28. Lahnsteiner Bierseminar
„Die Kunst des Chiaroscuro“

Rembrandt, Rubens, Vermeer oder da Vinci – Künstler, die dafür berühmt sind, Hell-Dunkel-Kontraste in ihrer Malerei in genialer Weise zur Stärkung des Ausdrucks einzusetzen. „Chiaroscuro“ lautet der aus dem Italienischen abgeleitete Fachbegriff für diese Effektsteigerung.

Und mit „Chiaroscuro“ hätte man auch das Leitthema des 28. Lahnsteiner Bierseminars, mit dem sich Veranstalter Markus Fohr somit in die beste Tradition der schönen Künste eingereiht hat, benennen können: Während der gesamten Veranstaltung am 6. Februar 2014 sprang die Farbe der verkosteten Biere zwischen Hell und Dunkel hin und her und machte den Teilnehmer mehr als einmal deutlich, wie bereits ein geringer Prozentsatz an Röstmalz den Charakter eines Biers signifikant verändern kann.

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freundliche Einstimmung auf das Seminar

Zum Auftakt gab es, nein, noch kein Bier, sondern zunächst ein paar Ehrungen für die Seminarteilnehmer, die schon zum zehnten, zwanzigsten oder gar fünfundzwanzigsten Mal teilgenommen haben und dafür eine schöne Urkunde und ein Verkostungsglas der Lahnsteiner Brauerei geschenkt bekamen.

Dann folgte nun aber das Bier, und zwar das „Historienturm Obergärige“, ein Bier, das – so es denn in Köln gebraut worden wäre – mit Fug und Recht als Kölsch durchgehen würde. Sehr hell, blankgefiltert, leicht gehopft und erfrischend. Das gleiche Braurezept, nur mit 2% Röstmalz-Anteil, und es handelt sich um ein völlig anderes Bier: Nicht nur die Farbe ist viel dunkler, sondern es kommen auch in der Nase schöne, dezente Röstaromen heraus, und der Geschmack wird weicher, voller.

Nach diesem ersten „Helligkeitswechsel“ folgten drei Weißbiere der Camba Bavaria Brauerei aus Truchtlaching am Chiemsee, zwei helle, ein dunkles. Zunächst ein klassisches Hefeweißbier mit einer hellen Farbe und einer angenehm weichen, nur dezent fruchtigen Nase. Im Geschmack erfrischend, nur wenig Bittere und kein spürbares Hopfenaroma. Als zweites, genauso hell, die Nelson Weisse, ein Weißbier mit dem neuseeländischen Nelson Sauvin Hopfen gestopft – kräftige Fruchtaromen von Kiwi über Wassermelone bis zu weißen Weintrauben reichte das Spektrum. Und auf der Zunge eine spürbare, wenn auch noch zurückhaltende Hopfenbittere. Sehr süffig, sehr erfrischend, fast schon ein Sommerbier, in seiner fruchtigen Geschmacksintensität einem Radler nicht unähnlich. Und schließlich die Wilderer Weisse, eine dunkle Weisse mit leicht schokoladigem Geruch und einer vollmundigen Karamellnote im Geschmack.

Es folgte ein kurzer Ausflug in die Theorie, während dessen die Palette verschiedenfarbiger Malze anhand eines Schaukastens der Firma Weyermann vorgestellt wurde.

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der Weyermann-Malzschaukasten

Zurück in heimische Gefilde ging es danach, und es wurde wieder heller: Der hauseigene, helle Martinator Doppelbock kam ins Glas – leicht behäbige Malznoten mit deutlichen Honigakzenten im Geruch, eine runde, sehr vollmundige Malzfülle auf der Zunge. Nase, Mund und Gaumen wurden dadurch schon vorbereitet auf das kraftvolle Camba Bavaria Jack Daniels Barrel Aged, ein dunkles Bockbier, das in einem Whisky-Fass, in dem vorher Jack Daniels hergestellt worden war, gelagert wurde und mit kräftigen holzigen Noten und torfigem Whisky-Geschmack zu überzeugen wusste,. Wenn es auch nach Meinung einiger Anwesender fast schon zu intensiv, zu ausschließlich nach Whisky schmeckte.

Whisky war auch das Leitthema der nächsten Kostprobe, eines Bieres aus dem Brauhaus Goldener Engel in Ingelheim. Nicht ganz so dunkel wie das Camba Bavaria, nicht ganz so intensiv nach Whisky schmeckend, sondern eher dezent mit einer leicht torfig-rauchigen Note und einer schönen Bernsteinfarbe.

Zum krönenden Abschluss der heutigen Bierprobe wurde es dann aber abgrundtiefschwarz, stark und ungeheuer aromatisch. Aus eigener Produktion der Lahnsteiner Brauerei gab es das „Darth Beer“, benannt auf Vorschlag von Fohr Junior, offensichtlich einem bekennenden Star Wars Fan. Fast schon ölig lief es ins Glas und entwickelte nur sehr wenig Schaum, der eine deutliche Braunfärbung aufwies. In der Nase fruchtige Aromen von dunklem Obst, aber auch Lakritz und Schokolade konnte man riechen. Nuancen, die sich ungleich intensiver auch auf der Zunge wiederfanden. Hier hat Henrik Rohmann, der Brauer der Lahnsteiner Brauerei, einen echten Coup gelandet – ein rundum eindrucksvolles Bier zur genussvollen Verkostung an einem kalten Winterabend.

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Bia Hơi – Frischbier aus Vietnam

Das Hell-Dunkel-Thema hatte sich heute nicht nur in den Bieren widergespiegelt, sondern auch in Markus Fohrs Kleidung. Als hätte sie es geahnt, hatte eine vietnamesische Besucherin des Seminars als Gastgeschenk ein Bier-T-Shirt aus ihrem Heimatland mitgebracht, das klassisch in schwarz und weiß gehalten war, Chiaroscuro also auch hier. Bia Hơi (Frischbier) stand auf dem T-Shirt, das Fohr natürlich sofort anzog und während des gesamten Abends trug, und seine, also des T-Shirts, Farbgebung erinnerte die rund fünfzig Teilnehmer immer wieder an das Leitthema des heutigen Seminars: Hell-Dunkel, oder Schwarz-Weiß. Oder eben „Chiaroscuro“.

Bilder vom 28. Lahnsteiner Bierseminar

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