Brauhaus Traun
Traun
AUT

I’m on the road again.

Nach fast vier Wochen Reisepause, ja, nicht einmal ein paar Ausflügen in die nähere Region, ist Euer Chronist endlich wieder unterwegs. Ruhig und gleichmäßig brummt der kleine Diesel von Wien in Richtung Westen. Der Tag war lang gewesen. Und heiß. Ende August kratzte das Thermometer noch einmal an der 30°-Marke. Und ich merke, wie ich langsam müde werde.

Auf dem nächsten Rastplatz wird Cortana befragt, nur wenige Kilometer vor mir finde ich gleich beides: Ein preiswertes Hotel kurz hinter einer Autobahnabfahrt, und drei Minuten weiter eine Brauerei.

Brauhaus Traun

Das Hotel ist schnell gefunden, der Koffer abgestellt, aber die Zufahrt zum Brauhaus Traun im gleichnamigen Örtchen erweist sich schwieriger, als gedacht. Der Ortskern ist eine riesige Baustelle, und das lapidare Schild „Zufahrt Traun gesperrt“ erweist sich nicht gerade als hilfreich. Die Ortskundigen wissen, wie sie trotzdem in Richtung Ortsmitte kommen – ich aber nicht. Und Umleitungsschilder? Fehlanzeige.

Mit Cortanas Hilfe kreise ich den Ortskern ein und finde irgendwann einen Stellplatz. Und dann auch die Brauerei.

Ein simpler, gelber Zweckbau. Keine österreichische Alpenlandromantik, sondern ein rechteckiger Kasten, in der untergehenden Sonne aber schön warm leuchtend. Ich betrete die Gaststube – sie ist gemütlich und überraschend klein. Drei Schritte, und ich bin auf der Rückseite schon wieder draußen, stehe im Biergarten.

Ich stutze. Da war doch eben was, linker Hand. Also zurück in den Schankraum. Und in der Tat: Jetzt rechter Hand, denn ich bin ja nun von hinten gekommen, eine große Glaswand, und dahinter ein großes Sudwerk aus silbrig glänzendem Stahl. Nicht die Spur von klassischer Gasthausbrauereiromantik, warmem Kupfer (das ja immer nur Schau ist – tief im Innern sind alle modernen Sudkessel aus Edelstahl), polierten Sudkesseln auf Ziegelstein-Sockeln, sondern in einer Halle eine moderne, zweckmäßige und auf effiziente Abläufe getrimmte Brauerei.

Blick ins Sudhaus

Vorne die beiden Geräte, dahinter Gär- und Lagertanks, Heißwasserbehälter, auf einem fahrbaren Wagen der notwendige Kleinkram und an der weiß gefliesten Wand auf kleinen Regalen weitere Utensilien. Alles ist blitzsauber, strahlt eine gewisse Laboratmosphäre aus.

„Ist doch was Anderes als immer nur Kupfer“, sagt die Wirtin, die vom Biergarten hereingekommen ist. „Bester Nirosta-Stahl. Viel zweckmäßiger. Wir produzieren schließlich nicht nur für den kleinen Ausschank hier, sondern füllen auch auf Flaschen ab und verkaufen im Supermarkt, da muss es ein wenig effizienter sein. Da reicht eine klassische Braugasthausanlage nicht.“ Natürlich nicht, und so steht hier in Traun seit fünf Jahren ein Mittelding zwischen Gasthausbrauerei und regionaler Kleinbrauerei.

Ich gehe zurück in den Biergarten. Hier ist viel Platz, die letzten Strahlen der Sonne wärmen noch, und im Nu stehen das erste Bier und eine leckere Brotzeitplatte vor mir. Das Bier, ein Trauner Spezial, ist filtriert, glänzt goldgelb in der Sonne. Sehr rund, sehr malzig, nur mäßig gespundet und sehr sparsam gehopft. Schön süffig, wenn ich mir persönlich auch lieber mehr, viel mehr Hopfen wünschen würde. Die Brotzeit ist reichlich und lecker, ich bin zufrieden.

Brotzeit

An der gegenüberliegenden Seite des Biergartens wächst ein Neubau heran, und ich belausche die Stammgäste, wie sie sich ärgern. „Noch ein Stockwerk mehr, und der ganze Biergarten liegt im Schatten!“, wird gemault. Nicht ganz zu Unrecht. Der Hinterhof liegt nicht wirklich idyllisch, und das Team vom Brauhaus Traun muss sich sowieso schon Mühe geben, hier etwas Gemütlichkeit zu schaffen. Bisher aber durchaus erfolgreich – ich sitze hier recht schön.

Das zweite, winzige Bier kommt – erneut das Spezial, diesmal aber in der ungefilterten, naturtrüben Version. Es wirkt noch ein wenig süßlicher, fast schon aufdringlich zuckrig; ich bin nicht wirklich zufrieden. Es ist selten, dass die gefilterte Version eines Biers besser schmeckt als die ungefilterte. Schade.

Ein paar Worte wechsle ich noch mit der Wirtin, bevor ich mich wieder in Richtung Hotel aufmache. Eine Flasche Trauner Dunkles nehme ich mir noch mit, und später, im Hotelzimmer, erweist sich dieses Bier als ein ebenfalls sehr malziges, süßliches und hopfenarmes Bier, kräftig dunkelbraun mit spürbaren Melanoidinnoten. Ein gut trinkbares, süffiges Bier. Nichts Spezielles, und wohl den Vorlieben der Kundschaft angepasst, mit nur wenig Bittere.

Ein Brauhaus, um seinen Durst in der Sommerhitze zu löschen. Keines für exotische Bierspezialitäten. Reichlich Kost für wenig Geld, freundliche und hübsch anzusehende Damen im Service. Als Zwischenstopp auf einer langen Reise sehr nett.

Das Brauhaus Traun ist täglich ab 17:00 Uhr, freitags schon ab 14:00 Uhr geöffnet. Sonn- und feiertags ist Ruhetag. Zu erreichen ist es – eigentlich – mit dem Auto problemlos in fünf Minuten von der Autobahn. Wenn nicht gerade Baustellenchaos herrscht. Kommt man mit der Bahn, sind es vom Bahnhof etwa 500 m Fußweg in Richtung Westen.

Bilder

Brauhaus Traun
Madlschenterweg 7
4050 Traun
Österrreich

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