Reklame?*
Restobières – der Name sagt eigentlich schon alles, was man über diese wunderbare Gastwirtschaft im Herzen von Brüssel wissen muss: Restaurant + Bier = Restobières.
Die Belgier verstehen ja etwas von gutem Essen, das weiß ich schon lang. Manchmal scherze ich mit meiner holden Ehefrau, dass die belgische Küche eine wunderbare Kombination der französischen und der deutschen Küche ist. Französische Qualität und Abwechslung und deutsche Portionsgröße. Wobei deutsch vielleicht auch noch der Cholesteringehalt des Essens ist. Viel ungesünder kann man sich vielleicht gar nicht ernähren. Aber wenn es doch so schmeckt…
Das belgische Bier hingegen benötigt keinen internationalen Vergleich, die belgische Bierkultur ist ein Wert an sich. Sie ruht in sich und ist ein fester Bestandteil des täglichen Lebens in Belgien. So zerrissen das Land zwischen Flamen und Wallonen auch sein mag, in der Wertschätzung des Biers ist man sich in Belgien einig. Egal, wo im Land man in ein Biercafé einkehrt, man wird immer mit einer den Besucher geradezu erschlagenden Auswahl an Bieren konfrontiert werden, und nahezu immer und überall ist zu jedem Bier das jeweils passende Bierglas vorhanden, um es standesgemäß servieren zu können. Nicht umsonst war die belgische Bierkultur Ende 2016 als immaterielles Kulturerbe in das entsprechende Verzeichnis der UNESCO aufgenommen worden.
Wie wunderbar ist es dann erst, wenn belgische Esskultur und belgische Bierkultur aufeinander treffen, sich vereinigen und den Gast in ein kulinarisches Paradies entführen. Brüssel ist voll von derartigen Lokalen, aber man muss wissen, wo man sie findet, und man muss aufpassen, nicht stattdessen in eine der vielen Touristenfallen zu tapsen und für viel Geld wenig Qualität und traurige Biere serviert zu bekommen.
Restobières ist eine der Perlen, und leider ist es eigentlich schon viel zu bekannt, so dass man ohne Reservierung richtig viel Glück haben muss, um einen Platz zu bekommen.
Von Beginn an betört die angenehme Atmosphäre. Der in Brüssel so oft anzutreffende Schmuddel (Gibt es in dieser Stadt überhaupt eine Lebensmittel-Aufsichtsbehörde?) bleibt vor der Tür. Stattdessen finden wir eine pittoreske Dekoration vor: Eine bunte Sammlung alter und neuer Kaffeemühlen ziert die Regale an der Wand. Ein paar Schritte weiter besteht der Schmuck aus Fleischwölfen. Noch ein paar Schritte, und die Regale sind voller alter Kaffeedosen. Mittendrin steht ein Musikant und spielt Lieder auf seinem Akkordeon.
Wir finden einen gemütlichen, aber engen (hier ist es überall eng, insofern gibt es da nichts zu mäkeln) Platz ganz hinten, an den Fenstern zum Hinterhof, und zum Auftakt unseres Menüs bestelle ich mir ein Blanche von Watou. Liegt es an den vielen Lambiks und Geuzes, die ich heute während der Toer de Geuze getrunken habe, oder warum erscheint mir dieses Bier heute Abend so seltsam eindimensional und fast schon dumpf?
Das ändert sich zum Glück rasch mit dem nächsten Bier, dass ich zur Vorspeise trinke, dem Estivale aus der Brauerei La Rulles. Ein stark gespundetes, fruchtiges, gleichzeitig aber auch kräftig gehopftes Bier, das zusätzlich auch noch mit phenolischen und pfeffrigen Hefenoten aufwarten kann. Ein komplexer Begleiter zum Essen.
Der Hauptgang verlangt nach einem robusten und ausdrucksstarken Bier. Bloempanch, also eine dicke gebratene Blutwurstscheibe mit Kartoffelpüree und Apfelkompott, vergleichbar mit dem im Rheinland so beliebten Himmel un Ääd, duldet keine schwachen Durstlöscher neben sich. Insofern passt das Houppe Jambes en l’Air von L’Échasse ganz vorzüglich dazu. Zwar relativ leicht im Alkohol mit nur 4,8%, dafür aber kräftig gehopft mit soliden Grapefruit-Aromen und zusätzlich mit präsentem Hefecharakter einer rauen, typisch belgischen Hefe. Eine wunderbare Kombination.
Die Kellner und Kellnerinnen sind flink, und wenn man nicht aufpasst, bekommt man nach einem kleinen Fingerzeig schon ein neues Bier, obwohl man doch eigentlich nur fragen wollte, was es denn sonst noch im Angebot hat. Aber solche winzigen Missverständnisse werden mit einem Lächeln ausgeräumt, und schließlich werde ich die Frage schon noch los, um was für ein Bier es sich denn am Nachbartisch handeln würde, wo eine 0,75-l-Flasche nach der anderen unter großem Hallo geköpft und die Stimmung immer ausgelassener wird.
Stolz erklärt man mir, dass es sich beim For Mi Diable um das Hausbier handeln würde, das von der Brasserie Le Roi speziell für das Restobières gebraut würde. Das Etikett allein macht schon Spaß. Das Wortspiel For Mi Diable, das auf formidable, wunderbar, anspielt, aber auch auf fourmi, die Ameise, und auf diable, den Teufel, und auf das flämische voor mij, für mich. Karikaturen von herumwimmelnden und sprechenden Ameisen greifen all die Interpretationen auf, und ähnlich komplex wie diese Wortspiele ist auch der Geschmack des Biers. 6,5% Alkohol, fruchtige Hopfennoten, eine leichte Säure und eine prägnante, phenolische Hefenote. Uns gefällt’s ebenfalls, und hätten wir heute im Laufe des Tages nicht schon genug Bier getrunken, wir würden jetzt hier auf der Stelle mit einem halben Dutzend dieser Flaschen versacken…
Das Bier-Restaurant Restobières ist täglich von 12:00 bis 15:00 Uhr und dann wieder ab 18:00 Uhr geöffnet; montags ist Ruhetag. Von der Metrostation Louiza (Linien 2 und 6) und der Straßenbahnhaltestelle Poelaert (Linien 92 und 93) sind es drei, vier Minuten zu Fuß; mit dem Bus kommt man mit den Linien 27 und 48 bis fast vor die Tür (Haltestelle Vossenplein).
Restobières
Rue des Renards 9
1000 Bruxelles
Belgien
* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Berichte in meinem Blog als Reklame verstanden werden können. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag also entsprechend gekennzeichnet werden. Daher: Der Besuch in der Gastwirtschaft Restobières wurde mir ermöglicht und gesponsort von #VisitFlanders, der Touristenorganisation für Flandern und Brüssel. Ich sage für diese einzigartige Gelegenheit herzlichen Dank.
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