2nd Story Brewing Company
Philadelphia
USA

Zentral gelegen in Philadelphia, dort, wo sich die Touristen balgen: Zwischen der Liberty Bell, dem Pilgerziel jedes aufrecht-nationalen US-Amerikaners, und Penn’s Landing, einem kleinen Freizeitpark, der eher an eine Orgie in Beton erinnert als an einen wirklichen Freizeitpark.

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der Eingang zur Brauerei

Auf halber Strecke zwischen diesen beiden Destinationen befindet sich die 2nd Story Brewing Company, eine Brauerei mit einem Wortspiel im Namen. Story kann im amerikanischen sowohl Geschichte als auch Stockwerk heißen, und so kokettiert die Brauerei mit dieser Doppeldeutigkeit im Namen denn auch auf ihrer Website. Klickt man dort nämlich auf den Menüpunkt „Our Story“, so findet man sinngemäß den folgenden Text:

„Wir alle haben eine erste Geschichte. Das ist die, die wir Fremden erzählen, im Vorstellungsgespräch, oder Menschen, die wir im Laufe des Tages treffen. Es geht darum, wer wir sind, woher wir kommen, was wir machen, wen wir kennen. Aber unsere zweite Geschichte dreht sich um unsere Leidenschaft, die wir tief in uns verspüren. Das ist die Geschichte von den Dingen, die wir lieben, weil diese definieren, wer wir wirklich sind. – In der 2nd Story Brewing Company ist diese Leidenschaft unser Craftbier, von dessen Entstehung Du auf dem 2. Stockwerk Zeuge werden kannst. Hier realisiert sich unsere zweite Geschichte. Hier wird unser brillantes Bier von Hand produziert und ausgehändigt.“

Die zweite Geschichte und das zweite Stockwerk also. Nun ja.

Wir stehen vor der 2nd Story Brewing Company und sehen eine simple und einfache Fassade, ein paar Plastikstühle und Tische davor, an denen es jetzt, in der Nachmittagssonne, allerdings viel zu heiß ist, und auf dem abgeblätterten Putz der Wand zum Nachbarhaus das auf alt und verblasst getrimmte Logo der Brauerei. Eine Tafel weist stolz auf das Old City Kölsch hin, hier ausnahmsweise einmal richtig mit Umlaut geschrieben.

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Old City Kölsch auch drinnen beworben

Drinnen empfängt uns eine recht große Bar. Das Licht ist gedimmt, viel Holz ist zu sehen, und es ist für diese Tageszeit schon erstaunlich viel los. Durch einen ellipsenförmigen Ausschnitt in der Decke können wir in das Obergeschoss, nach amerikanischer Zählung schon das zweite Stockwerk, sehen und, wenn wir uns die Hälse verrenken, auch die Lagertanks erspähen. Aber die sehen wir uns später genauer an, zunächst möchten wir die Biere verkosten, die hier angeboten werden.

Zehn Stück listen die bunte Kreidetafel und der kleine Flyer auf der Bar auf, die ersten beiden als Standard Brews, den Rest als Seasonal Brews. Zum Glück gibt es Tasting Flights, mit jeweils vier Gläsern, und so geht die erste Bestellung recht rasch und unkompliziert: „Zwei Tasting Flights mit allen acht Seasonals, bitte“, und der Barkeeper nickt anerkennend: „Eine gute Wahl – Ihr seid das erste Mal hier?“

Nur Augenblicke später stehen die Gläser vor uns und wir beginnen den Verkostungsmarathon. Der Auftakt ist enttäuschend. Das Old City Kolsch (auf der Getränkekarte nun ohne Umlaut geschrieben) mit 5,0% schmeckt wässrig und leicht oxidiert. Das Tafelbier Drinker’s Table Beer mit 3,0% ist auch nicht besser, es wirkt, als habe man das Kölsch lediglich noch mit etwas Wasser verdünnt. Der Weizenbock nach deutschem Vorbild, das Weizenheimer, mit immerhin 8,0% Alkohol schmeckt demgegenüber sehr ordentlich, kräftig, fruchtig und estrig, lässt lediglich eine schöne Sämigkeit vermissen. Der Höhepunkt des ersten Flights ist dann das Bayerische Hefeweizen namens My Better Hef. 5,3%, bananige Aromen und ein leichter Hauch von Gewürznelke. Vollmundig und durch seine hohe Spundung dennoch spritzig. Gelungen!

Ähnlich gelungen, wenn auch ein völlig anderer Stil: Das John Hüll Meloncamp, ein American India Pale Ale mit viel Hüll Melon Hopfen gebraut, wie der Name ja auch schon andeutet. 7,1% Alkohol sind recht viel, aber der kräftige Malzkörper und die präsenten Hopfenaromen machen das Bier sehr gut trinkbar und schön ausgewogen. Prima. Das Daisy Point Pils mit 5,1% enttäuscht dann eher wieder, ist etwas kratzig und weist wenig Frische auf. Das Pale Ale mit dem spannenden Namen Sex on the Delaware und 5,3% kann wieder überzeugen. Nicht nur wegen des Namens, sondern vor allem wegen seiner schönen, fruchtigen Hopfencharakteristik. Das High & Rye Saison zum Abschluss, ein Saisonbier mit Roggen, 6,4%, ist recht lecker, lässt aber jeden aromatischen oder geschmacklichen Hinweis auf den mitverbrauten Hopfen vermissen und entpuppt sich so als ein ganz normales, nicht einmal sonderlich spannendes Saisonbier.

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zehn Biere am Hahn

Bleiben uns nun noch die beiden Standard Brews. Glücklicherweise haben wir den Tag über viel geschwitzt und jetzt noch reichlich Durst, denn kleine Gläser gibt es nicht mehr – für die letzten beiden Biere müssen wir ein ganz normales Pint bestellen.

Fritzie’s Lager, ein Wiener Lager, enttäuscht, und es zieht sich hin, bis das Pint-Glas alle ist. 4,9% Alkohol hat es, eine schöne Farbe, sogar den Hauch einer Schaumkrone, aber geschmacklich kann es nicht überzeugen. Die intensiven Aromen des Wiener Malzes wirken unausgewogen, dominant und verleihen dem Bier eine Grundnote, die sehr schnell ermüdend wirkt.

Zum Glück kommt als letztes Bier des Tages noch ein Lichtblick – das Declaration India Pale Ale, 6,5% Alkohol. Präsente Hopfenbittere, viele fruchtige und harzige Hopfenaromen, dazu ein solider Malzkörper, der den Hopfen ausbalanciert. Trotz des recht hohen Alkoholgehalts ein Bier für den großen Schluck. Sehr gut trinkbar, süffig geradezu. Schön!

Wir sehen uns noch ein wenig in der Brauerei um. Im Erdgeschoss finden wir noch ein paar nette Dekorationen und stellen fest, dass das Old City Kölsch (auf dem Kreidebild im hinteren Bereich des Schankraums wieder korrekt mit Umlaut geschrieben) wohl derzeit der ganze Stolz der Brauerei ist. Überall Reklame und Hinweise auf dieses Bier.

Eine kleine Treppe führt in das obere Stockwerk, das 2nd Story, zur zweiten Geschichte, dorthin, wo das Bier produziert wird. Hinter Glas und auf der anderen Seite des ellipsenförmigen Ausschnitts in der Decke stehen die Lagertanks, unerreichbar für den Gast. Und ganz am Rand kann man eines der Geräte des Sudwerks sehen, davor einen Tisch mit Spindeln und Chemikalien, und bekommt so wenigstens einen kleinen Einblick in die Entstehungsstätte der Biere.

Diesseits, also im linken Bereich des oberen Schankraums befindet sich noch eine zweite Bar, und auch diese ist schon recht gut gefüllt.

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the 2nd Story – das zweite Stockwerk

Eine nette Atmosphäre, eine schöne, weil für die Touristen sehr günstige Lage, ein angenehmes Ambiente. Nur die Qualität der Biere ist sehr ungleich. Einigen wenigen guten Bieren steht eine doch erkleckliche Anzahl durchschnittlicher und sogar mäßiger Biere gegenüber. Ein wenig enttäuscht sind wir daher schon.

Die 2nd Story Brewing Company ist täglich ab 11:30 Uhr mindestens bis Mitternacht durchgängig geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie sehr bequem mit der U-Bahn, MFL (Market Frankford Line), 2nd Street Station, und von dort aus knapp 100 m zu Fuß in Richtung Süden.

Bilder

2nd Story Brewing Company
117 Chestnut Street
Philadelphia
PA 19106
USA

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