Zum Ersten, zum Zweiten, uuund … zum Dritten!
Die dritte Heartland-Filiale für heute. Aber dann auch wirklich die letzte.
Kreuz und quer sind wir durch Midtown gelaufen, und mittlerweile haben wir das Gefühl, dass immer dann, wenn wir eine der Avenues überschreiten und den nächsten Häuserblock erkunden wollen, vor uns eine Heartland Brewery auftaucht. Diesmal die Heartland Brewery and Chophouse, eine Kombination aus Brauerei und Steakhaus, also.
Fast schon ein wenig biermüde gehen wir die paar Stufen in die Brauerei hinein.
Nein, biermüde stimmt natürlich überhaupt nicht, es ist eher eine allgemeine Müdigkeit, nach einem langen und erlebnisreichen Tag, der schon sehr früh begonnen hatte.
Wir nehmen Platz an der Theke und bestellen ein letztes Bier, ein wirklich allerletztes Bier für heute. Eine Sorte hat es hier im Angebot, die wir vorher weder in der Heartland Brewery and Rotisserie noch in der Heartland Brewery Midtown West getrunken haben, und zwar das Geo. Ringler German Lager. Während der Barmann zapft, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Viel dunkles Holz ist zu sehen, das Licht ist heruntergedimmt, fast schon ist es ein wenig zu dunkel.
Der große Schankraum ist geschickt in kleinere Abschnitte aufgeteilt, man kann sich zum Essen gemütlich in eine Sitzecke verkrümeln, hat dann seinen Tisch für sich allein und ist ganz unter sich. Alte beziehungsweise auf alt getrimmt Dekoration macht den Raum gemütlich. Fassdeckel, auf denen die verschiedenen Biersorten verzeichnet sind, sind das Dekorationselement, das anscheinend alle Heartland-Brauereien gemeinsam haben. Auch wenn sie nicht echt sind, sie sehen wenigstens gut aus.
Das Bier ist mittlerweile fertig, der Barmann stellt es mit Schwung auf die Theke. Ein leichtes, goldenes Lager soll es sein, ein Bier aus der New York Historic Beer Series. 5,2% Alkohol, ausgewogen, ein feiner Malzgeschmack mit einem Hauch Keksaroma und etwas kräuterig, eine leichte Hopfenbittere und eine schäumende Spritzigkeit, so verspricht es die ausführliche Beschreibung dieses Biers. Es soll an das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert erinnern, als die 1872 gegründete Georg Ringler Brewery & Co. eine der größten Brauereien in New York City war. Dem Einfluss der deutschstämmigen Immigranten geschuldet, war das Lager rasch eines der erfolgreichsten Biere der Stadt. So lange, bis die Prohibition dem Ganzen ein Ende setzte.
Ich nehme einen großen Schluck, bin aber ein wenig enttäuscht. Zwar stimmt die grundsätzliche Beschreibung des Biers, aber ein leichter Kartongeschmack bleibt auf der Zunge haften, fast so, als sei das Bier kräftig oxidiert. Nicht so schlimm, dass das Bier gleich untrinkbar würde, aber dennoch: Die ganz große Lust auf den nächsten Schluck macht dieser leichte Nachgeschmack leider nicht.
Schade, denn die angenehme und ruhige Atmosphäre hier, nur wenige Schritte vom quirligen Times Square entfernt, gefällt uns sehr gut. Ein schöner Platz, um die Lichterorgie, den Verkehrslärm, das Geschrei und Gedränge hinter sich zu lassen und bei einem leckeren Bier innerlich herunterzufahren und zu entspannen. Ein Ort, der geradezu nach einem perfekten Bier schreit – aber da haben wir mit dem German Lager das falsche gewählt.
Vielleicht hätte es ja auch zu einem deftigen Steak besser gepasst als einfach so pur, ohne alles an der Theke. Immerhin hat sich diese Heartland-Filiale ja auf dicke, zarte Steaks spezialisiert und zelebriert als Chophouse diese uramerikanische Kultur des Essens.
Hinter einer Glasscheibe entdecke ich schließlich noch das kupferne Sudwerk. Im Halbdunkel steht es da, Arbeitskleidung des Brauers liegt unachtsam dahingeworfen herum. Viel ist nicht zu erkennen, schade! Einmal aufgeräumt und geputzt, dann mit ein oder zwei Strahlern gezielt illuminiert – das Sudwerk könnte der Blickfang des Restaurants sein, aber diese Chance wird leider verpasst.
Für heute lassen wir es gut sein. Dreimal Heartland, drei ziemlich unterschiedliche Erfahrungen, wenn auch die angebotenen Biere immer gleich waren. Uns schwirrt der Kopf von den vielen Eindrücken, aber auch, das geben wir ehrlich zu, von der über den Tag verteilten Anzahl der Heartland-Biere. Zeit, langsam zurück ins Hotel zu gehen.
Die Heartland Brewery and Chophouse ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet; sonnabends und sonntags ab 12:00 Uhr. Kein Ruhetag. In entspannter Atmosphäre kann man hier zum vor Ort gebrauten Bier leckere Steaks genießen. Die orangene Linie der New Yorker Metro mit den Bahnen B, D, F und M hält an der Station 42nd Street Bryant Park nur 100 m entfernt, bringt die Gäste also quasi bis vor die Haustür. Wenn man den richtigen Aufgang nimmt…
Heartland Brewery and Chophouse
127 W 43rd Street
New York
NY 10036
USA
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