Wie aus ihrer Internetseite zu entnehmen ist, beginnt die Geschichte der Mikkeller Brauerei mit zwei jungen Hausbrauern, die den Sprung aus der Küche heraus gemacht haben und mittlerweile internationale Anerkennung gefunden haben. Mikkel Borg Bjergsø betreibt Mikkeller seit August 2007 allein und bezeichnet sich als Gipsy-Brewer, der in verschiedenen Brauereien in Dänemark, Europa und den Vereinigten Staaten Biere nach extremen Rezepten herstellt, um die althergebrachten Geschmacksvorstellungen seiner dänischen Landsleute über den Haufen zu werfen.
Innerhalb kurzer Zeit hat Mikkel sich auf den unterschiedlichsten Bierfestivals einen hervorragenden Ruf erarbeitet, und am 11. August 2011 konnte ich endlich auch die Mikkeller Bar in Kopenhagen besuchen. Zwanzig verschiedene Biere vom Fass werden angeboten – nicht alle von Mikkeller selbst, sondern zum Teil auch von befreundeten Brauern, aber alle extrem individuell, ohne Scheu vor kräftigem Geschmack und Aroma. Auf einer großen Kreidetafel ist vermerkt, was „on tap“ ist, und ist ein Fass leer, dauert es nicht lange, bis es durch ein anderes, meist einer anderen Sorte ersetzt ist.
Die Bar ist nicht sehr groß, im Tiefgeschoss eines großen Gebäudes in einer Nebenstraße, im Rotlichtviertel-Stadtteil Vesterbro gelegen. Die Wände sind weiß getüncht, leise Musik spielt unaufdringlich im Hintergrund, kleine Tische und Stühle stehen herum und an den Wänden hängen unterschiedliche kleine Bilder und Schubladen, die dem Kellerraum ein gewisses Minimaldesign verleihen. Unter unterschiedlichsten Lampenkonstruktionen sitzen die Bierliebhaber und führen intensive Gespräche über Bier, Malz, Hopfen, Hefe, Bierfestivals, Brauereien und dergleichen. Bier ist das zentrale Thema in der Mikkeller Bar – daneben scheint es kein anderes Gesprächsthema zu geben. Und neben den angebotenen 20 Bieren gibt es auch nicht viel anderes zum Trinken – ein paar gute und edle Spirituosen, und zum Essen gibt es gerademal drei Sorten Hartwurst und drei Sorten Käse, die in der Geschmacksintensität den Bieren nicht nachstehen. Serviert auf einem Holztellerchen mit einem scharfen Messer, so dass man sich klitzekleine Stückchen zum Bier runter säbeln kann.
Eine ruhige, freundliche Atmosphäre zum Genießen. Wunderbar!
Nachtrag 4. September 2017: Sechs Jahre sind seit unserem letzten Besuch vergangen, aber es wirkt sofort wieder vertraut. Eigentlich hat sich nichts verändert – die Art, die Biere zu präsentieren, ist gleich geblieben, ebenso das Publikum. Vielleicht ist es heute etwas weniger voll als seinerzeit, vielleicht verteilen sich die Gäste aber wegen des besseren Wetters auch nur besser, weil sie draußen sitzen können.
Auch wir setzen uns zunächst draußen in das kleine Biergärtchen und genießen unsere ersten Biere für heute. Das Vesterbro India Pale Ale mit 6,2% Alkohol überzeugt auf Anhieb. Kernig gehopft, aber noch ausgewogen genug, um gut trinkbar zu sein. Leichte Fruchtnoten, gepaart mit etwas hintergründigen Terpen-Aromen. Und Astley’s Northern Hop Lager, 4,7%, schmeckt ebenfalls prima. Vielleicht ein bisschen zu karamellig, dafür aber sehr rund und süffig.
Als die Sonne langsam hinter den Häusern verschwindet, verziehen wir uns lieber ins Innere der Bar. Eine zweite Runde gönnen wir uns noch, brauchen dazu aber etwas zu essen. Neben der Hartwurst gibt es mittlerweile auch Trockenfleisch – Beef Jerky. Zu unverschämten Preisen, genau wie die Biere, aber unendlich lecker.
Begleitet wird das Trockenfleisch von einem Single Hop Citra Imperial India Pale Ale. Alkoholstark mit 8,9%, aber nicht spritig. Kräftige Hopfenaromen, deutliche Zitrusnoten (mit einem Hauch von grünen Kräutern). Passt! Aber was heißt hier schon alkoholstark? Wirklich alkoholstark ist erst das andere Bier, das Black 2014 Imperial Stout. Tiefschwarz. Röstige und komplex-alkoholische Aromen. Leicht holzig, vanilleartig. Geradezu sämig in der Konsistenz. Und: 18,0% Alkohol. Ein echter Hammer. Aber der Alkohol ist gut eingebettet. Er ist stets präsent und spürbar, aber niemals dominant. Er wärmt im Rachen und im Hals, aber er wirkt nicht spritig. Ein winziges Glas trinken wir nur, in ebenso winzigen Schlucken – aber jeder dieser Schlucke ist ein gewaltiger Genuss! Dazu immer wieder ein Fitzelchen vom Trockenfleisch, und die Welt ist schön!
Die Mikkeller Bar ist täglich ab 13:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonnabends schon ab 12:00 Uhr. Vom Hauptbahnhof ist sie in etwa einer Viertelstunde zu Fuß zu erreichen.
Mikkeller Bar Viktoriagade Copenhagen
Viktoriagade No. 8 B-C
1655 København
Dänemark
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