Was macht eine gute Bierbar, einen guten Multitap aus? Vor allem natürlich eine große Bierauswahl in guter Qualität. Dann auch noch gute Musik. Am besten Hardrock. Und dann läuft’s doch schon, oder?
Nee, tut es nicht. Das Hopsters in Warschau am 2. Dezember 2014 ist der Beweis für mich gewesen, dass es nicht reicht, zwanzig Zapfhähne mit gutem Bier zu bestücken und im Hintergrund AC/DC und Black Sabbath laufen zu lassen. Wenn man als Wirt am frühen Nachmittag nämlich dem ersten Gast das Bier wortlos hinstellt und ihn danach völlig ignoriert, um ihn herum geschäftig Rechnungen und Bestellungen sortiert, Bierkästen an ihm vorbeihebt, ohne etwas zu sagen, und sich alle Mühe gibt, es ihm so ungemütlich wie möglich zu machen, dann ist das nix. So einfach ist das.
Der erste, äußere Eindruck vom Hopsters war ja gar nicht schlecht: Ganz groß steht auf dem Logo „Z Miłości do Piwa“, „Aus Liebe zum Bier“. Hört sich gut an. Also rein. Es läuft Black Sabbath. Laut genug, dass man es gut hört, noch nicht so laut, dass es stört. Prima. Zwanzig Zapfhähne, davon nur einer nicht bestückt. Auch gut. Die große schwarze Tafel mit den Bieren verspricht Leckeres und gibt auch ein paar technische Details vor. Passt.
„Ich hätte gerne ein Doctor Brew Molly IPA, ein kleines, also 0,3!“
„…!“
Wortlos haut der füllige Barmann das Bier auf den Tresen.
Also nicht „…!“, sondern eher:
„…!!!“
Pause.
„Dzięsięć złotych! – Zehn Zloty!“
Ah, er kann doch sprechen.
Ich wedle mit der Kreditkarte über die Elektronikbox, und bevor ich irgendetwas über die Bar fragen kann, dreht sich Cheffe wieder weg. Kruschtelt mit Rechnungen und Bestellzetteln rum, diskutiert mit seinem Atlatus, macht’s an der Theke ungemütlich. Eine kurze, freundliche Bemerkung („Sorry, wir haben viel zu tun, es kommt gerade eine Lieferung!“) wäre doch schon ausreichend gewesen. Stattdessen genervte Blicke: „Wieso sitzt der blöde Gast gerade hier an der Theke?“
„Wo sonst?“, denke ich, und schaue geduldig zu, wie neue Fässer und Bierkästen gebracht, alte abgeholt werden. Rumms, knallt ein leerer Bierkasten neben mir auf die Theke. Rumms, ein zweiter. Immer noch kein Wort zu mir, aber der Eindruck verstärkt sich: Gast stört!
Okay, ich habe verstanden. Ein paar lustlose Dokumentarfotos, Mantel an und wieder raus in die Dezemberkälte. Warschau hat zum Glück noch mehr Multitaps zu bieten.
Zwar ist nach Meinung vieler guter Bekannter die Atmosphäre hier sonst durchaus gut, mag sein, aber heute nicht. Und bis ich hier das nächste Mal eingekehrt und persönlich eines Besseren belehrt worden sein werde, solange bin ich unzufrieden.
Na, wenigstens war das Bier gut.
Das Hopsters ist täglich ab 15:00 Uhr geöffnet, sonnabends und sonntags schon ab 14:00 Uhr. Zu erreichen ist es problemlos mit den Straßenbahnlinien 1, 17, 33 und 41, Haltestelle Nowolipki.
Nachtrag 7. November 2018: Irgendwann in den Jahren, seit ich dort war, wurde das Hopsters geschlossen. Endgültig. Allerdings habe ich nicht die geringste Ahnung, wann genau und warum…
Hopsters Multitap
Aleja Jana Pawła II 45A
01-008 Warszawa
Polen
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