„Hallo, ich bin Andreas“, begrüßt uns Andreas Thorvardarson vor dem gelben Rolltor, das zu seiner Brauerei führt. „Und das ist meine Brauerei!“
Wir sind nur wenige Schritte durch den Hafen gelaufen – das Schiff hat quasi direkt vor dem Brauereitor angelegt, und lediglich die Sicherheitsbestimmungen verbieten, die Gangway so zu legen, dass wir direkt in das Tor hätten hineinlaufen können…
Lofotpils steht in weißer Schrift auf dem überdimensionalen, hellblauen Kronkorken, der als Brauereilogo direkt über dem Eingang hängt, und in der Tat: Wir sind auf den Lofoten, in Svolvær, Nomen est omen.
Andreas öffnet das Rolltor und gibt uns den Blick in die Brauerei frei. Wenn wir vorher vielleicht gedacht hätten, hier, auf den einsamen und recht abgelegenen Inseln könnte es höchstens eine winzige Brauklitsche geben, so werden wir im positiven Sinne überrascht. Wir stehen in einer riesigen Halle mit einem nagelneuen Edelstahl-Sudwerk, blitzsauber geputzt.
„Mein Vater hat vor über zehn Jahren, ich glaube, es war 2006, schon angefangen, davon zu träumen, eine eigene Brauerei zu besitzen. Alle haben ihn für verrückt erklärt, und es war in der Tat nicht einfach, ein solches Projekt hier auf den Lofoten zu starten“, erzählt Andreas. „Und da alles rund um die Herstellung, den Verkauf und den Konsum von Alkohol bei uns in Norwegen ganz besonders gründlich kontrolliert wird, war auch eine gewaltige Bürokratie zu überwinden. Da hat es dann bis 2014 gedauert, bis hier endlich das erste Bier gebraut werden konnte. Am 2. November wurde das erste Mal gebraut, am 5. Dezember abgefüllt.“
„Übrigens von einem deutschen Braumeister“, fügt er grinsend noch hinzu.
Wir stehen zwischen Malzsäcken und der Schrotmühle und lauschen den Erzählungen. Nun ja, acht Jahre Planungen und Vorbereitungen, das ist schon ganz schön lang. Aber der Aufwand und die Geduld scheinen sich gelohnt zu haben.
Andreas nimmt uns mit durch die große Halle. Wir passieren das 20-hl-Sudwerk von Kaspar Schulz, den Plattenkühler und die kleinen Tanks mit Chemikalien, bis wir am hinteren Ende zu den großen, zylindrokonischen Gärtanks, den sogenannten ZKG, kommen. In einen kleinen Kunststoffbecher zapft er uns eine Probe des gerade in der Endphase der Lagerung befindlichen Blonde Ale. 4,7% Alkohol wird es haben, wenn es abgefüllt wird – das ist exakt die Alkoholgrenze, bis zu der Bier in Norwegen frei in Supermärkten verkauft werden darf. Alle stärkeren Biere dürfen nur über die staatliche Monopolgesellschaft Vinmonopolet und deren Läden angeboten werden. Oder in der lizensierten Gastronomie.
Das Blonde Ale schmeckt schön fruchtig. Es ist nicht nur die Hefe, sondern auch der verwendete Hopfen, der zu diesem Gesamteindruck beiträgt. Ein schönes, ausgewogenes Bier.
Als nächstes sehen wir uns die Abfüllstation an. Die meisten Lofotpils-Biere werden in Flaschen abgefüllt, die Nachfrage nach Dosen steigt allerdings konstant an. Um die Vorteile von Dose und Flasche miteinander kombinieren zu können, experimentiert man derzeit gerade mit Aluminiumflaschen, die ähnlich einfach zu befüllen sind wie Glasflaschen, durch das blickdichte Aluminium aber einen besseren Lichtschutz gewährleisten.
Rund eine Stunde laufen wir durch die Brauerei, erfahren viel, fragen viel und haben auch viel Spaß mit Andreas, der die Führung sehr kurzweilig gestaltet.
Zu viele Fragen waren es wohl, denn nun wird die Zeit zur Verkostung knapp. In Windeseile probieren wir die vier Biere, die Andreas bereitgestellt hat – leider so schnell, dass wir deren jeweiliges Potenzial gar nicht richtig würdigen können.
Das Blonde Ale aus der Flasche, kaum anders als eben aus dem Tank, also schön fruchtig. Dann das Godt Haill Premium Bock Øl mit immerhin 6,0%, die es in die Monopolgeschäfte zwingen. Ein rundes, malziges und sehr vollmundiges Bier, wenn auch von einem klassischen deutschen Bockbier noch entfernt – die malzige Fülle, wie sie ein bayerischer Bock aufweist, fehlt noch.
Als drittes verkosten wir das Fjell Stout, ein Foreign Extra Stout mit 7,5% Alkohol. Kernig, röstig, sehr kräftig. Wir sind hochzufrieden. Schließlich, als viertes und letztes Verkostungsbier – draußen hören wir schon das Schiff hupen und die Passagiere an Bord rufen – das Explorer, das Hurtigruten Pilsner, das die Lofotpils Brauerei speziell für die Linienschiffe der norwegischen Postroute Hurtigruten braut, damit diese an Bord immer ein lokales Produkt anbieten können. Leider schmeckt uns dieses Bier mit 4,7% nicht so wirklich. Liegt es an der Eile, in der wir es trinken müssen, oder liegt es daran, dass die beiden Biere davor geschmacklich so mächtig waren und der Explorer dagegen verblasst? Wir wissen es nicht.
Das Horn ertönt bereits zum zweiten Mal, und rasch verabschieden wir uns von Andreas. Zum Glück sind es wirklich nur 50 Meter bis zur Gangway, und so gelingt es meiner holden Ehefrau und mir tatsächlich noch, die Bierproben alle auszutrinken. Man will ja nichts umkommen lassen…
Eine schöne Brauereiführung, die nur ganz am Ende etwas hektisch wurde…
Lofotpils AS ist eine reine Produktionsstätte; es gibt keinen Taproom und keine direkt angeschlossene Gastronomie. Man kann sie lediglich nach Absprache besuchen und besichtigen. Kommt man mit dem Postschiff, so läuft man direkt auf die Brauerei zu.
Lofotpils AS
Fiskergata 38
8300 Svolvær
Norwegen
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