Es ist zwar nicht die Geschichte der Brauerei, aber doch wenigstens die Geschichte des Gebäudes und des Grundstücks, auf dem die Brauerei steht, die Eindruck erweckt – reicht sie doch zurück bis in die Zeiten Martin Luthers und ist direkt mit Kardinal Albrecht von Brandenburg, einem wichtigen Gegenspieler Luthers, verbunden. Freiherr Hans von Schönitz, Finanzier und Bauverweser des Kardinals, ließ auf diesem Grundstück den Kühlen Brunnen errichten, einer der bedeutendsten noch erhaltenen Profanbauten der Renaissance, dessen Zweck, so sagt es die Homepage des Halleschen Brauhauses, „der Muße und des leiblichen Wohles des halleschen Bürgertums gewidmet“ sein sollte.
Als die Freundschaft zwischen Schönitz und Albrecht zerbrach und Schönitz in der Folge hingerichtet wurde, war dies gemeinsam mit Gründung des Halleschen Bunds durch Albrecht der Anlass für Martin Luther, eine gewaltige Schmähschrift gegen Albrecht zu verfassen.
Eine gewaltige Historie also, die mit dem Grundstück verbunden ist.
Das Hallesche Brauhaus selbst wurde erst rund 500 Jahre später, in 2005, gegründet und befindet sich in Teilen im Gebäude des Kühlen Brunnens, mit Masse jedoch in einem neuen Anbau, der mit seiner modernen Architektur ein wenig wie ein Fremdkörper wirkt. Die Namen der Biere, Schönitz-Pils und Albrechts Dunkel, nehmen Bezug auf die uralte Geschichte des Kühlen Brunnens, und während das Dunkle schön malzig und rund daher kommt, ist das Pilsner leider etwas dumpf und muffig geraten. Daneben gibt es als drittes Standardbier noch das Hallsch, ein mildes, nur sehr schwach gehopftes Helles, ungefiltert und ob seines süßlichen Geschmacks seitens der Brauerei als „Bier für Frauen“ beworben.
Als wir am 26. Dezember 2011 hier einkehrten, gab es als saisonale Spezialität noch den Nikolausbock, ein süßes, kräftiges und sehr dunkles Bockbier – nach meiner Bewertung definitiv das beste der hier angebotenen Biere. Zum Essen gibt es Flammkuchen – frisch und kross, und in einer riesigen Auswahl. Lecker!
Die Sudanlage tschechischer Produktion steht kupfern glänzend dekorativ mitten im Raum, wirkt aber in ihrer Konstruktion ein wenig improvisiert und billig. Offene Armaturen, Pumpen und Anbauteile wirken, als wäre die Konstruktion erst während der Aufbauphase finalisiert worden – hier wurde noch etwas angeschraubt, und dort wurde noch Platz für eine Armaturentafel gefunden. Aber wie die schiere Existenz der verschiedenen Biere beweist, scheint sie zu funktionieren, und das ist das Wichtigste!
Hallesche Spezialitätenbrauerei Kühler Brunnen GmbH & Co.KG
(Hallesches Brauhaus)
Große Nikolaistraße 2
06 108 Halle an der Saale
Sachsen Anhalt
Deutschland
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