Jürgen Roth
Die Poesie des Biers 2

Miniatur (1)Ein sehr zwiespältiger Eindruck, den dieses Buch hinterlässt. Insbesondere dann, wenn man nicht allzu lang zuvor den ersten Band gelesen, diesen also noch recht frisch in Erinnerung hat. Wie der erste Band auch besteht Jürgen Roths Die Poesie des Biers 2 aus zwei getrennten Abschnitten: Der erste enthält eine Sammlung von kürzeren bis ganz kurzen in sich geschlossenen Texten, der zweite eine alphabetische Auflistung von Stichwörtern mit Erläuterungen dazu.

Mühelos gelingt es Roth, im zweiten Abschnitt, dem Anhang: Marken und mehr, an das Niveau des ersten Buches anzuschließen. Anekdoten, Bierverkostungen, nützliches und völlig überflüssiges Wissen, freche Sprüche, Zoten, Appelle – ein kunterbuntes Sammelsurium zum Bier, übers Bier, für und gegen das Bier. Kurzweilig, wie es kurzweiliger nicht gehen kann. Onomatopoetische Betrachtungen über Plopp und Fump finden sich hier genauso wie Verkostungsnotizen, politische Beobachtungen und kurze, furztrockene Sprüche. Die Seiten 157 bis 330 lesen sich, obwohl im Format eher an ein Lexikon oder Wörterbuch erinnernd, problemlos hintereinander weg, gerne auch in einem Rutsch in einer Nacht. Grandios.

Abschnitt eins des Buchs enttäuscht hingegen ein wenig. Bot der erste Band Die Poesie des Biers in dessen erstem Abschnitt eingängige, interessante, teilweise sogar weise Betrachtungen über das oder beim Bier, die sich thematisch mäandrierend von einem Gedanken zum nächsten schraubten, tiefschürfende Erkenntnisse und überraschende Einsichten anboten, von Hölzchen auf Stöckchen kamen (und manchmal auch wieder zurück), immer aber beim Thema Bier blieben, so geht der zweite Band in diesem Prosa-Teil weit über sein eigentliches Thema hinaus. Viele seiner Texte sind mehr als reine Poesie, werden eher politisch-philosophisch, teilweise auch sehr anspruchsvoll philosophisch. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil, ich folge Jürgen Roths sprachlichem und literarischem Anspruch gerne, aber wenn er dabei das Thema Bier ganz verlässt, dieses nicht einmal mehr andeutungsweise in seinem Gedankengang gestreift wird, dann neige ich innerlich dazu, die Schreckensbewertung jedes gehassten Deutschlehrers aus der Mottenkiste zu kramen: Orthografisch, grammatisch und inhaltlich exzellent, aber Thema verfehlt. Nicht bestanden.

Miniatur (2)Um zum Thema Die Poesie des Biers zu schreiben, über es zu philosophieren, genügt es nicht, wenn der Bezug zum Bier lediglich darin besteht, dass der Autor vielleicht ein solches vor sich stehen hatte, als er den Text verfasste. Und, nein, es reicht auch nicht hin, dass Politiker und andere einflussreiche Mitmenschen, die samt ihrer Ideen und Gedankenwelt porträtiert werden, dafür bekannt sind, auch irgendwann einmal ein Bier getrunken zu haben.

Nein, lieber Jürgen Roth – Du versprichst eine Poesie des Biers, und lieferst eine Philosophie beim Bier. Das ist zwar auch schön, aber etwas anderes, als erwartet. Schade!

Der zweite Abschnitt, der, obwohl er mehr als die Hälfte des Buchs ausmacht, lediglich als Anhang betitelt wird, rettet das Buch immerhin noch so weit, dass ich bezüglich des Kaufs dieses Buches definitiv nicht von einer Fehlinvestition sprechen möchte, aber es bleibt ein leicht schaler Nachgeschmack. Die erste Poesie des Biers war eindeutig die bessere Wahl.

Jürgen Roth
Die Poesie des Biers 2
Oktober Verlag
Münster 2014
ISBN 978-3-944369-33-4

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