Vom 13. bis zum 15. September 2013 fand zum dritten Mal eine Wandertour de Bier statt, und die Teilnehmer erbrachten an diesem Wochenende den Beweis, dass es auch ohne geht.
Ohne was?
Ohne ziemlich viel – aber davon im Laufe des Chronistenberichts mehr!
Ohne zu zögern… hatten sich auch dieses Jahr knapp zwanzig Teilnehmer zur Wandertour de Bier angemeldet und am Freitag, dem 13. September 2013, in der kleinen Gemeinde Mudau im Odenwald eingefunden, die der Ausgangspunkt der diesjährigen Tour war. Die Zimmer im Gästehaus Lena und im Gasthof Löwen waren rasch bezogen, und dann ging es unter Führung von Tilman Hartwein und Fridolin Bernhard zunächst zum dreischlächtigen Galgen vor den Toren der Stadt. Auf dem Hügel hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick über die Wiesen und Felder, sondern lauschten auch mit leichtem Schaudern der Erzählung Tilmans, wie vor hunderten Jahren hier die Verurteilten hingerichtet worden waren.
Ohne Strick: So bildhaft und eindringlich war die Schilderung, dass wir schon froh waren, keinen Strick dabei gehabt zu haben, sonst hätten wir die Szene vielleicht noch leibhaftig nachgestellt.
Ohne Glas: Wir bummelten weiter durch den Wald, an einer kleinen Marienkapelle und zahlreichen Bildstöcken vorbei, und nach einer guten Stunde empfing uns Kurt an einer kleinen Weggabelung mit einer flüssigen Mahlzeit: Leckeres Faust, Schmucker oder Burkhardt Bier hatte er in seinem Kofferraum gebunkert, und direkt aus der Flasche ließen wir es zischen. Dazu gab es für diejenigen, die ein stärkeres Stöffchen bevorzugen, auch einen leckeren regionalen Schnaps.
Ohne weitere Pausen… legten wir die letzte Etappe unserer heutigen Wanderung zurück. Im Nu waren wir in Ünglert an der Riesenmühle, einer von fünf alten Mühlen, die wie Perlen an der Schnur entlang des Mudbachs aufgereiht standen. Viele hundert Jahre reicht ihre Geschichte zurück, wie wir an einem Stein mit der Jahreszahl 1629 ablesen konnten.
Ohne Forellen: Hier sollte es nun die wohlverdiente Pause und frisch für uns geräucherte Forellen geben. Aber seltsam: Alles war totenstill. Niemand zuhause? Doch, da näherte sich ein Auto, und Herbert Scharmann, der Mühlenbesitzer stieg mit großen Augen aus: Was macht Ihr denn hier? Hieß es nicht 13. Oktober? Also: Man hatte sich missverstanden, es gab keine Forellen. Wir hatten ja schließlich erst den 13. September. In Windeseile wurde improvisiert. Der örtliche Metzger hatte gerade einen riesigen Leberkäse schön heiß gemacht, dazu ein paar Laibe frisches Brot, einen Ring Krakauer, einen Ring Lyoner, und Siegbert schlug noch zwei Fässchen mit selbstgebrautem Bier an, Märzen und Roggenbier. Und so ließen wir es uns auch ohne Forellen bei Herbert auf der Terrasse rundum gut gehen, hatten viel Spaß und konnten zu guter Letzt auch noch von seinem Honig probieren, den er mit seinen zwölf Bienenvölkern selbst herstellt.
Ohne Wasserrad: Auch die Mühle konnten wir noch besichtigen, und auch wenn das große Wasserrad an der Mühle mittlerweile fehlt, so ist doch im Innern die gesamte Technik noch vorhanden, und wir konnten zwischen den staubigen Holzbalken die Zahnräder, Transmissionsriemen und sonstigen Installationen in allen Details bewundern. Beeindruckend vor allem, weil Herbert zu allen Dingen eine kurzweilige Geschichte zu erzählen wusste.
Ohne Anstrengung… ging es nun im Kleinbus und per Fahrgemeinschaft zurück nach Mudau, und auf ein paar letzte Bierchen trafen wir uns noch im „Löwen“ in der Ortsmitte.
Ohne Uhrzeit: Einige von uns glaubten, 10:00 Uhr gehört zu haben, andere 09:30 Uhr. Helmut König hatte aber eine Engelsgeduld und ist am Sonnabend früh ganz einfach zweimal gefahren, um uns von Mudau in den Mühlengrund zu bringen, wo wir zunächst einmal das Sammelsurium von Norbert Käflein bestaunten. Ob VW Käfer, altes Feuerwehrauto, Dampfradio oder Emailleschild – was irgendwie des Aufhebens wert ist, wird von Norbert gesammelt und in seiner Scheune verstaut. Und neben diesem Sammelsurium an schönen alten Dingen bestaunten wir auch einige Feuersalamander, die sich im Kellerschacht seines Wohnhauses eingenistet haben.
Ohne Trinkwasser… ging natürlich auch früher nichts, und so wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mitten im Wald im Mühlengrund ein Pumpwerk errichtet, das mithilfe von (Bach‑)Wasserkraft das (Trink-)Wasser in die umliegenden Gemeinden gepumpt hat. Mittlerweile ist es nur noch eine Industrieruine, aber eine wunderschöne, und Norbert zeigte uns nach einem spannenden Anmarsch über einen verwunschenen Pfad mitten durch den Odenwald-Dschungel alle Ecken und Winkel dieses historischen Gebäudes.
Ohne Verpflegung… geht heute nichts, und so stand Helmut wie ein rettender Engel nach fünf Kilometern strammer Wanderung durch den verregneten Odenwald am Straßenrand und tischte leckeren Linseneintopf und frisches Bier auf. Herrlich, so ein Imbiss mitten im Wald!
Ohne Gnade… ging es weiter, bergauf, bis zur Burgruine Wildenburg, die vor über achthundert Jahren von den Stauffern erbaut worden war, und die uns Tobias Schwarz gründlich vorstellte. Wir lauschten seinen mittelalterlichen Geschichten, von Bauernkriegen und Kirchengütern, von Fürsten, Dirnen, Rittern und Bauern, und zum Schluss erklommen wir noch den Burgfried und genossen den herrlichen Blick ins Mudbachtal.
Ohne weitere Steigungen… führte uns nun der Weg hinab vom Burgberg, und siehe da: Am Fuße des Berges stand Helmut wieder mit leckerem Bier! So gestärkt schafften wir nun auch noch die letzten Kilometer bis nach Buch, von wo uns der Bus wieder abholte und zurück nach Mudau fuhr. Zeit für einen Moment der Regeneration und eine heiße Dusche, die wir uns nach vier Stunden Nettomarschzeit auch ehrlich verdient hatten.
Ohne Rücksicht auf die Fußballfans… ging es um halb sieben im Gasthof „Lamm“ mit einem leckeren Abendessen und viel frischem Faust-Bier vom Fass weiter. Und diejenigen, die im Sportlerheim unbedingt noch die Bundesliga schauen mussten, kamen zum leckeren Jägerschnitzel dann leider zu spät… Trotzdem war es ein langer und lustiger Abend, während dessen sich unsere Bierwanderer bis tief in die Nacht viel zu erzählen wussten.
Ohne wirklichen Appetit… stocherte der eine oder andere am nächsten Morgen in seinem leckeren Eisbecher von Leo’s Café. Lag’s am dicken Schnitzel vom Vorabend oder am leckeren Frühstück direkt vor dem Abschlusstreffen der diesjährigen Wandertour? Auch der best-trainierte Magen kann offensichtlich nicht beliebig viel an Leckereien aufnehmen, wie dieser Sonntag zeigte…
Ohne Brauereien…
Halt! Stopp! Moment mal!
Ohne Brauereien?
In der Tat, ohne Brauereien! Wir haben es tatsächlich geschafft, eine Wandertour de Bier zu veranstalten, ohne eine einzige Brauerei besucht zu haben. Trotzdem war es schön – wir haben hervorragende Biere aus der Region verkostet, und insbesondere Siegbert hat uns mit seinen beiden Fässchen Selbstgebrautem ein wirklich leckeres Stöffchen zum Verkosten kredenzt.
In diesem Sinne also herzlichen Dank an alle Organisatoren und Helfer, an Klaus, Helmut, Tilman, Herbert, Fridolin und Schorsch, und:
Ohne jeden Zweifel…
… werden wir alle auch beim nächsten Mal wieder mit dabei sein!
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