Pivovar a Restaurace Faltus
Česká Třebová
CZE

„Česká Třebová, anmutiges Städtchen an der Grenze zwischen Böhmen und Mähren, liegt in der wunderschönen Natur am Bergfuss des Adlergebirges (Orlické hory) und dank seiner Lage kann es den Besuchern viele von den Naturschönheiten seiner Umgebung anbieten.“ So preist der Reiseführer den kleinen Ort mit seinen 15000 Einwohnern. Eine kleine Altstadt gebe es, deren wesentliche Elemente seit 1995 unter Denkmalschutz stünden, heißt es weiter.

Uns war dieses kleine Städtchen bisher nur als Zwischenhalt auf der Eisenbahnlinie Brünn – Prag bekannt, und zwar als die Station, wo der Eurocity frühmorgens um sechs regelmäßig beginnt, sich zu füllen.

Nun denn, heute sind wir also einmal mit dem Auto statt der Bahn unterwegs, und natürlich drehen wir eine kleine Schleife durch die Altstadt. Und sind … enttäuscht! Gerade mal eine Handvoll hübscher Bürgerhäuser, eine Kirche und das Rathaus. Nach weniger als zehn Minuten sind wir alle nennenswerten Gässchen abgelaufen, einmal über den Marktplatz spaziert, und schon können wir uns dem zuwenden, wessentwegen wir doch eigentlich hier sind. Und das ist nicht die Altstadt, sondern die direkt am Rand der Altstadt gelegene Gasthausbrauerei Faltus.

Die Pivovar a Restaurace Faltus, so heißt sie offiziell, wurde im Mai 2012 eröffnet. Das zweistöckige Bürgerhaus wurde geschmackvoll renoviert, und steht jetzt einladend und ordentlich vor uns. Wir öffnen die Tür und stehen in einem langgestreckten Korridor. Rechter und linker Hand zwei helle Gaststuben, vor uns auf der linken Seite die Theke und auf der rechten Seite ein blitzblank gewienertes Edelstahlsudwerk. Bis zu 1000 Hektoliter pro Jahr könne man hier brauen, heißt es, und wenn wir uns die zur Mittagszeit vollbesetzten Tische so anschauen, haben wir keine Zweifel, dass die Braukessel hier regelmäßig angeschürt werden.

das Edelstahl-Sudwerk

Ein kleines Tischchen ist noch frei, wir setzen uns und studieren die Karte. Neben zahlreichen rustikalen Speisen und einem Tagesmenü sind insgesamt auch zwölf Biersorten gelistet – vom leichten Zehner bis zum kräftigen, achtzehngrädigen India Pale Ale reicht das Angebot. Und: Es gibt ein pivní degustační set, eine Bierprobe mit 5 x 100 ml.

Ich schaue den freundlichen Kellner an: „Habe ich freie Auswahl unter den zwölf Bieren?“ Er lacht. „Im Prinzip schon, also wir unterscheiden nicht nach billigen und teureren Bieren. Aber diese Liste, das sind die zwölf Biere, die wir insgesamt immer mal wieder anbieten – wir haben davon jeweils nur fünf gleichzeitig am Hahn.“ Und genau diese fünf bekomme ich also als Verkostungsset.

pivní degustační set

Einfache, zylinderförmige Gläschen sind es, die auf einem kleinen Tablett serviert werden. Kölschgläser. Jedes ist etwa zur Hälfte gefüllt. Gerade, als ich anfangen will, zu raten, was denn wohl in jedem Glas drin sein könnte, entdecke ich die kleinen „Visitenkärtchen“, die unter jedem Glas liegen. Aufwändig gedruckt, auf Hochglanzpapier, mit allen wichtigen Informationen zum Bier. Das gefällt mir, zu jedem Bier habe ich nun eine kleine Lektüre.

Ich beginne mit dem Kohout Světlý Ležák 11°, ein einfaches Helles. Ein deutliches, bei den Tschechen so beliebtes Diacetyl-Aroma, eine relativ niedrige Spundung und ein runder, malziger Geschmack. Ein schönes Alltagsbier, aber vom Hocker reißt es mich jetzt nicht.

Es folgt der Zázvorový Vladimír, ein Ingwerbier mit 12°. Leicht kupferfarben, mit einem malzigen Geruch, der vom Ingwer noch nichts verrät. Erst auf der Zunge, beim Schluck und retronasal kommen die Ingweraromen und die leichte Schärfe zum Vorschein. Sehr dezent also eingesetzt – lobenswert. Ein sehr schönes Bier, das einmal mehr zeigt, dass nicht reinheitsgebotskonforme Zutaten, wenn sie denn zurückhaltend verwendet werden, zu spannenden und gut durchtrinkbaren Bieren führen können.

Bier Nummer 3, das Kohout Světlý Speciál 13°. Der große Bruder des Elfers, gewissermaßen. Und – Überraschung! – ohne spürbares Diacetyl. Das gibt es in Tschechien selten. Ein ganz sauberes, nur leicht gehopftes, schön süffiges Lager ohne Diacetyl. Prima!

Viktor kommt. Ein Stout mit 15°. Sehr dunkel, fast schwarz, aber noch nicht ganz blickdicht. Schöne Röstaromen, ein wenig mehr Kaffee und Schokolade hätte es in der Nase aber schon sein dürfen. Trotzdem aber: Ein feines Bier!

Und zum Abschluss für heute: Kryštof, ein Polotmavý, ein Halbdunkles also. Mit 16°, kräftig und mächtig also. Spielt erfolgreich in der Liga runder und süffiger Bockbiere. Lecker!

die Zapfhahn-Batterie

Die Speisen dazu: Schmackhaft. Appetitlich angerichtet, recht große Portionen, fein gewürzt und preiswert. Und sogar eine erstaunlich große Auswahl an Salaten und Gemüse gibt es, immer noch ein bisschen ungewöhnlich in Tschechien, im Land der Fleisch- und Wurstesser.

Ein schöner Zwischenstopp also. Und auch wenn Česká Třebová als Städtchen vielleicht ein wenig enttäuscht hat, die Pivovar a Restaurace Faltus hat das definitiv nicht. Im Gegenteil – eine schöne Einkehr-Empfehlung, wenn man hier am Fuße des Adlergebirges das Tal der Třebovka entlangfährt.

Die Pivovar a Restaurace Faltus ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonnabends und sonntags ab 11:00 Uhr; kein Ruhetag. Sie liegt direkt am Rand der Altstadt in einer schmalen Kopfsteinpflastergasse. Bis zum Bahnhof mit Regional- und Fernbahn-Anbindung sind es etwa zehn Minuten zu Fuß.

Bilder

Pivovar a Restaurace Faltus
Moravská 207
560 02 Česká Třebová
Tschechien

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