Restaurace U Dvou Koček
Prag
CZE

Das Restaurant U Dvou Koček – Zu den zwei Katzen – wurde bereits 1678 gegründet und gehört somit zu den historischen Gaststätten in Prag – als Brauerei hingegen ist es erst seit kurzer Zeit in Betrieb, und es sei einmal dahingestellt, ob dies wirklich ein Gewinn ist.

ein für Prag so typischer Schankraum mit den weiten Gewölben

Die schönen alten Räume mit ihren Gewölben strahlen die typische Gemütlichkeit der alten Prager Gaststätten aus. Nicht allzu überladen, eher schlicht, aber trotzdem sehr ansprechend. Direkt im Eingangsbereich steht das kleine Sudwerk – eine winzige, sehr einfache Anlage. Kupferverkleidet zwar, aber so simpel konstruiert, wie nur irgend möglich. Auch eine Handvoll Gär- und Lagerbehälter findet hier in der Ecke Platz.

Ein bisschen mehr gestalterische Aufmerksamkeit hätte die Brauerei ja nun wirklich verdient, denke ich mir, als ich das etwas trostlos wirkende Stillleben betrachte.

das Sudwerk wirkt etwas lieblos in die Ecke gestellt

Langsam gehe ich durch die verschiedenen Schankräume und suche mir schließlich einen Platz unweit des alten Ofens, auf dessen Ofenbank zwei Katzen aus Keramik stehen. Das Thema der zwei Katzen findet sich überall wieder, sei es als Malerei, Holzschnitzerei, in den Glasscheiben oder – wie am Ofen – in Keramik, wirkt dabei aber nicht zu dominant oder gar ermüdend.

überall findet sich die Symbolik der zwei Katzen

Blitzschnell ist die freundliche Bedienung da und fragt nach meinen Wünschen. Zwei eigene Biere gebe es hier, und daneben noch das Pilsner Urquell, und bei dem sei man besonders stolz, man habe nämlich ein Zertifikat für besonders gute Bierpflege von dieser weltberühmten Brauerei.

Frohen Mutes ordere ich ein kleines Helles, Světlá Kočka. Selbstgebraut und ungefiltert, wie mir die Bedienung versichert.

Nach wenigen Augenblicken steht es vor mir, und noch bevor ich das Glas in die Hand nehme, rieche ich es: Dicke, fettige Diacetyl-Schwaden. Fast alle Biere in Tschechien haben diese leicht buttrige Note im Geruch, die durch die verwendete Hefe und die Gärführung entsteht, und obwohl diese Chemikalie, dieser Geruch gemeinhin als Braufehler angesehen wird, ist er in Tschechien in Maßen akzeptiert.

die Helle Katze, Světlá Kočka, ist leider fast untrinkbar

In Maßen, ja, aber nicht in Massen. Das Bier vor mir ist nahezu untrinkbar. Zu dem buttrigen Geruch kommt noch eine leicht dumpfe Note hinzu, ein bisschen an gekochtes Gemüse erinnern – Dimethylsulfid. Ein typischer Beigeschmack, wenn die Bierwürze nicht ausreichend lange und wallend gekocht wurde.

Ich bin tief enttäuscht.

Ein zweiter Versuch, die junge Dame bringt mir eine schwarze Katze, Černá Kočka, das Schwarzbier. Auch hier wieder Diacetyl, aber deutlich weniger aufdringlich, so dass es nicht schon vor dem ersten Schluck abschreckend wirkt. Aber der Geschmack überzeugt trotzdem nicht. Der typische, etwas bittere und schwer zu beschreibende Geschmack nach Färbebier, nach schwarzem Malzextrakt. Unausgewogen, unattraktiv. Schade!

und auch hier wieder: zwei Katzen

Langsam wird mir klar, warum man hier im Lokal so stolz auf das Pilsener Urquell ist. Offensichtlich weiß man selbst um die etwas zweifelhafte Qualität der eigenen Biere und macht daher keinen großen Wirbel darum, stellt auch die Brauerei nicht so in den Mittelpunkt, benutzt sie nicht als Imageträger.

Oder… Vielleicht ist es ja auch andersherum? Die Brauerei als unbeliebtes Anhängsel, etwas lustlos betrieben, vernachlässigt gar, und als Folge dessen die schlechte Bierqualität?

das Wirtshausschild an der Straße

Ich weiß es nicht, finde es aber schade so, wie es ist. Ein angenehmes, gemütliches Bier-Restaurant mit eigener Brauerei, dessen Atmosphäre zum längeren Verweilen einladen würde, dessen eigenes Bier aber auch den begeisterten Bierreisenden abschreckt.

Das Restaurant U Dvou Koček ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet, kein Ruhetag. Es liegt direkt am Rand der Altstadt und ist somit hervorragend zu Fuß erreichbar.

Bilder

Restaurace U Dvou Koček
Uhelný trh 415/10
110 00 Praha
Tschechien

4 Kommentare

  1. Ich bin deinem Tipp gefolgt und habe mich von deinem Bericht nicht abschrecken lassen. Bezüglich des Sudhauses gebe ich dir vollkommen Recht. Die Brauanlage scheint lieblos zusammengeschustert und in die Ecke verbannt.
    Bei den Bieren war es umgekehrt wie bei dir. Das Helle hatte zwar leichtes Diacethyl aber kein DMS und war gut trinkbar. Das dunkle war sauer. Nachdem es Vormittag war und wir die ersten habe ich den Nachtwächter vermutet und mir noch eines bestellt. Auch sauer. Also wechselnde Qualität bei den Bieren. Das Wirtshaus kann man als Bierfreak besuchen, muss aber nicht. Wobei es noch schlimmere Gasthausbrauereien in Prag gibt.

    • Hallo, Klaus,

      herzlichen Dank für Deine Rückkopplung und die Beschreibung Deiner Erfahrungen in der Brauerei U Dvou Koček. Schade, denn da scheint es sich dann wirklich um eine weniger empfehlenswerte Adresse in Prag zu handeln, und nicht um einen einmaligen Ausreißer.

      Mit bestem Gruß,

      Volker

  2. Servus Volker, bin letzte Woche eingekehrt, die Brauanlage beim Eingang gibt es nicht mehr, habe diese beim vorletzten Prag Besuch noch gesehen. War am Stehtisch neben Ausschank, das Pilsner hatte aufgrund Gläserpflege keinen festen Schaum. Danke für die vielen Berichte über Prager Brauereien, ist super für die Planung einer Prager Bierreise.

    • Hallo, Herbert,

      ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar – er wird sicherlich auch dem einen oder anderen Leser des Blogs weiterhelfen.

      Tja, und was Deinen Dank für die vielen Berichte angeht, nun, da macht sich langsam das Problem bemerkbar, dass meine Informationen veralten. Es gibt zahlreiche neue Adressen, die ich noch nicht kenne; einige ältere Adressen sind mittlerweile geschlossen oder haben ihr Konzept geändert. Insofern kann mein Blog als jeweilige Momentaufnahme dienen und als Anregung, selbst einmal vor Ort zu recherchieren. Als eine Art „Nachschlagewerk“ taugt er leider nicht mehr.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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