Ein bisschen nördlich von Karlsruhe liegt die Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen, einer der Orte, der nach irgendeiner Gebiets-, Verwaltungs- oder Sonstwas-Reform mit einem unausprechlichen Doppelnamen „gesegnet“ ist, der Behördengänge zur Qual macht. „Wo kommen Sie her?“ – „Engschteinleppolshafn!“ – „Wie bitte? Buchstabieren Sie doch mal!“
…und schon ist der halbe Vormittag rum.
Wie schön, dass der Name der hier gelegenen Gasthausbrauerei viel einfacher und daher ganz einprägsam ist: Andreasbräu. Benannt nach dem Inhaber Andreas Philipp, der gleichzeitig auch Braumeister ist und das Andreasbräu im Jahr 1996 gegründet hat.
Die Adresse Donauring klingt etwas seltsam, liegt Eggenstein-Leopoldshafen doch mitnichten an dieser, sondern am Rhein, aber das kann man der Brauerei ja nicht zum Vorwurf machen.
Ein kleines Einkaufszentrum so ungefähr in der Mitte zwischen den Ortsteilen Eggenstein und Leopoldshafen, ein paar Geschäfte, ein Reisebüro, und die Brauerei. Von außen dadurch nicht gerade ein Kleinod mitteleuropäischer Baukunst, sondern eher ein Zweckbau. Drinnen dafür aber gemütlich. Viel Holz, in der Mitte des Raumes die Schanktheke, um die herum man es sich direkt an der Bar gemütlich machen kann, und ansonsten viele Tische und Stühle im kleinteilig gegliederten Schankraum. Das in der Farbe von dunklem Kupfer glänzende Zwei-Geräte-Sudwerk steht ein wenig in die Ecke gezwängt – ein Zugeständnis wohl daran, dass das Andreasbräu stark frequentiert ist und jeder Quadratmeter für Sitzgelegenheiten genutzt werden muss.
Auch am 14. Januar 2015, einem ganz normalen Wochentag, war das Andreasbräu am frühen Abend rappelvoll, und nur mit Mühe konnte ich mich noch an die Theke quetschen. Zwei Biere waren im Ausschank, das Pils (als Standardbier) und – noch vom Jahreswechsel – das Neujahrs-Altbier, mit 5,7% etwas stärker eingebraut und etwas dunkler als das Pils. Gleichmäßíg trüb und mit einem kremigen Schaum wird es serviert, sieht appetitlich aus. Ein wenig zu vollmundig, mastig schon fast – noch gut trinkbar, aber doch recht sättigend. Ich persönlich bin nicht so richtig zufrieden, vermisse ein wenig Originalität und bin der Meinung, dass ein wenig längere, kalte Lagerung dem Bier sicherlich gut getan hätte. Mit Altbier hat das so nicht so wirklich viel zu tun, schmeckt eher wie ein ungefiltertes Märzen oder Festbier.
Die Bedienungen sind fix, sehr fleißig und ausgesprochen freundlich; die Küche bietet große Portionen, und auch, wenn ich hier nicht gegessen habe, sah alles, was an mir vorbeigetragen wurde, doch sehr appetitlich aus.
Das Publikum ist gemischt über alle Alters- und Statusgruppen hinweg, Studenten, ältere Damen und Herren, der Arbeiter, der nach einem langen Tag noch schnell seinen Durst stillt. Die typische Mischung, wie man sie im Südwesten der Republik häufiger antrifft; ein Umfeld, das auf der Homepage der Brauerei nett beschrieben ist: „Hier im Südwesten Deutschlands, wo die selige Pfalz aufs liebliche Baden trifft, der Hardtwald eine fleißig forschende, elitäre Technologieregion begrünt und der Rhein sich zum Baden breit macht. Hier in Eggenstein-Leopoldshafen, wo der Inhaber Andreas Philipp ein echter Braumeister ist und noch selbst für seine Gäste braut.“
Etwas holpriger allerdings das Gedicht, das auf einer geschnitzten Tafel am Sudwerk angebracht ist:
Mit Gottes Segen brauen hier
Zwei Andreasbrauer Ihr uriges Bier
Unfiltriert fein
Natürlich und rein,
Versuch’s mal, es mundet auch Dir!
In der Summe kann man es hier gut aushalten und einen gemütlichen Abend genießen. Das Andreasbräu ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet. Zu erreichen ist es problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die Haltestelle der Stadtbahn ist direkt nebenan; aber auch mit dem Auto ist es kein Problem, da das Einkaufzentrum einen großen Parkplatz bietet.
Nachtrag 27. Januar 2015: Kaum hatte ich meinen Bericht über das Andreasbräu veröffentlicht, kam schon eine Reaktion vom Betriebsleiter Florian Nagel: „jetzt warst Du endlich mal vor Ort, und ich hatte ausgerechnet am Mittwoch frei…“!
Nun, dieser „Beschwerde“ konnte abgeholfen werden, und so war ich heute erneut zu Besuch im Andreasbräu und bekam von Florian einen deutlich detaillierteren Einblick in die Brauerei vermittelt. Neben dem „Kucken in alle Kessel und Pfannen“ gab es auch ein neues Saisonbier zu verkosten, ein Rauchmärzen, das das Neujahrs-Alt abgelöst hat. Nur dezent rauchig, angenehm sämig und trotzdem frisch – ein sehr schönes Bier. Und was das nur zurückhaltende Raucharoma anbelangt, so erzählte Florian, dass man natürlich ein wenig auf die eher vorsichtig-zurückhaltende Kundschaft Rücksicht nähme. Etwas Neues ausprobieren, ja gerne, aber zu radikal darf es nicht sein, sonst tränken es nur noch die wenigen Hardcore-Bierfans, die aber nicht für ausreichend Umsatz sorgen würden. Bei einer Sudlänge von 10 hl verständlich – 1000 l eines zu exotischen Bieres verkaufen sich dann wohl in der Tat zu langsam.
Der heutige Besuch wurde mit einem Rundgang durch den Gär- und Lagerkeller sowie durch einen asiatischen Glasnudelsalat abgerundet – eine schöne Kombination: Leckeres Bier und asiatische Küche. Etwas, das ich hier gar nicht vermutet hätte, meiner persönlichen Präferenz aber sehr entspricht. Prima!
Nachtrag 3. April 2015: Derzeit gibt es Roggenbier. Schön sämig und vollmundig, lecker und empfehlenswert!
Nachtrag 7. April 2015: Heute im Ausschank: Emmer Urbier. Ein robustes, etwas kantiges, aber sehr empfehlenswertes, kräftiges Bier.
Andreasbräu GmbH
Gasthausbrauerei, Likör- & Wurstmanufaktur
Donauring 71a
76 344 Eggenstein-Leopoldshafen
Baden Württemberg
Deutschland
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