Trenčiansky Pivovar Lanius
Trenčín
SVK

Trenčín, eine kleine beschauliche Stadt ganz im Westen der Slowakei, dicht an der Grenze zu Tschechien. Wir stehen auf dem zentralen Platz der Stadt, dem Mierové Námestie / Friedensplatz und blicken auf die Burg, die sich majestätische über die Stadt erhebt. Ein sehr schöner Anblick, fast so schön wie … der Blick auf die Brauerei, die sich direkt darunter befindet.

Ein schmaler Eingang nur, ein paar Tische auf dem Bürgersteig davor, mehr sieht man noch gar nicht. Wir lenken unsere Schritte in Richtung dieses Eingangs, überqueren den Platz und gehen durch das Tor. Vor uns erstreckt sich ein langer, schmaler Gang. Kleine Tische und Sitzgarnituren stehen an der Wand; bunte, an Kirchenfenster erinnernde Bilder symbolisieren zahlreiche verschiedene Bierstile und machen von Anfang an deutlich, dass wir eine Brauerei betreten haben.

Der schmale Gang wandelt sich zu einem Lichthof, und an dessen Ende geht es eine Treppe hinauf, die uns direkt auf eine kleine Theke zu führt. Links davon sehen wir zwei Kupfergeräte: Das Sudwerk der Trenčiansky Pivovar Lanius. Sehr groß ist es nicht, und beeindruckt auch nicht durch polierten Kupferglanz oder ein bewusstes zur Schau Stellen oder mit Licht Illuminieren. Und trotzdem ist es ein Blickfang, denn auf dem schmalen Sims an den Braukesseln stehen mehrere Dutzend verschiedene Bierflaschen in unterschiedlichen Größen.

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der Sims am Sudwerk präsentiert eine beeindruckende Bierauswahl

„Aha, ein Flaschensammler; schöne Dekoration“, denke ich, muss mich aber nach dem ersten genaueren Blick sofort korrigieren: Alle gezeigten Flaschen sind mit Bier aus eben diesem Sudwerk gefüllt. Lauter verschiedene Biere, die hier vor Ort entstanden sind!

Ein eifriger und kreativer Brauer ist hier also am Werk, und als hätte es noch einer Bestätigung dieses Eindrucks bedurft, sehen wir auf einer Kreidetafel eine recht lange Liste der derzeit gerade vom Fass angebotenen Biere.

Na dann… Ein gutes Stück Arbeit liegt vor uns. Wir suchen uns einen Platz im Innenhof, genießen das wunderschöne Sommerwetter und die langsam hereinkommende abendliche Kühle. Während ich noch darüber nachdenke, wie viele der angebotenen Biere ich wohl werde verkosten können, entdecke ich in der Speisekarte das Angebot, einen Biertester mit acht kleinen Gläsern bestellen zu können. Schon löst sich mein Problem in Luft auf. Ein kleiner Fingerzeig zum netten Kellner, und schon ist die Getränkebestellung erledigt.

Augenblicke später bringt er ein kleines Holzkästchen mit vier Stielgläsern – in jedem ein anderes Bier. Die Tropfdeckchen um den Stiel tragen handschriftlich den Namen des gezapften Biers, und so kann ich meine Verkostung unverzüglich beginnen.

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eine Kiste Bier zum Probieren

Den Auftakt macht eine Berliner Weisse. Dreizehn Grad Stammwürze, ein frisches, leicht säuerliches Aroma. Auf der Zunge ebenfalls leicht säuerlich, aber nur ganz dezent. Gar nicht so schlecht interpretiert, der Stil, dafür dass wir uns viele, viele Fahrstunden von Berlin entfernt befinden. Ein vielversprechender Beginn.

Es folgt ein vierzehngrädiges Porter. Dunkelbraun, mit relativ wenig und nicht sehr lange haltbarem Schaum. Kakaonoten in der Nase, ein Aroma von Bitterschokolade und Mokka auf der Zunge, eine feine Bittere im Abgang. Ebenfalls sehr ordentlich.

Zwischendurch bestellen wir uns eine Kleinigkeit zu Essen. „Gebratene Rippchen?“, schlägt der Kellner vor. Akzeptiert, eine gute Idee!

Das dritte Bierglas enthält ein Amber Ale. Rotbraune Farbe, ziemlich trüb, mit einem leicht beigefarbenen Schaum. Optisch gefällt es mir nicht wirklich gut, sieht irgendwie aus, als hätte jemand den Bodensatz aus dem Fass mitgezapft. Das feine, an Pampelmusen erinnernde Hopfenaroma in der Nase und der runde, weiche und trotzdem kräftig bittere Geschmack überzeugen aber. Ein sehr schönes Bier, von dem es gerne auch ein großes Glas hätte sein dürfen.

Das vierte und letzte Glas aus der kleinen Holzkiste enthält ein dreizehngrädiges American Pale Ale. Hopfenbetont, kernig, ein wenig fruchtig, aber sehr herb, fast schon bitter. Ein guter Vertreter des Stils, auch hier wäre ein großes Glas angemessen gewesen.

Der Kellner kommt und serviert die Rippchen. Deftiges Fleisch, viel Senf, viel Kren und ein paar schön scharfe Paprikaschoten. Das macht schon beim Hinsehen Durst, und ich deute auf das leere Probierkästchen: „Die andere Hälfte der Verkostungsprobe hätte ich dann gerne!“

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rustikale Gemütlichkeit im Innenbereich

„Kommt sofort.“ Der Kellner verschwindet und ist Augenblicke später wieder da.

Ich nehme das erste Glas, und das Bier kommt mir bekannt vor: Porter. Aha, da hat sich jemand verzapft. Ich habe also nur insgesamt sieben verschiedene Biere, das Porter habe ich leider doppelt. Kann passieren…

Das erste „neue“ Bier ist dann ein Weizen. Dreizehn Grad Stammwürze, ein feiner, bananiger Geruch. Spritziger Antrunk, angenehm frischer und leicht fruchtiger Geschmack. Ganz ordentlich, denke ich mir; das einzig Gewöhnungsbedürftige ist, diesen Bierstil aus einem Verkostungsglas zu trinken.

Weiter geht es mit einem Rye, also einem Roggenbier. Theoretisch könnte es dem Weizen in Geschmack und Aroma nahekommen, hier ist es aber völlig anders gebraut. Ich rieche und schmecke deutliche Hopfennoten, die so im Weizen nicht vorhanden waren, und statt der Bananenaromen entdecke ich eher süße tropische Früchte, die zu dem leicht brotigen Untergrund des Roggens vielleicht nicht perfekt passen, aber trotzdem gut mit ihm harmonieren. Was überrascht: Die etwas viskose Konsistenz, die Roggenbiere sonst auszeichnet, fehlt fast völlig.

Die tropischen Fruchtnoten im Roggen bilden eine hervorragende Überleitung zum letzten Bier für heute, zum Tropical IPA. Mit nur 14° Stammwürze verhältnismäßig schwach für diesen Stil überzeugt es dennoch mit intensiven fruchtigen und blumigen Aromen, mit einem schönen Malzkörper, einer festen Bittere, einer schönen, kräftigen und ins leuchtende Rot changierenden Farbe und einer guten Balance. Eigentlich das Highlight des Abends.

Zufrieden und satt lehnen wir uns zurück. Essen gut, Bier gut, Atmosphäre gut. Was will man mehr?

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Blick zurück auf en schmalen Eingang zur Brauerei

Aus dem Kühlschrank neben der Theke decke ich mich noch mit einigen Flaschen aus dem reichhaltigen Angebot der Brauerei ein und stelle dann fest, dass man hier nicht mit Karte zahlen kann. Ärgerlich. Ich kratze das letzte Bargeld aus dem Portemonnaie, es reicht gerade so, um mir die Peinlichkeit zu ersparen, die eine oder andere Flasche aus dem Rucksack wieder zurück in den Kühlschrank stellen zu müssen. Abgesehen von dieser Unannehmlichkeit aber ein sehr schöner Brauereibesuch.

Die Trenčiansky Pivovar Lanius ist täglich von 13:00 bis 22:00 Uhr durchgehend geöffnet; freitags und sonnabends auch deutlich länger. Kein Ruhetag. Sie liegt mitten in der Altstadt im verkehrsberuhigten Bereich; Parken kann man ein paar Meter weiter in der Palackého-Straße. Kommt man mit dem Zug, so läuft man vom Bahnhof aus etwa zehn Minuten lang einmal um den Burgberg herum.

Bilder

Trenčiansky Pivovar Lanius
Mierové Námestie 20
911 01 Trenčín
Slowakei

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