Freundlich ist sie ja schon, die eMail, die mich von Stefan Hempl, dem Pressesprecher des Staatlichen Hofbräuhaus in München, erreicht. „Geschätzte Bierblogger und Freunde des feinen Bieres“ lautet die Anrede, und auch das Hauptanliegen ist sehr höflich formuliert: „Es wäre schön, wenn Sie uns redaktionell berücksichtigen.“ Nicht so technokratisch oder anmaßend fordernd oder plump anbiedernd, wie manche anderen Anfragen, die ich bekomme, sondern eher bescheiden und zurückhaltend. Finde ich gut!
Worum geht’s?
Das Hofbräuhaus hat seinen Maibock neu verpackt. Ein neuer Kasten ist auf den Markt gekommen, in den insgesamt 24 0,33-l-Flaschen passen.
Wie schön. Oder … auch nicht?
„Der Maibock ist nicht neu. Sein Kasten schon“, lautet ein Anflug von Selbstkritik in Hempls Anschreiben. Und damit ist eigentlich auch schon alles Wesentliche gesagt. Hofbräu hat einen neuen Kasten. Das Bier ist dasselbe, wie vorher. Soll das nun eine Erwähnung, eine redaktionelle Berücksichtigung in meinem Blog wert sein?
Och, kommt, Leute! Seid Ihr da wieder auf irgendwelche Werbefuzzis reingefallen? Warsteiner versucht das doch auch gerade: Den Niedergang durch einen neuen Bierkasten und ein neues Design aufzuhalten. Habe ich in meinem Newsletter vom 15. Oktober 2017 schon erwähnt. Das Produkt zieht nicht mehr richtig, der Verkauf stagniert? Geht gar zurück? Ein neuer Markenauftritt soll es richten?
Na, vielleicht liegt es ja auch am Produkt, Ihr Lieben? Und nicht am Design?
Wie viele tausende oder gar zehntausende alte Bierkisten, die der neuen „Corporate Identity“ nicht mehr entsprechen, gehen denn jetzt vorzeitig über die Wupper? Und wie ist dies mit der Umwelt zu vereinbaren? Es ist ja gut und schön, dass die neuen „Pinolen-Kästen schwermetallfrei und zu 100% recyclebar“ sind und dass sie daher „Gewinner des Mehrweg-Innovationspreises der Deutschen Umwelthilfe und der Stiftung Initiative Mehrweg“ sind. Aber ist bei dieser Entscheidung für den Innovationspreis die vorterminliche Entsorgung mitberücksichtigt worden? Oder wurde mal wieder nur ein kleiner Ausschnitt der Gesamtproblematik betrachtet?
Und warum sehe ich auf dem Produktfoto eigentlich grüne Flaschen? Das ist doch die Flaschenfarbe, die gegenüber dem klassischen Braun eindeutig im Nachteil ist und entweder zu viel UV-Strahlung durchlässt oder zusätzlichen Aufwand mit einer Extra-Beschichtung im Glas erfordert, um die UV-Strahlung zu filtern?
So viele Fragen!
Ach, und was ist oder sind eigentlich Pinolen? Ist das eine Art Kunststoff? Oder eine Fettsäure? Nee, das war Linolen.
Mal kucken – was sagt Wikipedia? Pinole, Singular, ein Gemisch aus geröstetem Mais, Kakao, Chia-Samen, Agave, Zimt, Vanille und sonstigen Gewürzen, fein gemahlen und als Grundstoff für Tortillas, Müsli oder sämige, nahrhafte Getränke genutzt. In Südamerika zumindest. In Europa ist eine Pinole, Singular, ein hohlgebohrter Spindelkörper. Das sind dann wohl die Plastikpins im neuen Kasten, die verhindern sollen, dass die Flaschen mit dem Maibock aneinander scheppern.
Nun, so habe ich anhand der Werbe-eMail doch wenigstens etwas gelernt. Pinole! Unnützes Wissen für den nächsten Stammtisch!
Nur warum mich der neue Kasten vom Hofbräu interessieren soll, das weiß ich nach wie vor nicht. Das Bier schmeckt ja recht gut, dachte ich jedenfalls bisher, aber wenn es jetzt einen neuen Kasten braucht? Tja…
Staatliches Hofbräuhaus in München
Hofbräuallee 1
81 829 München
Bayern
Deutschland
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