburg ist montags ab 13:30 Uhr, dienstags bis sonnabends ab 11:00 Uhr und sonntags ab 12:00 Uhr bis tief in die Nacht durchgehend geöffnet. Zu erreichen ist sie am besten mit der Bahn – vom Hauptbahnhof ‘s Hertogenbosch sind es fünf Minuten zu Fuß. Und da das Parken in der Altstadt nahezu unmöglich ist, wäre es vom Parkhaus am Rand der Stadt wahrscheinlich noch weiter.
Stadsbrouwerij van Kollenburg
Korenbrugstraat 5-7
5211 EG ‘s Hertogenbosch
Niederlande
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