Open Baladin Roma
Rom
ITA

„Wooaaah!“ – mein Blick fällt auf die Theke an der hinteren Wand im Schankraum der Bierbar Open Baladin in Rom. Gerade sind wir von der Straßenbahnhaltestelle ein paar Schritte durch eine eigentlich eher unansehnliche Gasse gelaufen und haben den Schankraum betreten. Viele Tische, große und kleine, und kein einziger Gast zu sehen. Ein fragender Blick auf die Kellnerin, die neben uns steht, ob denn überhaupt geöffnet sei, und nach ihrem Nicken dann der Blick nach vorne, in Richtung Theke.

die Bierwand

Rund vierzig Zapfhähne, in Fünfergruppen sortiert. Und dahinter eine riesige Wand, in der säuberlich aufgereiht hunderte von Bierflaschen stehen, perfekt illuminiert. Mit offenem Mund stehe ich vor dieser Bierwand, bis meine Frau mich mit einem ordentlichen Knuff in die Seite wieder in die Realität zurückholt: „Heh! Nicht nur kucken! Wir wollen auch was trinken!“

Wir suchen uns einen gemütlichen Platz am Rande, von dem aus wir den ganzen Schankraum und insbesondere die Bierwand gut im Blick haben. Die Auswahl fällt schwer. Auch wenn wir den ganzen Abend Zeit haben und nirgends anders mehr hin wollen oder müssen – alle vierzig Biere werden wir mit Sicherheit nicht schaffen …

der Schankraum

Wir fangen leicht an, mit zwei Weißbieren. Während das Troll Panada uns nicht richtig behagt, sondern etwas dumpf riecht und schmeckt und eine irgendwie fettige Konsistenz aufweist, ist das Baladin Isaac mit seiner frischen Fruchtigkeit ein tolles Bier für den Anfang. Erfrischend, fruchtig, lecker.

Ein Weilchen später die zweite Runde, diesmal Saison-Biere. Ebenfalls noch recht leicht, mit wenig Alkohol. Das Casa di Cura Tac ist erfrischend, mit einem ausgeprägt phenolischen Aroma, könnte aber ein wenig süffiger sein; das Borgo Enkir hingegen überzeugt mit einem kräftigem Körper, einer knackigen Bittere und wirkt auch nach mehreren Schlucken noch nicht ermüdend.

Wir bekommen Hunger. Die Speisekarte bietet mehrere einfache Speisen ein – wir entscheiden uns zunächst für eine Portion Kartoffelspalten mit Mayonnaise. Serviert werden sie in einem kleinen Eimer, mit langen Holzspießchen zum Herauspicken. Passt hervorragend zum kräftigen Saisonbier.

kleine Snacks zum Bier machen glücklich

Mit einer etwas besseren Grundlage wagen wir uns an Runde drei – Belgian Ales. Das Ducato Winterlude erweist sich zwar nicht als schlechtes Bier, aber irgendwie fehlte uns die Geschmeidigkeit, die ein schönes Belgian Golden Ale auszeichnet. Auch der Alkoholgehalt von 8,8% war zu deutlich zu spüren – da gibt es andere Biere, die diese Stärke deutlich besser maskieren. Das Extraomnes Imperial Zest beispielsweise. Mit seinem intensiven Zitrusaroma zwar sehr ungewöhnlich für ein Belgian Golden Ale, aber ungemein lecker. Die runde, kremige Fülle eines Golden Ales kombiniert mit der fruchtigen Spritzigkeit vom Hopfen und wohl auch von Limonenschalenzusatz – nahezu genial.

Ein zweiter Eimer mit einer Zwischenmahlzeit muss her – diesmal Chicken Wings. Paniert, knusprig und heiß mit würziger BBQ-Soße. Passt!

Mittlerweile hat sich die Bar gut gefüllt. Ein buntes Treiben herrscht an den Tischen. Viele kommen nach der Arbeit oder nach einem Einkaufsbummel auf ein Bier rein und ziehen dann weiter. Eine Gruppe von sechs Handwerkern beispielsweise. Sie erobern einen der hohen Tische in der Mitte des Raums, bestellen jeder ein anderes Bier, verkosten, lassen sich gegenseitig probieren und diskutieren in allerhöchster Lautstärke. Und nach dieser einen Runde verschwinden sie genauso schnell, wie sie gekommen sind, und es wird wieder deutlich ruhiger im Raum.

Borgo CastagnAle

Wir wählen unser letztes Bier. Die freundliche und blitzschnelle, aufmerksame Kellnerin bringt uns ein großes Glas Borgo CastagnAle. „Nur“ 7,5% Alkohol, aber ein mächtiges Bier. Ein ungemein kräftiger und vollmundiger Körper, ein intensives Aroma nach Kastanien. Jeder Schluck entspricht einem kräftigen Bissen einer Hauptmahlzeit. Definitiv kein Bier, um den Durst zu löschen, sondern eines, das sättigt und stärkt. Wir sind froh, uns ein großes Glas gemeinsam bestellt zu haben. Nicht, weil es nicht schmecken würde, sondern weil es am Ende eines Abends viel zu saturierend ist. Als erstes und einziges großes Bier an einem kühlen Herbstabend – wunderbar! Aber als Abschluss einer längeren Degustation eher zu anspruchsvoll, zu fordernd.

gemütliche Ecken laden zur diskreten Verkostung ein

Wir sehen uns noch einmal in der Bar um, bestaunen ein letztes Mal die gewaltige Bierwand. Nebenan gibt es auch kleinere, ruhigere Räume mit gemütlichen Sitzecken. Kleine Biedermeiersofas kontrastieren mit wild und bunt bemalten Wänden, und im Keller gibt es auch einen Extra-Verkostungsraum. Und zwar direkt neben dem in gespenstischem Dunkelblau illuminierten Kühlraum, in dem die Fässer stehen und von wo aus sich die vielen Schläuche bis zu den vierzig Zapfhähnen an der Theke im Erdgeschoss hochwinden.

Die Bierbar Open Baladin ist täglich von 12:00 Uhr mittags bis 02:00 Uhr nachts durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie problemlos mit der Straßenbahnlinie 8, Haltestelle Arenula-Cairoli, gerade einmal 80 m entfernt.

Bilder

Open Baladin Roma
Via degli Specchi 5-6
00 186 Rom
Italien

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