Manchmal geht die Fantasie mit den Restaurantbetreibern durch, und dann benennen sie ihr Geschäft wortspielerisch-metaphorisch oder expressionistisch-exotisch. Als Gast darf man dann rätseln, ob es eine Bierbar, ein Drei-Sterne-Restaurant oder ein Frisör mit Kaffeeangebot sein soll, was sich hinter einer fantasievollen Bezeichnung verbirgt. Oder vielleicht sogar ein Bestattungsunternehmen, wenn ich an Sudden Death / Mort Subite / Der plötzliche Tod denke…
Bei Hops Beer n Burgers ist das anders. Die Ansage ist klar und eindeutig, auf den ersten Blick weiß der Gast, was ihn hier erwartet. Bier und Burger. Burger und Bier. Je nach persönlicher Präferenz.
Nur ein kurzer Fußweg war es von der Akropolis in Richtung Süden, bis ich nun in einer kleinen, schmalen Fußgängerstraße stehe, vor mir das Burgerlokal mit dem großen Bierangebot. Ein paar Tische stehen auf der Straße, ein paar mehr im eigentlichen Schankraum, der bei schlechtem Wetter mit ein paar verschiebbaren Glaswänden rasch abgetrennt und geschützt werden kann. Aber wann gibt es in Athen schon schlechtes Wetter?
Wogende Gerstenfelder als Wandtapete auf der einen Seite stimmen schon einmal auf das hier angebotene Bier ein, während die gegenüberliegende Wand ganzflächig in eine schwarze Kreidetafel umgewandelt worden ist. Aber nicht, um wie in so vielen anderen Bierlokalen dort die aktuelle Bierliste zu verkünden, sondern um den Gästen die Gelegenheit zu geben, sich hier zu verewigen. Wobei, das sei zugegeben, die Ewigkeit, die im Wort verewigen steckt, recht begrenzt ist, denn so, wie es aussieht, wird hier ab und an mit einem kühnen Wisch Raum gemacht für neue Graffiti oder Unterschriften.
Mitten im Raum steht eine dicke Säule, die über und über mit Kronkorken beklebt ist. Auf den ersten Blick eine sehr schöne Idee. Solange, bis bei genauerem Hinsehen auffällt, dass die meisten der Kronkorken entweder vom griechischen Massenbier Alfa stammen oder gleich gar von Coca-Cola-Flaschen. Da hat wohl die Geduld gefehlt, genügend Verschlüsse von kleinen Brauereien zusammenzutragen.
Ich suche mir einen Platz mit einem schönen Blick auf die Straße und schlage die Karte auf. Burger in allen möglichen Geschmacksrichtungen, gerne auch mit Huhn oder gleich ganz vegetarisch. Klassisch gewürzt oder asiatisch, der Vielfalt sind nicht viele Grenzen gesetzt.
Die Bierliste ist nicht weniger lang, allerdings umfasst sie nur vier Fassbiere; der Rest wird in Flaschen angeboten. Ach, und noch viel schlimmer: Drei der vier Zapfhähne sind mit Industriebieren bestückt. Heineken, Krušovice (eigentlich ja auch Heineken), Erdinger, lediglich am vierten hängt gelegentlich ein Bier aus einer kleinen griechischen Handwerksbrauerei. „Small batch, please ask about availability“, heißt es, und prompt schüttelt der freundliche junge Kellner den Kopf. „Nein, derzeit haben wir kein Fassbier aus kleinen Brauereien“, heißt es bedauernd.
Die Flaschenauswahl kann sich dafür aber sehen lassen. Auf drei Seiten finden sich Spezialbiere aus aller Welt. Zunächst eine recht lange Liste griechischer Biere, danach noch anderthalb Seiten mit internationalen Spezialitäten. Neben dem Namen der jeweiligen Brauerei und des Biers sind noch der Bierstil, das Herkunftsland und eine kurze Beschreibung des Geschmacks angegeben, manchmal sogar mit einer Empfehlung, zu welchen Speisen dieses Bier besonders gut passt. Alkoholgehalt und Preis kommen auch noch dazu. Schön, wenn so umfassend informiert wird.
Die Preise sind aber saftig. Wie überall in Griechenland kostet eine kleine 0,33-l-Flasche mit Spezialbier auch schon mal sechs oder sieben Euro; angesichts des Lohnniveaus in Griechenland ganz schön happig.
Ich entscheide mich für ein mit Bergamotte gebrautes Weizenbier, das Volkan Grey, gebraut in der Brauerei Volkan auf der Insel Santorini. Angelehnt an den Stil eines belgischen Wit ist der Koriander durch die Bergamotte ersetzt worden – eine interessante Variation dieses erfrischenden Sommerbier-Stils. Mir gefällt’s. Der Chicken-Burger mit Mango und Chili passt dazu ganz vorzüglich.
Ebenso passend das Αλη – IPA, das mit seinen lediglich fünf Prozent Alkohol die Bezeichnung India Pale Ale vielleicht nicht ganz verdient, aber trotzdem mit schönen Hopfenaromen zu überzeugen vermag. Ein Lob an die Ali (Αλη) Mikrobrauerei aus Thessaloniki.
Den Abschluss bildet das Chios House Ale der Brauerei Chios (Ζυθοποιία Χιου), ein kräftig gehopftes, einfaches Ale mit 4,9% Alkohol. Ein Bier für den Durst, nothing sophisticated. Die Bezeichnung House Ale mag ein wenig irreführend sein, suggeriert sie doch, dass das Bier speziell für Hops Beer n Burgers gebraut sei. Aber es ist wohl eher so, dass dies das Standardbier der kleinen Brauerei auf der direkt vor der türkischen Küste liegenden Insel Chios / Χιου ist.
Hops Beer n Burgers – nichts, über das es sich lohnt, der Erbtante in einem dreiseitigen Brief zu berichten, aber eine gute und solide Adresse für genau das, was im Namen steht: Gute Burger und gute Biere. Gerne wieder!
Die im Spätsommer 2015 eröfnete Bier- und Burgerbar Hops Beer n Burgers ist täglich ab 12:00 Uhr, sonnabends und sonntags schon ab 10:00 Uhr durchgehend bis mindestens morgens um eins geöffnet. Mit der (einzigen) Straßenbahnlinie, Haltestelle Phix / Φιξ, erreicht man sie problemlos, es sind etwa 150 m Fußweg.
Hops Beer n Burgers
Drakou / Δράκου 10
117 42 Athen / Αθήνα
Griechenland
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