Bier Circus
Brüssel
BEL

Helles Holz, viel Licht und Platz und eine in frischen Farben leuchtende Dekoration. Hoppla? Sind wir wirklich in einem Brüsseler Biercafé?

Ja, wir sind es in der Tat, und zwar im Bier Circus, direkt neben dem Königlichen Zirkus, der großen Veranstaltungshalle im Nordwesten der Brüsseler Altstadt.

Der Kontrast zu draußen, zur tristen, verregnet grauen Stadt, heute wohl aufgrund von größeren Demonstrationen durch Stacheldrahtsperren quer über die Straße verziert, könnte größer nicht sein. Bunte Clowns sitzen auf den Fensterbänken, die Wände und Säulen sind mit sorgfältig in leuchtend weißem Gips eingelassenen Kronenkorken aus aller Welt verziert, und die Beleuchtung ist in der Tat so hell, dass man die Bierkarte lesen kann, ohne ein Streichholz oder das Smartphone als Beleuchtung hernehmen zu müssen.

für ein belgisches Biercafé ist es hier drinnen erstaunlich licht und hell

Und es lohnt sich in der Tat, die Bierkarte im Detail zu studieren. Sorgfältig in Kunststoffhüllen eingeschoben, und diese wiederum genauso sorgfältig in einem neonbunten Kunststoffordner abgeheftet, reiht sich Bierliste an Bierliste. Vermutlich könnte man hier stundenlang blättern.

Zunächst die Liste der Fassbiere, von der Länge jetzt vielleicht nicht so beeindruckend wie in manchen anderen Brüsseler Biercafés, da gibt es schon längere, aber dafür sehr sorgfältig ausgewählt, mit der einen oder anderen wirklich bemerkenswerten Spezialität. Wer sonst bietet das weiße Chimay vom Fass an?

Es schließen sich die Seiten mit den verschiedenen Bierstilen an. Ich blättere und blättere …

… und erreiche schließlich eine Doppelseite mit gelagerten Bieren. Starkbiere oder Sauerbiere kann man hervorragend im Keller einlagern, aber welche Bar tut das schon, blockiert sich im sowieso immer zu kleinen Keller wertvolle Regalmeter für viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte?

eine Doppelseite mit Vintage Beers

Der Bier Circus tut’s. Die in der Karte angebotenen Biere gehen zurück bis ins Jahr 1987, fast dreißig Jahre. Damals war die Welt noch eine andere, der Kalte Krieg war noch eisig. Und all diese Jahre lang haben die Biere überdauert und warten nun auf den – finanzkräftigen! – Gast, der sie genießt.

Finanzkräftig – ja, denn die Preise sind natürlich schon heftig. Der Aufwand der jahrzehntelangen Lagerung muss ja honoriert werden. Aber umgekehrt auch wieder nicht übertrieben hoch, wie bei manchen Weinen – dreißig Euro für eine fast dreißig Jahre alte Flasche Kapittel Watou Prior ist sicherlich nicht unverschämt, sondern ökonomisch gerechtfertigt. Geschmacklich auch? Ich weiß es nicht – mir stand der Sinn heute eher nach spannenden und erfrischend-wilden Saison-Bieren.

Saison Cazeau

Und da wurde ich nicht enttäuscht. Sowohl das Saison Cazeau als auch das Saison Voisin waren kernige, charaktervolle und frische Biere, die den etwas ungestümen, wilden Geschmack der Saisonhefe sorgfältig mit einem festen Malzkörper und einer knackigen Hopfung auszubalancieren wussten, ohne dabei im Alkohol zu stark zu werden. Schön!

Eine kleine Käseplatte dazu, oder, wie am Nachbartisch, ein riesiger Kessel Muscheln und Pommes Frites, und der belgische Genuss ist perfekt.

eine kleine Käseplatte als Bier-Begleitung

Eine angenehme Atmosphäre, eine beeindruckende Bierauswahl, gutes Essen, und sogar das Personal, über das ich im Vorfeld bei meinen Erkundungen viel Negatives gehört und gelesen habe, sehr freundlich und schnell. Rundum stimmig.

Gut so!

Der Bier Circus ist täglich von 11:30 bis 14:30 Uhr und von 18:00 bis 00:00 Uhr geöffnet. Sonnabends nur am Abend, sonntags und montags ist Ruhetag. Von den U-Bahn-Stationen Madou oder Park oder von der Straßenbahnhaltestelle Congres sind es jeweils nur etwa fünf Minuten zu Fuß zum Bier Circus.

Bilder

Bier Circus
Rue de l’Enseignement 57
1000 Bruxelles
Belgien

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