Am Rande der quirligen und bunten Altstadt Strasbourgs findet sich eine kleine Gasthausbrauerei, Au Brasseur. Untergebracht ist sie in einem Gebäude, das vor vielen, vielen Jahren schon einmal eine Brauerei beherbergt hat: Bis zum Jahr 1746 kann man die bierige Historie des Hauses zurückverfolgen, wenn auch die von Jean Hatt gegründete Brauerei L’Espérance, 1863 ihre Pforten für immer geschlossen hat.
Erst 1991, nach mehr als hundert Jahren, wurde hier wieder begonnen, Bier zu brauen, und heute, am 3. April 2015, ist die Gathausbrauerei Au Brasseur ein Anziehungspunkt für Bierliebhaber, die Strasbourg besuchen.
Ein interessanter Stil, in dem die Brauerei eingerichtet ist, das war mein erster Gedanke. Hell türkisfarben lackiertes Eisen bereits am Eingang, mit dem Schriftzug „Au Brasseur, 1756, Strasbourg“, was vielleicht eine etwas mutige Interpretation der tatsächlichen Geschichte des Gebäudes ist.
Drinnen, im großen Schankraum, steht eine recht voluminöse, kupferne Sudanlage genau in der Mitte. Große Glasfenster mit hell türkisfarben gestrichenen Sprossen erlauben den Blick von allen Seiten auf die Brauerei. Rund herum gruppieren sich Tische und Stühle, meistens auch ledergepolsterte Bänke, Sofas. Ein typisch französisches Kneipen-Ambiente. Rechter Hand die Theke, an der sich auch auf einer Kreidetafel die Liste der hier angebotenen Biere befindet. Fünf Stück derzeit, und zwar vier Standardbiere und ein Saisonbier.
Die vier Standardbiere gibt es auch als Tester – vier Mal 0,15 l in kleinen Kelchgläsern zum Verkosten. Klare Sache, die erste Bestellung stand somit schon einmal.
Aber die Enttäuschung war groß. Alle vier Biere litten unter einem dumpfen, muffigen Grundaroma. Altes Malz? Alte Hefe? Ich weiß es nicht. Sie waren zwar trinkbar, aber ein reiner Genuss war es nicht. Am ehesten konnte noch das Blanche de L’Ill überzeugen, ein Witbier im belgischen Stil. Hier war es der Koriander, der noch ein bisschen Frische in das Glas brachte. Das Blonde des Bateliers war ein typisch südländisches, süßliches Bier, das, wenn es etwas frischer dahergekommen wäre, sicherlich ein schönes Sommerbier ergeben hätte. Das Ambrée St. Guillaume war langweilig dumpf, ohne echtes Aroma, und das Brune du Quai wies einen etwas künstlich wirkenden Kaffeegeschmack auf.
Nach dieser Enttäuschung richtete sich meine Hoffnung auf das Saisonbier, das Bière de Printemps, von dem ich mir dann eine etwas größere Portion (0,3 l) bestellen musste. Aber ach, die seltsame dumpfe Note, die ein wenig an einen alten Dachboden, der schon ewig nicht mehr betreten und gelüftet worden ist, erinnert, war hier noch ausgeprägter als bei den anderen Bieren. Wirklich schade.
Die Speisekarte bietet eine lange Liste von Elsässer Flammekueche an, hier in Strasbourg sicherlich immer eine gute Wahl. Am besten mit Sauerkraut, Choucroute, einer weiteren Elässer Spezialität, oder mit einer der vielen angebotenen Käsesorten. Im Gegensatz zum Bier schmeckten die Flammekueche wirklich fein. Hauchdünner Teig, knusprig, und darauf ein sättigender, leckerer Belag.
Fazit für heute: Traurig, wenn man eine Gasthausbrauerei nicht wegen ihres Biers, sondern nur wegen des Essens besuchen, auf das Bier lieber verzichten sollte. Traurig, aber wahr.
Die freundliche und herzliche Bedienung konnte sicherlich nichts dafür, aber sie wird sich ob unserer wenig begeisterten Mienen vielleicht ihren Teil gedacht haben.
Die Brauerei Au Brasseur ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet. Sie befindet sich etwa dreihundert Meter ostwärts vom Straßburger Münster. Vom großen Parkhaus in der Innenstadt am Place Gutenberg sind es somit nur wenige Minuten Fußweg.
Au Brasseur
22, rue des Veaux
6700 Strasbourg
Frankreich
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