Es ist der heißeste Sommer seit vielen, vielen Jahren. Und heute ist der heißeste Tag dieses heißesten Sommers. Zur frühen Nachmittagszeit kratzt das Thermometer an der 38°-Marke. Wer irgendwie kann, liegt am Baggersee, im Garten am Pool oder Planschbecken oder im kühlen Tiefgeschoss seines Hauses. Manch einer zieht sich sogar verzweifelt ins Büro zurück und macht freiwillig Überstunden, weil es hier eine Klimaanlage gibt.
Nur zwei verrückte Bierreisende laufen durch die menschenleere Stadt, betreten einen menschenleeren Biergarten und spähen in der Hoffnung auf eine Klimaanlage in einen ebenso menschenleeren Gastraum. Doch die Hoffnung trügt. Der Gastraum ist ebenso warm wie der Biergarten. Leer, nirgends ist jemand zu sehen.
Doch, da, neben dem kleinen Edelstahlsudwerk der Pivovar U Mačáků sitzt jemand, im Halbdunkel. Eine junge Kellnerin. Sie schwitzt. Und wacht über die menschenleere Brauerei. Ungläubig schaut sie uns an. Gäste? Tatsächlich? Bei dieser Hitze?
Tja, drei Biere habe sie heute im Angebot, erklärt sie auf unsere Frage. Alles seien helle Biere, 10°, 11° oder 12°. Das auf der Kreidetafel angeschriebene Halbdunkel, das Polotmavé, gebe es gar nicht, sie wisse auch nicht, warum das da steht.
Auswischen oder durchstreichen mag sie es aber wohl auch nicht, denke ich.
Wir setzen uns mit einem elfgrädigen Hellen in den glutheißen Biergarten. Wir müssen uns beeilen mit dem Trinken, man kann zusehen, wie das Bier warm wird. Der erste Schluck ist noch erfrischend kühl und angenehm, schmeckt sogar ein bisschen. Nur wenig Hopfen, viel Malzsüße, ein Hauch Diacetyl. Nicht wirklich mein Fall. Und je wärmer das Bier wird, desto mehr stört seine Süße, desto mehr vermissen wir den Hopfen.
Gibt es eigentlich etwas zu essen? Die Kellnerin lacht. Nein, den ganzen Juli ginge das so wie heute, gerade mal ein, zwei Gäste im Laufe des Nachmittags, das lohne nicht. Im August vielleicht wieder.
Nun denn, statt einer Bratwurst oder eines Steaks nehme ich ein zweites Bier. Mutig das etwas stärkere, das zwölfgrädige. Es ist minimal kräftiger in der Farbe, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Geschmacklich kann ich keinen Unterschied feststellen. Hopfenarm, malzsüß, etwas Diacetyl.
Ein drittes Bier geht nicht mehr. Nicht bei dieser Hitze. Im Biergarten steht die Luft. Zwei Radler kommen, setzen sich für einen Moment, trinken jeder ein kleines Bier, sind rasch wieder verschwunden. Die Hitze bleibt. Ab und an rauscht an der Straße ein Auto vorbei, ansonsten herrscht eine Atmosphäre wie in High Noon.
Nein, so geht das nicht. Hier sitzenbleiben geht nicht. Das macht der Kreislauf nicht mehr lange mit. Wir gehen noch einmal nach drinnen, blicken nachdenklich auf die winzige Edelstahlbrauerei, auf der die Biere entstehen. Daneben zwei kleine Gärtanks. Die Lagertanks vermutlich im Keller, wo es hoffentlich kühler ist. Die Kellnerin kassiert, dann sitzt sie wieder neben den Tanks und schwitzt.
Ob das jetzt nicht ein Teufelskreis ist, in dem sich die Brauerei befindet? Wir haben nur wenige Gäste, also gibt es außer den drei fast identischen Bieren nichts. Auch nichts zu essen. Aber warum sollen dann auch mehr Gäste kommen?
Wir verabschieden uns freundlich, die Kellnerin lächelt uns nach.
Zurück bleiben ein menschenleerer Biergarten und ein menschenleerer Schankraum.
Das Thermometer zeigt unverändert unbarmherzige 38°.
Die Brauerei mit Restaurant Mačák oder Brauerei zum Mačák (Pivovar U Mačáků) liegt im Osten der Stadt Olomouc an einer Hauptstraße, eine große Mauer rund um den Biergarten schützt aber vor Verkehrslärm. Sie ist täglich von 10:00 bis 23:00 Uhr geöffnet, angeblich kommen auch manchmal Gäste… Die Straßenbahn hält nur wenige Meter weiter, und bis zum Olmützer Hauptbahnhof sind es etwa 600 m zu Fuß. Kommt man mit dem Auto, muss man in den Nebensträßchen einen Parkplatz suchen.
Pivovar a Restaurace Mačák
Elišky Krásnohorské 24/1
779 00 Olomouc
Tchechien
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