Klášterní Šenk
Praha
CZE

Oh, was für eine Arroganz! Ich habe immer gedacht, diese Art von Arroganz sei in Prag in den Bierkellern und Brauereien mittlerweile ausgestorben. Über fünfundzwanzig Jahre nach dem Ende des Sozialismus, als man bei Kellnern und Kellnerinnen noch untertänigst betteln musste, um einen Tisch zu bekommen, um ein Bier serviert zu bekommen, habe ich heute plötzlich ein Déjà-vu.

Es ist ein überraschend schöner Abend, die Sterne strahlen hell, die dünne Mondsichel nur zwei Tage nach Neumond leuchtet, und gut gelaunt spazieren wir in den Vorhof des Břevnover Klosters, dem ältesten Männerkloster Tschechiens. Gleich nach dem Durchgang durch die hohe Mauer auf der linken Seite sehen wir sie schon, die Klášterní Šenk, die Klosterschänke. Einladend leuchtet die Glastür, davor stehen ein paar Bierfässer, und gegenüber sieht man den von einem Scheinwerfer gelblich angestrahlten Schriftzug „Pivovar“.

der gelblich angestrahlte Schriftzug „Pivovar“

Wir betreten die Schänke; sie ist recht voll, aber nicht überfüllt. Nicht, dass man nicht irgendwo noch einen Platz hätte finden können. Ein Kellner kommt auf uns zu, und wir bitten ihn um einen Platz für zwei Personen. Sein Blick wandert die Tische entlang, er sucht nach einem, an dem er uns dazu platzieren kann. Wir ergänzen: „Wir wollen nur auf ein, zwei Biere, nicht groß etwas essen.“

Und schlagartig ändert sich das Verhalten des Kellners. Nein, da habe er nichts frei. Wenn wir nichts essen wollten, dann, bitteschön, dort sei der Ausgang, das ginge nicht.

Ungläubig schauen wir ihn an, zögern. Und schon wird er regelrecht unwirsch: Also, bitteschön, er habe es doch gerade erklärt. Bitte sehr, dort sei die Tür.

Blick zur Theke

Verdattert stehen wir wieder vor der Eingangstür; mit großen Augen, immer noch nicht recht glaubend, was uns da gerade widerfahren ist. Eine solche Abfuhr haben wir noch nicht erlebt …

Aber wir lassen uns die gute Laune nicht nehmen. Mit Stand heute gibt es in Prag 27 Brauereien – da gibt es genügend andere, die auf uns warten, sich freuen, uns zu bewirten.

Sollte sich jemand trotz dieser Schilderung zur Klášterní Šenk aufmachen und das Risiko einer Abfuhr auf sich nehmen wollen, so kann er dies täglich zwischen 11:00 und 23:30 Uhr machen, es gibt keinen Ruhetag. Zu erreichen ist die Klosterschänke mit der Straßenbahnlinie 22, Richtung Bílá Hora, Haltestelle Břevnovský Klášter; von dort sind es etwa 200 m zu Fuß.

Bilder

Klášterní Šenk
Markétská 28/1
169 00 Praha
Tschechien

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