Akams – eine winzige Gemeinde im Bergstättgebiet oberhalb von Immenstadt am Alpsee. Eine Region, in der alles etwas gemächlicher zugeht. Nur ein paar kleine, schmale und kurvige Sträßchen führen in das Dorf, und so ist man vom Durchgangsverkehr und der Hektik der Städter durchaus verschont geblieben.
Und ausgerechnet hier soll sich etwas in Sachen Craftbier tun?
Nun, das alte, dörfliche Wirtshaus Hirsch in Akams hat vor einigen Jahren einen neuen Besitzer bekommen, und seitdem ist etwas frischer Wind nach Akams hineingeweht. Unter dem Namen Lustiger Hirsch Akams ist hier eine bunte, fröhlich-rustikale Wirtschaft entstanden, die mittlerweile einen guten Ruf für ausgezeichnete Küche hat und zu ihren abwechslungsreichen Speisen nicht nur das lokale Bier der Schäffler-Brauerei in Missen anbietet, sondern auch einige Sorten der Camba Bavaria. Und heute sogar ein Craft-Bier-Dinner mit fünf Gängen offeriert, bei dem zu jedem Gang ein passendes Bier gereicht wird, das von einem Bier-Sommelier erläutert wird.
Da ist die Craftbier-Szene doch tatsächlich auch im tiefsten Oberallgäu angekommen!
Erwartungsvoll sitzen wir in der stilvoll eingedeckten Gaststube und beäugen die Gäste, die nach und nach die Plätze belegen. Viele junge Leute sind dabei, aber auch überraschend viele im mittleren und höheren Alter, die neugierig sind auf die Kombination von Essen und Bier. Es ist eine bunte Mischung.
Die Camba Bavaria hat dieses Craft-Bier-Dinner zusammen mit dem Wirt des Lustigen Hirsch Akams, Michael Ruepp, organisiert, und Christian Kull von der Camba soll es als Biersommelier begleiten. Während wir mit einem malzaromatischen, würzigen und ungemein süffigen Schäffler Gold schon einmal den Vordurst löschen, serviert uns die Küche warme Brotstückchen mit selbstgemachtem Schmalz, um uns die Wartezeit auf das Dinner zu verkürzen.
Punkt 19:00 Uhr geht’s los, und es erscheint Markus Worsch mit seiner Frau Birgit. Christian Kull ist beruflich in Kanada hängen geblieben, und so hat die Camba Markus mit seiner kleinen Firma Pro-Biersinn gebeten, zu übernehmen. Definitiv keine schlechte Wahl. Man merkt Markus an, dass es ihm Spaß macht, im Mittelpunkt zu stehen, und schon nach wenigen einleitenden Sätzen und ein paar wohlplatzierten humorigen Sprüchen hat er den Saal im Griff. Parallel zu den ersten Informationen über Bier und die Möglichkeiten, Bier wesentlich besser als Wein auf verschiedene Speisen abzustimmen, serviert die Küche unter Leitung von Philipp Johne ein erstes Amuse-Gueule, selbst gemachte Maultaschen mit Feldsalat und zweierlei Dressing.
Die ersten zwei Gänge haben wir somit schon im Magen, bevor die eigentliche Verkostung los geht.
Jetzt geht es aber Schlag auf Schlag. Während jeweils ein Gang mit dem dazu passenden Bier serviert wird, erzählt Markus über das Bier, über die Speise, über die Wechselwirkungen zwischen beidem, und Birgit überwacht derweil, dass auch niemand zu kurz kommt – auch die nicht, die von den Verkostungsbieren gerne eine etwas größeren Schluck hätten.
Der Genuss wird dann nicht unterbrochen – wir können uns auf das Essen und das Bier konzentrieren, uns mit den Tischnachbarn unterhalten und uns der Vielfalt der Geruchs- und Geschmackseindrücke hingeben, ohne dass uns ins Essen gequatscht wird. Ein sehr guter Ansatz.
Erster Gang: Hausgebeizter Wacholderlachs und Pulled-Pork-Burger mit Coleslaw-Salat. Dazu ein Simcoe-Weizen. Der Lachs mit seinem Dressing und die fruchtigen Hopfenaromen des spritzigen Weizens ergänzen sich perfekt. Eine wahre Geschmacksexplosion. Beide Komponenten für sich wären schon hervorragend gewesen, aber ihre ganze Köstlichkeit entwickelt sich erst im Wechselspiel zwischen den eher fettigen Elementen des Lachs und der spritzigen, leichten Säure des Weizens. Die Fruchtnoten des Hopfens kontrastieren mit den kräuterigen Aromen von Sauce und Beize, wir sind begeistert.
Rasch folgt schon der zweite Gang, eine Süßkartoffelsuppe mit gebackener Garnele, und dazu wird ein India Pale Ale eingeschenkt. Hatten beim ersten Gang die beiden Komponenten sich geschmacklich gegenseitig verstärkt, so ist es nun bei der zweiten Kombination etwas komplexer. Die leichte Süße der Süßkartoffelsuppe nimmt den Malzkörper des IPA gut auf, während die gebackene Garnele mit ihrem Umami-Charakter schön mit der charakteristischen Bittere des Biers spielt.
Markus erweist sich als guter Alleinunterhalter und verpackt seine Tipps zum Genuss so humorig, dass die Stimmung schon in dieser frühen Phase hervorragend ist.
Der dritte Gang ist ja eigentlich schon der fünfte, wenn man das Brot mit Schmalz und das Amuse-Gueule mitrechnet. Ein Quittensorbet, und dazu mit dem Hop Gun ein Dry Hop Brown Ale, also ein sehr malzbetontes, schon leicht karamelliges, aber gleichwohl kräftig gehopftes Braunbier. An dieser Kombination scheiden sich die Geister. Einige der Gäste haben bereits Schwierigkeiten, sich auf die Quitte einzulassen – es ist halt schon ein ganz besonderes Obst, dessen säuerliches und gleichzeitig erdig-fruchtiges Aroma nicht jedem gefällt. Hinzu kommt, dass die Kombination aus der sauren Fruchtigkeit der Quitte mit dem hopfig-herben und gleichzeitig karamellig-süßen Charakter des Biers zwar harmoniert, aber kein Extra-Geschmacksfeuerwerk zündet. Beide Geschmackserlebnisse laufen ein wenig nebeneinander her, ohne sich zu etwas Neuem zu vermählen. Da hilft es auch nichts, das Sorbet, so wie es ein innovationsfreudiger Gast macht, einfach mit dem Brown Ale zu übergießen. Es bleibt schmackhaft, aber wenig spannend.
Mit dem Sorbet als Dessert hätte es unter normalen Bedingungen jetzt schon gut sein Bewenden haben können. Tolle Aromenspiele in eigentlich schon fünf Gängen und eine abwechslungsreiche Darbietung – und insbesondere die Damen in der Gruppe sind jetzt schon durchaus satt. Dabei geht es doch jetzt erst richtig los!
Der vierte (gefühlt sechste…) Gang ist nämlich der eigentliche Hauptgang – rosa gebratene Hochrippe vom Allgäuer Rind, Rotweinschalotten und Kürbis-Kartoffel-Püree landen auf dem Teller, ein deftiges bayerisches Märzen im Glas. Vollmundiges, malziges Bier nimmt die saftigen Aromen des Fleischs auf – eine geradezu klassische Kombination, wie sie jedem guten bayerischen Gasthof zu Gesichte steht. Nicht innovativ, aber gefühlt seit Jahrhunderten bewährt. Eine hochwertige Interpretation eines klassisch-rustikalen Gerichts.
Der krönende Abschluss. Wer ein leichtes, luftiges Dessert erwartet hätte, wird enttäuscht, die Liebhaber von mächtigen, süßen Nachspeisen hingegen sind begeistert: Es kommt ein Bratapfel mit Rosmarin-Vanilleeis und einer Dunkelbier-Zabaione. Dazu das Dark Side Black Lager, ein herbes Schwarzbier, dessen nur dezent röstigen Aromen und feine Bittere genial mit der Süße der Nachspeise kontrastieren. Noch einmal ein echter Höhepunkt, bei dem erneut beide Komponenten, Essen und Bier, sich gegenseitig zu aromatischen Höhenflügen motivieren.
Pappsatt und völlig zufrieden lassen wir die Genuss-Orgie ausklingen. Der erste und der letzte Gang haben besonders begeistert, und lediglich beim dritten Gang hatten wir das Gefühl, dass die Kombination nicht wirklich „zündete“. Und selbst wenn es jetzt wie Reklame klingt, aber ein rundum großes Lob haben sich alle Beteiligten verdient: Die Camba Bavaria für die Biere und die Vorbereitung, Pro-Biersinn für die Durchführung und der Lustige Hirsch Akams für die ausgezeichnete Küche.
Großes Bierkino in einem kleinen Dorf. Wer hätte das gedacht?
Craft Bier Dinner Akams
Lustiger Hirsch
Akams 3
87 509 Akams
Bayern
Deutschland
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