Taproom Madrid
Madrid
ESP

Vierzig Zapfhähne sauber in einer Reihe an der Wand installiert. Davor eine Theke, an der man mit Blick auf diese Zapfhahnbatterie gemütlich sitzen kann. Dazwischen eine junge Dame, die wie aus der Pistole geschossen alle Fragen zu den angebotenen Bieren beantworten kann. Sind das die Bausteine für die ultimative Bierbar in Madrid?

Sucht oder fragt man nach guten Bierbars in Madrid, wird der Taproom Madrid immer wieder genannt. Jedes Mal. Die anderen Bierbars rundherum wechseln, je nachdem, wen man fragt, wo im Internet man sucht, aber der Taproom bleibt.

Auf geht’s also, ich mache die Probe aufs Exempel. Es ist früher Abend, die Türen sind gerade erst aufgegangen, die golden leuchtende Lampe über der stilisierten Hopfendolde neben dem Eingang ist eben erst eingeschaltet worden. Ich bin der erste Gast.

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Taprrom Madrid

Ich gehe durch den Eingang, lasse den gemütlichen Vorraum, den Patio, der sich sicher gleich mit Rauchern füllen wird, hinter mir und gehe in den eigentlichen Taproom. Ein langer Schlauch, aber das merke ich nicht sofort, denn die Wände sind großflächig verspiegelt und machen den Raum viel größer als er in Wirklichkeit ist. Aber es ist keine kalte Spiegelwelt. Das Licht leuchtet warm und gelblich, viel Holz ist verbaut, lediglich die Installationen der Lüftungsanlage und der Leuchten bringen ein wenig Techno-Atmosphäre in den Raum.

Ich schaue auf die endlose Reihe von Zapfhähnen. Fünf Gruppen zu je acht Stück. Macht vierzig. Insofern hatten die Berichte im Vorfeld nicht gelogen. Davor die Theke, an der ich jetzt Platz nehme. Bis hierhin stimmt noch alles. Und auch eine junge Dame steht zwischen Theke und Zapfhahnbatterie, derzeit noch damit beschäftigt, alles für den großen Ansturm vorzubereiten.

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40 Zapfhähne

Ohne mich groß beraten zu lassen, stöbere ich durch die mit bunter Kreide farbenfroh beschrifteten Tafeln und entscheide mich zunächst für ein Jamonera Amber Ale der Madrider Brauerei La Virgen. Etwas Leichtes und Unkompliziertes für den Anfang, zum langsamen Herunterfahren nach einem anstrengenden Konferenztag. Voller und würziger, malziger Geschmack, gleichzeitig schön süffig. Lässt sich gerne auch in etwas größeren Schlucken trinken, um den ersten Durst des Abends zu löschen. Die salzigen Nüsse, die als Tapas dazu gereicht werden, halten natürlich dagegen, tun alles, den Durst nicht versiegen zu lassen.

Nach und nach kommen weitere Gäste, ganz langsam füllt sich die Bar. Die junge Barfrau hat alles aufgeräumt, bekommt jetzt mehr mit den Bestellungen zu tun. Mit traumwandlerischer Sicherheit ergreift sie nach jeder Bestellung den richtigen Zapfhahn, überlegt nicht lange, zählt nicht lange ab, an welchem Zapfhahn nun welches Bier hängt, sondern bringt blitzschnell das georderte Bier. Echte Routine.

Ich bestelle mir – ebenfalls von La Virgen – das 360° Pale Ale. Hopfig und erfrischend, nicht zu dominant, und wie das Amber vorher nicht zu alkoholstark. Es ist ja noch früh am Abend. Genauso fix wie das erste Bier wird es gezapft, einen Augenblick später steht es vor mir.

Die wahre Qualifikation des Mädels wird aber erst deutlich, als ein Pärchen hereinkommt und fragt, ob es denn Weizenbiere im Angebot gebe. Ohne sich umzudrehen und auf die Tafeln zu schauen, ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, schießt die Barfrau die Antwort heraus: „Drei, fünf, zwölf, einunddreißig und achtunddreißig. Die Drei ist ein mit Weizen gebrautes India Pale Ale, die Fünf ein klassisches Hefeweizen, die Zwölf ein amerikanisches Weizen im belgischen Wit-Stil, die Einunddreißig ist das belgische Original dazu und die Achtunddreißig die spanische Interpretation davon. Möchtet Ihr einen kleinen Schluck probieren, bevor Ihr ein großes Glas bestellt?“

Bämm!

Das Pärchen macht große Augen.

Kein langes „Äh!“ und „Öh!“.

Eine so schnelle und ausführliche Antwort haben die beiden offensichtlich nicht erwartet, sie müssen die Information erstmal verarbeiten, und während sie noch überlegen, hat die junge Dame hinter der Theke schon wieder zwei andere Biere gezapft und serviert.

So sieht professioneller Service aus. Blitzschnell, mit viel Ahnung. Fast schon zu schnell, denn das Pärchen ist sichtlich überfordert, ist immer noch am Überlegen und Diskutieren. Schließlich entscheiden sie sich für zwei verschiedene der angebotenen Biere. Tja, eine zu große Auswahl kann auch fast schon störend sein.

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große Auswahl

Ich teste die Kellnerin nun ebenfalls, und anstatt selber zu entscheiden, was ich trinken möchte, frage ich sie nach etwas Besonderem. Nach etwas, das ich nicht so oft finden werde, das anders schmeckt, aber trotzdem gut trinkbar ist. Die Empfehlung kommt ebenfalls blitzschnell: „Das Tu Jardín von Nómada, dem Wanderbrauer. Das ist ein Farmhouse Ale, ein Saison, mit ausgeprägtem Hefecharakter.“

Passt! Als hätte sie meine Gedanken gelesen. Kräftiger Geschmack, hefedominiert. Ein wenig phenolisch, aber nur gerade so viel, dass jeder Schluck wieder aufs Neue spannend ist. Nicht so stark, nicht so dominierend, dass es Überwindung kostet. Ein prima Bier. Aber eines, das wohl schon eine Weile am Hahn hängt, denn es läuft völlig klar aus dem Zapfhahn, sieht fast aus wie filtriert. Die Hefe muss sich im Fass schon einige Tage gut abgesetzt haben. Sehr schön. Genau der richtige Zeitpunkt für dieses Bier.

Also, die Beratung und Bedienung ist ausgezeichnet. Das Angebot quantitativ (vierzig Hähne!), qualitativ (durchweg hervorragende Biere) und in der Breite (nahezu jeder ernstzunehmende Stil ist vertreten) hervorragend. Die ultimative Bierbar in Madrid also?

Keine Ahnung. Dazu müsste ich alle anderen Madrider Bierbars auch kennen. Aber definitiv eine Bierbar der absoluten Spitzenklasse. Rundum empfehlenswert.

Der Taproom Madrid im Universitätsviertel ist täglich ab 18:00 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Vierzig Zapfhähne bieten für jeden Geschmack etwas und decken die Vielfalt der Biere der Welt recht gut ab. Zu essen gibt es – außer den Tapas – nichts, aber es wird toleriert, wenn man sich nebenan einen Burrito holt und hier an den Tischen zum Bier isst. Zu erreichen ist die Bar mit der Metro, orangefarbene Linie (Linie 7), Haltestelle Islas Filipinas. Von dort aus etwa 250 m zu Fuß.

Bilder

Taproom Madrid
Calle de Guzmán ‘el Bueno’, 52
28015 Madrid
Spanien

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