Ein winziges Restaurant, nur hundert Meter vom Grand Place entfernt, in der Lombard Straße. Der Name ist Programm: Nuetnigenough heißt nichts anderes als „Kriegnichtgenug“, und so sollte der begeisterte Genießer von Bier und gutem Essen sich hier wohl fühlen. Selbst Tim Webb lobt es in seinem Buch „Good Beer Guide Belgium“ mit den Worten „Fine food and drink at fair prices includes 55+ better beers…“
Bereits auf der Homepage macht das Lokal allerdings bedauernd darauf aufmerksam, dass man keine Reservierungen vornimmt. „Kommen Sie herein, setzen Sie sich an einen Tisch, oder warten Sie an der Bar auf einen freien Tisch.“
Tja, und genau so erging es mir am 5. Oktober 2014. Leider! Das Restaurant war pickepackevoll, und an der Bar warteten schon gefühlte Hundertschaften auf einen freien Tisch. Draußen hätte ich wohl sitzen können, aber nicht ohne Grund waren dort alle Tische frei – es war bitterkalt.
Bedauernd machte ich ein Zielfoto und schwor mir, bald einmal wieder nach Brüssel zu kommen. Und dann früher hier einzukehren, oder viel mehr Zeit mit zu bringen.
Das Nuetnigenough ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet; sonnabends und sonntags schon ab 12:00 Uhr. Zu erreichen ist es bequem in wenigen Schritten vom Grote Markt / Grand Place.
Nachtrag 17. Juni 2018: Fast vier Jahre später hat es endlich geklappt. Es war nicht ganz so voll wie beim letzten Mal, denn die Tische draußen konnten bei gutem Wetter mit genutzt werden, und so war auch die Schlange an der Bar überschaubar kurz. So kurz gar, dass die Zeit gar nicht gereicht hat, schon mal im Stehen ein Bier als Aperitif zu trinken, denn kaum hatten wir uns nach ausgiebigem Studium der Bierkarte entschieden, wurde schon ein Tisch frei!
Tisch? Na gut, Tischchen. Alles im Nuetnigenough ist winzig. Der Gastraum ist winzig (deswegen ist hier auch immer so schnell voll), die Theke ist winzig (da können gar nicht viele Gäste auf einen freien Tisch warten), die Tische sind winzig, die Lücken zwischen den Tischen ebenfalls. Aber der junge Mann im Service sieht es sportlich – er zwängt sich noch durch die kleinste Lücke.
Als erstes kommt unser schon an der Bar bestelltes Aperitif-Bier, das La Lanterne von der Nanobrasserie de l’Ermitage, hier in Brüssel. Ein feines, leichtes und spielerisch-fruchtiges India Pale Ale mit recht gemäßigtem Alkoholgehalt, nur 5,5% nämlich. Was für belgische Verhältnisse ja geradezu ein Leichtbier ist. Sehr schön.
Die Speisekarte, die recht häufig variiert, bietet eine Handvoll feine Spezialitäten an, und meine Wahl fällt auf Fleischbällchen aus Lammfleisch mit dick geschnittenen, klassischen belgischen Pommes Frites. Deftig, aber auch sehr raffiniert gewürzt. Optisch vielleicht nicht so der Bringer, sondern einfach nur auf den Teller gehäuft, geschmacklich aber ohne Fehl und Tadel. Sehr schön!
Passend dazu kommt jetzt ein Belgian Ale auf den Tisch, das Garage Ale von No Science. Ebenfalls schön leicht, nur 5,0%, fruchtiger, süßlicher, estriger, milder als das IPA eben. Ein typisches fruchtig-blumiges Ale. Gebraut wurde es anlässlich der Eröffnung der Gist Bar unlängst. Ach ja, schon wieder eine neue Bieradresse in Brüssel, die zu besuchen es sich lohnen würde. Was Wunder, wenn sich die Gäste, die vielleicht nur eine oder zwei Nächte in Brüssel verbringen können, in jeder Bar auf höchstens zwei Biere beschränken…
So heute auch wir. So schön es wäre, hier noch länger zu sitzen, aber zum einen wollen wir in der Tat noch ein wenig Bar-Hopping betreiben, und zum anderen ist das Nuetnigenough ein Restaurant und keine Bierbar, und es stehen schon wieder ein paar Gäste an der Theke, die sehnsüchtig auf unser Tischchen starren. Also: Es war ein ausgezeichneter, wirklich schöner Besuch hier, aber nun treibt und zieht es uns fort.
Nuetnigenough
25 rue du Lombard
1000 Brüssel
Belgien
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