I Konwent Sędziowski PSPD
Warszawa
POL

Sechs Jahre ist es jetzt her, dass die polnische Hausbrauervereinigung Polskie Stowarzyszenie Piwowarów Domowzch PSPD begonnen hat, eigene Verkoster auszubilden und zu zertifizieren. Was mit den ersten 15 Lehrgangsteilnehmern im Mai 2011 an der Szkoła Główna Gospodarstwa Wiejskiego SGGW, der Landwirtschaftsakademie in Warschau, begonnen hat, isst mittlerweile eine solide, rund 130 Mitglieder zählende Gemeinschaft geworden.

Die zertifizierten Verkoster (Sędziowie certyfikowani) haben sich einen soliden Ruf erarbeitet, bewerten auf rund zwei Dutzend Hausbrauwettbewerben pro Jahr die eingereichten Biere, und viele von ihnen haben sich mittlerweile auch international engagiert, haben Examina des Beer Judge Certification Programs erworben oder als Juroren auf dem European Beer Star Wettbewerb, der Brussels Beer Challenge oder dem Great American Beer Festival verkostet. Kleine und mittlere Brauereien fragen sie um Rat, wenn es um neu auf dem Markt zu lancierende Biere geht, und sie selbst, die Verkoster, bieten eine Reihe von Weiterbildungsveranstaltungen rund um das Bier an.

Eine bunte und vielfältige Szene.

Es wurde höchste Zeit, die Verkoster zu einem eigenen Kongress zusammenzurufen, sich auszutauschen, weiterzubilden und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie sich die Gemeinschaft in Zukunft weiter entwickeln kann und wird.

Schulungsbeginn
Paweł Leszczyński

Der Vorstand der PSPD hat nun also für den 4. Februar 2017 in den großen Konferenzsaal des Hotels Czerniewski in Warschau eingeladen, und rund 60 Verkoster haben sich auch hier eingefunden. Ein achtstündiges, forderndes Programm liegt vor ihnen, und man verliert nicht viel Zeit mit administrativem Geplänkel.

sieben Schwefelaromen

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorstand, Michał Jaskólski und Artur Kamiński, und den Vorsitzenden der Schulungskommission der PSPD, Przemysław Iwanek, beginnt Tagesordnungspunkt 1, die sensorische Schulung. Paweł Leszczyński, Organisator des Warschauer Bierfestivals und Dozent bei zahlreichen Verkostungen und Weiterbildungen, führt durch die Welt der Schwefelaromen. Neben einer unverfälschten Referenzprobe gilt es, insgesamt sieben verschiedene Fehlaromen zu erkennen, zu identifizieren und zu beschreiben. Tückisch, Fehlaromen aus ein und derselben Familie zu präsentieren – verteufelt nah liegen die sensorischen Empfindungen beieinander, und wer vermag schon wirklich zuverlässig zu unterscheiden zwischen Diemethyltrisulfid DMTS und Dimethyldisulfid DMDS? Nicht nur sprachlich lassen sich diese beiden Substanzen leicht verwechseln.

sieben Schwefelaromen

Nach sieben plus eins Proben raucht uns der Kopf, aber die Pause, die uns gegönnt wird, ist nur kurz, und dann geht es weiter mit der Kalibrierung. Verkostung mit dem Fokus auf einheitliche Beschreibung der Sinnesempfindungen, also.

In Vierergruppen verkosten wir nacheinander drei verschiedene Foreign Extra Stouts. Die vier individuellen Verkostungsbögen werden zu einer Sammelbeschreibung zusammengefasst und diese wiederum mit dem Nachbartisch, der die selben Biere verkostet hat, ausgetauscht, um sie dann zu korrigieren und Fehler beziehungsweise Oberflächlichkeiten statistisch zu erfassen. Erneut eine echte Herausforderung an die eigenen Sinne und die Konzentrationsfähigkeit, aber insbesondere der gruppenübergreifende Vergleich der Verkostungsergebnisse öffnet die Augen für Unschärfen in den Formulierungen und nicht nachvollziehbar beschriebene sensorische Eindrücke.

Eine zweite intensive Verkostung folgt, diesmal nicht unmittelbar mit dem Ziel der Kalibrierung, sondern auf Bitte eines unserer Sponsoren, der Browar Zamkowy Cieszyn. Zwar zur Grupa Żywiec und damit zum Heineken-Konzern gehörend, aber in weitest gehender Selbstverwaltung betrieben, arbeitet diese kleine Brauerei an der polnisch-tschechischen Grenze schon seit vielen Jahren mit der PSPD zusammen und unterstützt sie auch organisatorisch und finanziell. Eigentlich also eine Ehrensache, die geballte Fachkompetenz der Verkoster zu nutzen und eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen neuen Bierstile zu erarbeiten, die die Brauerei gerade auf den Markt bringt. Ein Dry Stout und ein West Coast India Pale Ale werden in meiner Gruppe verkostet und bewertet, und als Hausaufgabe bekomme ich die Verkostungsbögen mit, verbunden mit der Bitte, sie zusammenzufassen und eine saubere Beschreibung der beiden Biere zu erarbeiten.

die Biere der Browar Zamkowy Cieszyn

Endlich Mittagspause. Zum Essen gibt es kein Bier…

Der Nachmittag schont dann unsere Sinne. Statt Verkostung und Training gibt es Kurzvorträge, Diskussionen und Abstimmungen. Die Schulungskommission berichtet über ihre Arbeit, stellt das neue Konzept für die Weiterbildung der Verkoster vor (der heutige Kongress ist bereits ein Teil davon), und wir diskutieren über Möglichkeiten, uns weiter zu professionalisieren. Mit der strukturierten Zusammenarbeit mit der Cieszyner Brauerei ist bereits ein erster Schritt in diese Richtung getan – vom oft belächelten Hobby haben sich die zertifizierten Verkoster zu einer anerkannten Expertengruppe weiter entwickelt.

Hausaufgabe

Die Ausbildung, die Prüfung, die Weiterbildungen der Verkoster sind akzeptiert, die Maßstäbe bleiben streng und alle Parameter stehen immer wieder auf dem Prüfstand. Klar, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt, wie die Weiterentwicklung der Gemeinschaft im Detail aussehen soll, die Diskussionen sind freundlich emotional, aber im Grundsatz sind wir uns einig: Der heutige Kongress ist ein richtiger und wichtiger Schritt, er hat Impulse gesetzt, Gelegenheit zur Reflexion gegeben und uns alle intensiv weitergebildet und geschult.

Prädikat: Hervorragend!

Bilder

I Konwent Sędziowski PSPD
Hotel Czerniewski
ul. Jutrzenki 119
02-231 Warszawa
Polen

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