Eigentlich ja nur eine Broschüre. Eine Werbe-Broschüre.
Aber was für eine!
52 Seiten. Etwa DIN A4 Format. Recht schweres Hochglanzpapier. Hervorragender, hochauflösender Vollfarbdruck.
Nun ja, aber … mit teurer Herstellung zu prunken, das muss noch nichts bedeuten.
Doch dann kommen die Inhalte: Der Herausgeber, die belgische Tourismusagentur VisitFlanders, ist sich der Bedeutung der belgischen Bierkultur völlig bewusst. Aus diesem Selbstbewusstsein heraus, aber ohne aufdringliche Arroganz, wird zunächst die Geschichte des belgischen Biers beschrieben und die Anerkennung der belgischen Bierkultur als immaterielles Kulturerbe der UNESCO gebührend gewürdigt.
Im folgenden Kapitel werden die belgischen Biere vorgestellt – ihre Stile beziehungsweise ihr Nicht-Stile, denn kein belgischer Brauer würde sich gerne in feste Stilkategorien pressen lassen. So ist denn auf dem belgischen Biermarkt erlaubt, was gefällt, und ständig entwickeln sich die Biere weiter. Mäandrieren mal hierhin, mal dorthin, bleiben aber immer etwas Besonderes, immer ganz individuell.
… womit eigentlich dann auch schon beschrieben wäre, was die belgischen Biere so einzigartig macht. Die Vielfalt, die Experimentierlust, das breite Spektrum von passionierten Bierbrauern.
Schon diese einführenden Kapitel machen Lust. Lust auf das belgische Bier, Lust auf eine Reise nach Flandern oder Brüssel, Lust auf einen Besuch in einer Brauerei oder einem Biercafé, gerne auch verbunden mit einer Besichtigung eines Biermuseums.
Nach Provinzen sortiert folgen auf den nächsten Seiten die flämischen und die Brüsseler Brauereien mit besonderem Schwerpunkt auf denen, die deutschsprachige Führungen anbieten. Adressen, Telefonnummern, Internet-Links, Öffnungszeiten und weitere wissenswerte Details – wer diesen Führer in der Hand hält, kann kreuz und quer durch den niederländischsprachigen Teil Belgiens reisen, ohne sich eine Minute zu langweilen. Nie ist es weiter als nur ein paar Minuten Autofahrt bis zur nächsten Brauerei, bis zum nächsten Museum.
Wer mit Brauereien und Museen noch nicht genug hat, für den kommt noch eine sehr ordentliche Liste von Kneipen (die eigentlich Biercafés genannt werden müssten, aber das führt bei deutschen Lesern ja immer schnell zu Missverständnissen und falschen Assoziationen) und Restaurants. Letztere sind insbesondere immer dann empfehlenswert, wenn Bier nicht nur in spannender Kombination zum Essen serviert wird, sondern auch Eingang in das Gericht findet. Als Soßenzusatz, als Dressing, als würzende Zutat.
Den Abschluss dieser schönen Broschüre – oder ist es mit über 50 Seiten nicht doch schon ein kleines Büchlein? – bildet eine Liste der wichtigsten Bierfestivals und eine Sammlung von Facts & Figures zur flämischen Brauereiszene.
Anderswo mag man für ein solches Druckwerk bezahlen müssen, zumindest eine kleine Schutzgebühr. VisitFlanders ist aber so stolz auf die eigene Bierkultur, dass man sich vermutlich nicht wohlfühlen würde, für diese Reklame, denn nichts anderes ist die Broschüre natürlich, Geld zu verlangen.
Reklame ist dann allerdings auch ein gutes Stichwort. Sollte meine Begeisterung für diese schöne Broschüre wie Reklame klingen, dann ist das in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass die Bierkultur in Flandern und Brüssel in der Tat eine ganz wunderbare ist – Broschüre hin oder her. Und in zweiter Linie mag es dann tatsächlich Reklame sein: Reklame für eine tolle Gegend mit wunderbaren Bieren und Brauereien sowie einer vielfältigen und bunten Bierkultur.
Belgisches Bier – ein Universum für sich!
Nachtrag 15. August 2019: Ein aufmerksamer Leser (Danke, Matthias!) weist mich darauf hin, dass es diese wunderbare Broschüre auch als pdf-Datei zum Download gibt, und zwar hier!
Hallo Volker, ich mag es im Text übersehen haben, aber die Broschüre gibt es auch als PDF-Download: https://www.visitflanders.com/de/binaries/BierUndBrauereien_tcm34-7788.pdf
Dankeschön für den Hinweis, Matthias. Ich hab’s gleich mal in den Text mit aufgenommen. Mit bestem Gruß, VQ