Esther Isaak:
Nicht jeder Beerjesus ist auch ein Prediger

MiniaturVon Predigern und Nachahmern

Manchmal ist es erhellend, zu sehen, wo wir stehen: Wenn eine Stone Brauerei mit ihrem Prediger Greg Koch meint, dass sie in Berlin die Revolution ausrufen muss, dann ist sie einfach zehn Jahre zu spät dran. Noch einmal wird es laut, aber wer sich die Daten ansieht, weiß, dass es einfach nur ein aus der Zeit gefallenes Marketing ist.

  • 2001 Eröffnung Braustelle Köln
  • 2003 Verein „Kampagne für Gutes Bier“ wird in Hamburg gegründet
  • 2004 Erster Ausbildungslehrgang zum Biersommelier
  • 2007 entwickelte Schneider Weisse TAP 5, Meine Hopfenweisse
  • 2009 die allgemeine Markteinführung von Meine Hopfenweisse
  • 2008/2009 One Pint aus Dänemark kommt auf den deutschen Markt
  • 2008 Eröffnung Camba Bavaria Brauerei
  • 2010 Braufactum importiert und gibt Bierspezialitäten in Auftrag
  • 2011 Erstes Ale von Hopfenstopfer in der Haeffner Brauerei
  • 2011 Erstes IPA in Flaschen von Thorsten Schoppe in Berlin
  • 2011 gab es in Hamburg in der Soulkitchenhalle eine Riesenparty mit den Leuten von Brewdog. Zu dem Zeitpunkt gab es für das Punk IPA ein Plakat, das zerdepperte Becksflaschen und zerdrückte Becksdosen zeigte.
  • 2011 Fritz Wülfing und Sebastian Sauer sind mit ihren Ales bei einer Veranstaltung von Kitchenguerilla in Hamburg.
  • 2012 fand die erste BrauKunst Live! in München statt
  • 2012 Verein „Barley´s Angels Deutschland – Die Gerstenengel e. V.“ gegründet
  • 2012 Nordmanngruppe eröffnet Ratsherrn in Hamburg
  • 2013 Eröffnung der Berlin Beer Academy
  • 2014 Buddelship Brauerei Hamburg
  • 2015 Kreativbrauerei Kehrwieder Hamburg / Seit 2013 als Wanderbrauer
  • 2015 Erste amerikanische Brauerei in Deutschland Urban Chestnut bringt erste Biere auf den Markt

Und hier speziell aus Franken von Gerhard Schoolmann (herzlichen Dank!):
Café Abseits – Die Craft-Bier-Bar, die schon Craft-Bier-Bar war, als es eigentlich noch gar kein Craft-Bier gab.

Es geht hier nur um ein paar Leuchttürme der letzten 15 Jahre. Bei weitem nicht alle Ereignisse sind genannt, aber es sei hier einmal ganz deutlich gesagt:

Köln und Bayern sind schon sehr weit vorne.

Zwischenzeitlich haben wir so unendlich viele interessante und sehr gute Biersorten, daß eine Neue Brauerei sich eher in ein gemachtes Nest setzt, als noch irgendwo etwas umzukrempeln. So wird aus einem Vorsager (Prediger) dann ein Nachahmer. Das ist Pech!

Autor: Esther Isaak
wiederveröffentlicht von Bierguerilla
mit freundlicher Genehmigung der Autorin

1 Comment

  1. Wenn mir eine kleine persönliche Ergänzung gestattet ist:

    Die Stone-Biere sind gut. Keine Frage. Die meisten sind sogar exzellent – die Stone-Brewery hat nicht ohne Grund eine solche Karriere hingelegt. Und es ist auch gut, dass in Berlin ein Ableger der Stone-Brewery gegründet wird.

    Aber: Gutes Marketing erfordert (eigentlich…) auch immer eine Analyse der Zielgruppe. Und da scheint Greg Koch in Teilen zu versagen. Er hat es offensichtlich nicht verstanden, dass sich die Masse der Deutschen, anders als die meisten US-Amerikaner (und ich weiß wovon ich schreibe, ich habe beruflich sehr viel mit US-Amerikanern zu tun), nicht von pubertärem Gehabe beeindrucken, sondern lieber Fakten sprechen lässt.

    Natürlich wird Kochs Auftritt nun in den Medien bejubelt – aber nur von einer kleinen Gruppe vorwiegend derer, die sowieso schon auf den Craft-Bier-Zug aufgesprungen sind, ihn vielleicht sogar selbst mit in Bewegung gesetzt haben. Aber selbst unter diesen Craft-Bier-Pionieren ist die Begeisterung über den „Messias-Auftritt“ dieses Jahr ähnlich verhalten, wenn nicht gar ablehnend, wie gegenüber der Aktion im letzten Jahr, als Koch mit einem Bagger Bierdosen und -flaschen zerdepperte, die er für Industriebier hielt.

    Danke an Esther also von ganzem Herzen für ihre treffenden Worte.

    Jedoch ist sie zu bescheiden, und ich erlaube mir, zu der obigen Aufzählung der Meilensteine das Jahr 2005 hinzuzufügen:

    – 2005 Eröffnung des Bierlands Hamburg

    Mit diesem Schritt hast Du, Esther, nämlich ebenfalls eine äußerst wichtige Wegmarke verantwortet, die auf die Gesamtentwicklung der Bierszene im Norden Deutschlands strategisch sicher mehr Auswirkungen hatte, als der skurrile Auftritt eines US-amerikanischen Brauers, der auch auf den Craft-Bier-Zug in Deutschland aufspringen möchte, eines Adabei also, wie die Bayern vielleicht sagen würden.

    Volker R. Quante

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