Wirtshaus Kohldampf
Bludenz
AUT

Kurvt man leicht hungrig und durstig durch die Provinz und fährt dann zufällig an einer Brauerei mit großen Lagertanks und kupfernen Sudkesseln vorbei, dann beginnt man ganz automatisch mit der Suche nach einem Brauereigasthof – da kann man sich sehr auf sein Unterbewusstsein verlassen.

Dass dem wirklich so ist, stellen wir gerade in Bludenz fest. Über kleine Sträßchen sind wir durch Vorarlberg gefahren und dann an der Brauerei Fohrenburg angekommen. Von außen schön anzusehen, aber bei dem Blick von außen bleibt es dann auch.

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Wirtshaus Kohldampf

Der allerdings löscht weder den Durst noch stillt er den Hunger, und so drehen wir uns einfach mal um 180° um. Vor uns das Wirtshaus Kohldampf im Fohren Center. Es ist so eine Art Brauereiausschank – eine rustikale Wirtschaft mit Biergarten und dem Bier von der gegenüberliegenden Straßenseite.

Rasch ist das Auto abgestellt, und bei herrlichem Sonnenschein betreten wir den Biergarten. Viel Grün, knirschender Kies unter den Füßen, ein kleiner Ausschank am Rande und über das Geländer hinweg ein Blick auf den Ort. Gar nicht mal so schlecht.

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Blick in den Biergarten

Es dauert nicht lange, bis sich eine freundliche Dame um uns kümmert. Erstmal ein schönes Bier zum Zischen – ein Braumeister Keller. Ein klassisches Kellerbier, unfiltriert abgefüllt, 4,9% Alkohol. Ein Bier für den kräftigen Schluck, gegen den großen Durst. Es zischt, aber es hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Grundsolide Dutzendware. Meine holde Ehefrau beschränkt sich derweil auf ein alkoholfreies Bier, und zwar das Weizen Alkoholfrei. Ebenfalls aus der Brauerei Fohrenburg. Hier wäre der Begriff Dutzendware allerdings nicht angebracht – das Bier ist schon ungewöhnlich. Leider nicht im positiven Sinn. Süßlich und dumpf, unausgewogen und etwas muffig wirkend gehört es leider zu den Bieren, die den Ruf des Alkoholfreiens immer noch etwas fraglich erscheinen lassen.

Mit freundlichem Service und guter und deftiger Küche bemüht sich das Wirtshaus Kohldampf aber in den nächsten Minuten, die Scharte wieder auszuwetzen. Der gesunde Salat mit Blattspinat und Quinoa ist genauso lecker wie der gewaltige Burger, und das Lachen der Bedienung ist ehrlich, als sie bemerkt, dass wir zwar beim Bier den alten Stereotypen folgen (Mann trinkt „richtiges“ Bier, Frau trinkt Alkoholfrei), beim Essen aber mal die Rolle tauschen (Mann isst Salat, Frau bezwingt den riesigen Burger).

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Quinoa-Salat mit Blattspinat

So sitzen wir dann doch recht zufrieden in der Sonne unter den grünen Schirmen mit der Brauereiwerbung. „Darf’s denn noch etwas sein?“, kümmert sich die junge Dame wieder um uns. Da sie mittlerweile aber die Speisekarte weggeräumt hat, müssen wir fragen. „Was habt Ihr denn neben dem Kellerbier noch vom Fass?“, möchte ich wissen. „Das Normale“, lautet die wenig hilfreiche Antwort.

„Aha, und was für ein Bier ist das, das ‚Normale‘?“, hake ich nochmal nach, aber die Antwort bleibt enttäuschend: „Naja, ein ganz normales Bier, halt!“ Achselzuckend und etwas verlegen schaut mich das Mädel an. „Na, dann nehme ich halt ein ganz normales Bier“, entkrampfe ich die Situation, wundere mich aber schon ein bisschen. So direkt gegenüber der Brauerei, als Quasi-Brauereiausschank, da sollte man vielleicht schon ein bisschen mehr über das angebotene Bier wissen – auch wenn die Brauerei Fohrenburg ein eher konservatives, weniger erklärungsbedürftiges Bierportfolio hat und noch nicht auf den Zug der Kreativbiere aufgesprungen ist.

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nicht das „Normale“, sondern das „Keller“

Das „Normale“ ist dann ein ganz einfaches Vollbier. 4,8% Alkohol, und dem Geschmack der Region angepasst sehr süßlich. Allerdings auch zu stark gespundet und ein bisschen kohlensäurescharf. Nicht wirklich begeisternd. Da kann der Biergarten noch so gemütlich sein, des Bieres wegen muss man eigentlich nicht extra herkommen.

Einen neugierigen Blick werfen wir noch in das Innere des Wirtshauses. Vorne hat es den Charakter einer klassischen Brauereigaststätte, aber die direkt dahinter liegende Sudkesselbar, wie sie sich nennt, schreckt mit großen Bildschirmen und quietschbunter Dekoration eher ab. Hier herrscht eher Sportsbarcharakter, und erfahrungsgemäß ist dort die Qualität und Sorte des Biers dem Publikum nicht wirklich wichtig. Hauptsache, es wird schnell und in große Gläser gezapft, aber was es für ein Bier ist, welche Marke, welcher Stil, das interessiert die Gäste in diesen Sportbars weniger.

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Sportsbar-Atmosphäre? Eher nicht so meins…

Gemischte Gefühle also. Ein recht netter Biergarten, wenn auch nichts wirklich Bemerkenswertes. Sehr nette Damen im Service, die sich mit dem Bier aber nicht auskennen. Das Bier frisch, aber Dutzendware. Und das Innere der Wirtschaft ordentlich, aber nichts Besonderes und meinem persönlichen Gusto nicht entsprechend.

Das Wirtshaus Kohldampf ist seit 2011 Teil des Fohren Centers. Es ist täglich von 10:00 bis 24:00 Uhr geöffnet; montags ist Ruhetag. Zu erreichen ist es in fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof Bludenz; wer mit dem Auto kommt, kann direkt unterhalb des Biergartens parken.

Bilder

Wirtshaus Kohldampf
Werdenbergerstraße 53
6700 Bludenz
Österreich

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