Ammergauer Maxbräu
Oberammergau
DEU

Das Hotel Maximilian mit seinem Restaurant St. Benoît – einem Ein-Sterne-Restaurant. Und daran angegliedert eine Gasthausbrauerei – ob das gut gehen kann?

Ja, es kann!

Wir waren für ein paar Tage in Oberammergau und hatten nicht die geringste Ahnung, dass es hier auch eine Gasthausbrauerei geben sollte – keine der einschlägigen Listen im Internet hatte uns auch nur den geringsten Hinweis gegeben. Aber durch den Braumeister des Griesbräu in Murnau erfuhren wir es: Im Hotel Maximilian gibt es eine Gasthausbrauerei, das Ammergauer Maxbräu, ganz frisch, erst vor einem Jahr eröffnet.

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das Sudwerk

So machten wir uns denn am 24. Februar 2009, dem Kehraus-Dienstag, auf den Weg, das Brauhaus zu erkunden, und stapften durch den knietiefen Schnee. Natürlich war im Brauhaus, wie auch in allen anderen Wirtshäusern, alles voller Narren, die vom heutigen Faschingstreiben übriggeblieben und versackt waren, aber wir fanden trotzdem einen gemütlichen Platz am warmen Kachelofen, mit Blick hinüber zur blitzblank geputzten, kupfern glänzenden Caspary-Sudanlage.

Die trotz des Trubels außerordentlich freundlichen Kellner und Kellnerinnen verwöhnten uns mit einem hervorragenden und würzigen, kräftig gehopften Hellen und einem schlanken Schwarzbier, und die Speisen bewiesen uns, dass im Umfeld eines Sternekochs selbst so simple Gerichte wie eine Currywurst mit Pommes einen ganz eigenen, hervorragenden Charakter bekommen können.

Fazit: Qualitativ hervorragend. Sowohl die Speisen als auch die beiden angebotenen Biere waren exzellent, und würde ich jetzt mit Gewalt etwa zu mäkeln suchen, dann würde ich mir vielleicht eine etwas größere Auswahl an Bieren wünschen als nur diese beiden. Aber das wäre dann auch der einzige Kritikpunkt.

Nachtrag 15. Mai 2016: Das Restaurant im Hotel Maximilian heißt schon lange nicht mehr St. Benoît, sondern ist „mit der Zeit gehend“ umbenannt worden in Benedikt’s (mit Deppen-Apostroph). Nun ja. Aber wir wollen ja sowieso nur in die Brauerei. Und freuen uns, dass vieles beim Alten geblieben ist. Auch der Name. Ammergauer Maxbräu.

Nach wie vor steht der Kachelofen so, dass man sich an kalten Tagen daran wärmen kann, nach wie vor erfreut das Maxbräu mit ausgezeichneter Küche, und nach wie vor gibt es nur zwei Sorten Bier.

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Muh! Hier gibt es Bier statt Milch!

Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen und genießen zunächst das Helle. Für seinen Namen eigentlich einen Hauch zu dunkel, schon ins hellbernsteinfarbene changierend, aber abgesehen davon ein ausgezeichnetes Bier. Ein schöner, malziger Körper, nicht zu aufdringlich vollmundig, dazu eine sehr feine, aromatische Bittere, blumig und duftig. Sehr fein. Eine schöne Balance von ausgeprägtem Aroma und dennoch großer Durchtrinkbarkeit.

Aber es geht noch besser. Das Hefeweizen haut mich, obwohl ich diesen Bierstil nicht so wirklich mag, fast um. Schöne klassische Hefeweizenaromen, eine spritzige, aber nicht übertriebene Spundung, so dass man auch mehr als nur einen Schluck machen kann, ohne mit unschicklichen Rülpsern das Lokal auf sich aufmerksam zu machen, eine seidige Textur und, nach dem Schluck besonders prägnant, aber auch schon in der Nase durchaus zu bemerken: Eine kräftig-aromatische Hopfung. Ungewöhnlich für ein Weißbier. Zum Glück auch nicht übertrieben stark. Gerade so viel, dass zitrusartige Aromen und eine dezente Bittere das Weißbier hervorragend abrunden. Ein Gedicht. Des Rätsels Lösung findet sich im Text des kleinen Aufstellers auf dem Tisch. Das Weißbier ist mit Mosaik-Hopfen gestopft. Dessen feine Zitrus- und Fruchtaromen und der leicht erdig-harzige Nachhall finden sich im Bier wieder. Ganz dezent, schön ausgewogen. Was für eine Harmonie!

Aber genug geschwelgt. Wo viel Licht ist (und da gehört die Qualität der lokalen Küche auch dazu), ist auch Schatten, und das ist das Preisniveau. Gute Küche hat ihren Preis, aber hier kommt zur guten Küche leider auch noch ein „Oberammergau ist eine Attraktion, da können wir die Touristen aus aller Welt gerne auch ausnehmen“-Zuschlag hinzu. Schade, denn das verursacht nach einem schönen Brauereibesuch einen schalen Nachgeschmack.

Nachtrag 22. November 2016: Ein erneuter, kurzer Aufenthalt in Oberammergau. Der kurze Blick im Internet, ob es ein Saisonbier gibt. Ja, gibt es, ein India Pale Ale. Schnell sind also die wenigen Schritte vom Hotel zur Brauerei zurückgelegt.

Erstaunte Blicke der nicht unfreundlichen Kellnerin. „India Pale Ale? Das ist doch schon lange aus!“ Aha, man hat also die Homepage nicht aktualisiert. Professionell finde ich das nicht, insbesondere nicht angesichts des nach außen demonstrierten Anspruchs des Hauses. Ein kleiner Trost: Das stattdessen angebotene Dark Ale, mit belgischem Abbey Malt und dunklem Münchner Malz gebraut und mit der amerikanischen Hopfenmischung Falconer’s Flight gehopft, schmeckt ausgezeichnet. Der Brauer scheint also professioneller zu arbeiten als der für die Homepage Verantwortliche.

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Dark Ale

Die Ernüchterung kommt aber schnell zurück. Ich möchte nach zwei kleinen Bieren und einem Salat zahlen und hole mir zunächst eine Abfuhr: „Kreditkartenzahlung erst ab fünfzehn Euro“, bescheidet mich der Kellner freundlich, aber auch nachdrücklich. „Willkommen in der Dienstleistungswüste Deutschland“, schießt mir durch den Kopf. Das würde mir in meiner temporären Wahlheimat Tschechien niemals passieren. Und auch in den meisten anderen Ländern der Welt nicht. Man hat es im Maxbräu offensichtlich nicht nötig.

Ein böser Gedanke schießt mir durch den Kopf: „Der Brauer (die Brauerin?) kann doch wirklich etwas, die Biere sind ausgezeichnet. Hat er (sie) es eigentlich verdient, dass seine (ihre) Produkte in so einem unangenehm arroganten Umfeld angeboten werden?“

Nachtrag 10. April 2017: Ich muss beruflich immer mal wieder nach Oberammergau und bin jedes Mal wieder erstaunt über die Bierwüste hier – abgesehen vom Ammergauer Maxbräu gibt es überall nur das bayerische Einerlei. Ach, und selbst im Maxbräu ja neben dem langweiligen (wenn auch guten) Standard immer nur ein einziges Saisonbier. Es ist zum Heulen. Und so wähle ich von allen langweiligen Übeln immer das kleinste und kehre doch wieder auf ein Bier hier ein – heute auf ein Dark Coffee Stout, das allerdings spannender klingt als es ist. Viel Coffee ist nicht zu schmecken, und für ein Stout ist es eigentlich nicht dunkel genug. Nun ja, ich bin in der Provinz. Am Ende der Welt. Eigentlich sollte ich froh sein, hier überhaupt eine halbwegs funktionierende Bier-Infrastruktur vorzufinden. Guten Internetanschluss gibt es hier im Ort schließlich auch nicht…

Nachtrag 21. November 2017: Mit einer größeren Gruppe von internationalen Mitarbeitern kehrten wir heute hier ein. Das Essen so, wie es die Gäste aus der Fremde erwarteten: Viel Fleisch, große Knödel, gewaltige Portionen. Diät geht anders. Aber auch die Qualität stimmte – es war ausgezeichnet. Das Bier dazu war ebenfalls süffig. Das Helle, obergärig gebraut, sehr fruchtig und somit vielleicht nicht der perfekte Begleiter zur deftigen Küche. Etwas längere Lagerung hätte ihm vielleicht ebenfalls gut getan. Das Dunkle, kräftig und würzig, schon passender.

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so, wie die internationalen Gäste die deutsche Küche erwarten

Das Ammergauer Maxbräu hat montags bis freitags ab 16:30 Uhr, sonnabends und sonntags bereits ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Es liegt am Rande des Stadtzentrums, direkt neben der Pfarrkirche. Vom Bahnhof Oberammergau aus sind es etwa 700 m zu Fuß.

Bilder

Ammergauer Maxbräu
Ettaler Straße 5
82 487 Oberammergau
Bayern
Deutschland

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