El Pedal
Madrid
ESP

Der skurrile Deutsche mal wieder. Um 18:30 Uhr soll die Bierbar El Pedal aufmachen, und da kommt er auf die Minute exakt angelaufen und erwartet doch tatsächlich, dass er jetzt schon sein erstes Bier serviert bekommen kann… Also wirklich!

Gerade ist doch erst die Tür aufgegangen, und in aller Seelenruhe beginnt der Barmann mit den Vorbereitungen für den Abend. Die Tische und Stühle für draußen werden hervorgeräumt und großzügig auf dem Bürgersteig verteilt. Viel Platz für vorbeiflanierende Passanten braucht man in Madrid offensichtlich nicht zu lassen, die Behörden scheinen das nicht so eng zu sehen.

Und auch drinnen ist noch allerhand hin und her zu zuschieben. Einen Tisch von links nach rechts, ein paar Stühle von rechts nach links. Zumindest der Zugang zur Theke ist mittlerweile so weit frei, dass sich der Barmann dahinter schieben kann. „Nun, was darf’s denn sein?“, grinst er, und mit einer ausholenden Geste verweist er auf drei englische Casks, die neben der Theke unter dem Fenster am Boden liegen und über dünne Schläuche mit drei Pumpen verbunden sind, die ihrerseits wieder etwas improvisiert am Fensterbrett verschraubt sind. „Wir haben von der Brauerei DouGall’s noch drei Cask-Biere da, das sind Überbleibsel der ArtesanaWeek, die am Sonntag zu Ende gegangen ist.“

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kunterbunte Deko

Na, das ist ja mal ein Angebot! Da brauche ich nicht lang zu überlegen, nicht erst die bunten Kreidetafeln zu studieren. Schnell ist die Reihenfolge der drei Biere festgelegt – ich beginne mit dem Happy Otter American Pale Ale, gebraut aus Marris Otter Malz im Stile eines solide gehopften Pale Ales. „Setz Dich draußen hin, ich bringe Dir das Bier gleich!“

Ich mache es mir auf dem Bürgersteig gemütlich, das Bier kommt, und ein Schälchen mit Knabbereien auch. Das Bier ist hervorragend. Knackig gehopft, schön herb , gleichzeitig blumig und würzig. Nicht zu stark gespundet, dem Cask sei Dank, und dementsprechend sehr süffig. Prima Bier!

Während ich genieße und mir die letzten Sonnenstrahlen des Tages ins Gesicht scheinen lasse, wird die Bar drinnen endgültig aufgeräumt und für den allabendlichen Ansturm der Bierliebhaber gerüstet. Neben den drei Cask-Ales zähle ich zwölf Zapfhähne – eine ordentliche Auswahl!

Das zweite Cask-Ale von DouGall’s ist ein India Pale Ale, etwas stärker gehopft, etwas malziger und kräftiger im Körper und etwas höher im Alkohol als das erste Bier. Gewissermaßen sein großer Bruder. Ebenso lecker, aber auf eine ganz andere Art.

Das Imperial Stout schließlich, das dritte Cask-Ale, schießt für heute aber den Vogel ab. Schwer im Alkohol (9,0%) und sehr intensiv im Geschmack. Röstige Noten, feine Aromen von Dörrobst und dunklen Früchten, ein voller, leicht kaffeeartiger Malzkörper – ein unglaublich intensives Bier. Hervorragend. Zum Biergenuss kommt ein nur leicht dissonanter Musikgenuss, als zwei Straßenmusikanten vorbeikommen und sich nach einem kleinen Trinkgeld wirklich nach Leibeskräften bemühen, eine angemessene Show zu bieten. Madrid live!

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ein Amber Ale vom normalen KEG

Mittlerweile sind ein paar andere Gäste dazugekommen, ein abendlicher Routinebetrieb spielt sich ein. Es bleibt gerade genügend Zeit für ein Schwätzchen mit Ignacio, dem Barmann. Nicht nur die drei Cask-Ales habe er von DouGall’s da, erzählt er mir, sondern auch noch ein Amber Ale, allerdings nur aus dem normalen KEG, mit Druck und CO2 gezapft. Macht nix, ich probiere es trotzdem. Nach dem Imperial Stout wirkt es ein wenig schwachbrüstig, ist aber eigentlich ganz in Ordnung. Malzig, rund und ausgewogen, schön süffig. Als erstes oder zweites Bier heute hätte es wunderbar gepasst…

Wir fachsimpeln über die Madrider Bierszene. Ich erzähle Ignacio von meinen ersten Erfahrungen während der letzten Tage, und er gibt mir noch eine Reihe weiterer Tipps, listet Bars auf, die ich unbedingt noch besuchen müsse. Die Fogg Bar, beispielsweise, nur wenige Schritte weiter, sei ebenfalls ein absolutes Muss.

„Aber heute nicht mehr“, entscheidet er für mich, „denn Du musst noch hierbleiben und unser eigenes Bier probieren!“ Zusammen mit der Brauerei Yakka (Cervezas Artesanas Yakka) brauen die Eigentümer von El Pedal nämlich ein sehr leckeres Double Session Oatmeal IPA namens Postureo. Sehr aromatisch, sehr hopfig, durch den Hafer aber auch samtig weich. Und in der Tat, genau so schmeckt es wirklich. Ein schönes Bier als schöner Abschluss für einen gemütlichen Abend im El Pedal.

Noch eine Weile sitze ich vor dem Eingang, beobachte die an mir vorbeiflanierenden Fußgänger, genieße das Bier und die Wärme des Frühlingsabends. Jetzt, in der Abenddämmerung, kommt die bunte Einrichtung und Dekoration der kleinen Bierbar erst so richtig zur Geltung. Bunte Wandmalereien, ein paar Dekoelemente aus der Welt des Fahrradfahrens – ein Farbtupfer unter den sonst eher grauen Fassaden der kleinen Straße.

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die Bar El Pedal in der Abenddämmerung

El Pedal – eine der weniger bekannten Bierbars in Madrid. Weniger marktschreierisch beworben, vielleicht auch wegen des wenig bieraffinen Namens in den einschlägigen Kreisen nicht präsent, präsentiert sie sich doch als lohnenswertes Ausflugsziel für den Bierreisenden, und das bereits seit sechs Jahren! Zwölf Zapfhähne, einer davon mit einem eigenen Bier bestückt, dazu gute Beratung, gemütliche Atmosphäre und nette Unterhaltungen. Passt!

Die Bar El Pedal ist täglich ab 18:30 Uhr geöffnet; sonntags sogar schon ab 12:00 Uhr; kein Ruhetag. Sie liegt genau in der Mitte zwischen den Metrostationen Atocha und Lavapiés, ist mithin problemlos mit der gelben Linie (Linie 3 – Lavapiés) oder der hellblauen Linie (Linie 1 – Atocha) zu erreichen.

Bilder

El Pedal
Calle Argumosa, 33
28012 Madrid
Spanien

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