Børskjelleren – der Börsenkeller. Für deutsche Ohren klingt das so ein bisschen in Richtung Rathauskeller. Eine historisch gewachsene Gastwirtschaft im Keller des repräsentativen Gebäudes, deren ursprünglicher Zweck es gewesen ist, die hohen Herren, die in den oberen Stockwerken ihren Repräsentationspflichten nachgekommen sind, standesgemäß zu verköstigen. In Deutschland immer ein Garant für solide, regionale Küche.
Der Børskjelleren in Bergen hingegen liegt zwar ebenfalls im Keller eines repräsentativen Gebäudes, aber es handelt sich nicht um ein gutbürgerliches Restaurant, sondern um ein Pub, in dem gelegentlich bei Livemusik ordentlich die Post abgeht, sonst aber in kuscheligem Halbdunkel das Bier in bequemen und schon tief ausgesessenen Ledersofas genossen wird.
Wir haben versucht, uns im Vorfeld ein bisschen über den Børskjelleren zu informieren, aber ausnahmsweise erwies sich Onkel Google nicht als wirklich hilfreich. Die Website www.bjorskelleren.no ist bei einem Provider geparkt, bei Yelp, Foursquare, Google oder vergleichbaren Portalen findet man nur die üblichen Rezensionen – entweder himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt und in ihrer rasiermesserscharfen Kürze („Great!“ oder „Ätzend!“) nicht wirklich hilfreich. Lediglich bei Facebook pflegt der Børskjelleren noch einen eigenen Auftritt, der aber auch in erster Linie zum Bewerben von Pub Quiz, Music Bingo und Livemusik dient.
Wir steigen also vorurteilsfrei die schmale und steile Treppe in den Keller unter der Matbørsen, der sogenannten Lebensmittelbörse, einer guten Dining-Hall, hinab. Uns empfangen uralte Ziegel- und Natursteinmauern, darin eine ganze Anzahl kleinerer Winkel mit unterschiedlichen Sitzgarnituren. Ledersofas und -sessel, Holztische und Bänke, und das Ganze spärlich beleuchtet. An den Wänden und in den Fensternischen finden sich ein paar nette Bierdevotionalien, und an der kaum besser erleuchteten Theke gibt es ein halbes Dutzend oder so verschiedene Zapfhähne mit ein paar kommerziellen Bieren, meistens aber Produkten von kleinen, regionalen Brauereien.
Viel ist heute Abend nicht los; lediglich eine Handvoll Gäste verteilt sich im Raum und den Nischen. Insofern hat der Barmann genügend Ruhe und Geduld, uns die Biere am Hahn vorzustellen und zu erklären. Wir entscheiden uns schließlich für ein India Pale Ale der Ægir Bryggeri. 6,5% Alkohol weist es auf und überzeugt schon vor dem ersten Schluck mit einer kräftigen Bernsteinfarbe und einem guten Schaum. Die Aromen gehen eher ins harzige und kräuterige, der erste Schluck offenbart eine kräftige Malznote und einen soliden Malzkörper. Erst im Abgang kommen die Bitternoten des Hopfens so richtig durch, dann aber mit Macht. Ein schönes Bier!
Wäre der Laden voll, könnten wir uns vorstellen, hier eine Weile zu sitzen, dem Stimmengewirr zu lauschen und vielleicht noch ein paar nette Leute zu treffen, spannende Gespräche zu führen. Aber heute ist schlicht und einfach nix los. Obwohl es Freitag ist, obwohl es halb neun am Abend ist.
So hält es auch uns nicht allzu lange im Børskjelleren. Die Bierauswahl wäre zwar noch ganz interessant, wenn auch nicht außergewöhnlich gewesen, aber irgendwie springt heute der Funke nicht über. Zu anderer Zeit mag es hier sicherlich spannender sein – die Bilder auf der Facebookseite der Bar zeugen davon.
Der Børskjelleren ist mit Stand 14. Juni 2019 täglich ab 16:00 Uhr bis nach Mitternacht geöffnet; freitags schon ab 15:00 Uhr, sonnabends ab 12:00 Uhr. Kein Ruhetag. Durch seine zentrale Lage ist er mit den Bussen, die am Fischmarkt halten, perfekt zu erreichen – von dort sind es keine zwei Minuten zu dem alten, historischen Börsengebäude.
Børskjelleren
Vågsallmenningen 1
5014 Bergen
Norwegen
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