Vor rund 500 Jahren begann in Zell am Ziller die Brautradition – das Erzbistum Salzburg verlieh der Probstei des Orts das Recht, im „Polsingerhaus“ Bier und Branntwein herzustellen und auszuschenken. So berichtet es die Website der Brauerei Zillertal Bier, und da uns unsere Reise heute in der Nähe vorbeiführt, machen wir einen raschen Abstecher nach Zell.
Natürlich, es ist Mariä Himmelfahrt, der 15. August, und da ist in ganz Österreich Feiertag, und so ist uns bewusst, dass wir von der Brauerei, die sich seit dem Neubau von 2008 bis 2012 am Rand der Stadt befindet, nicht viel sehen werden. Ein paar Bilder von außen, und dabei wird es bleiben.
In der Tat, es bleibt wirklich bei einer Ansicht von außen, aber immerhin bei einer recht hübschen, denn grüne Hopfenranken zieren das moderne Gebäude und verleihen ihm ein schönes, bieriges Flair. Es ist bereits der dritte Standort der Brauerei, den schon 1738 war der Brauereibetrieb vom Polsingerhaus in der Stadtmitte an die Gerlosstraße verlegt worden, und von dort aus 2012 eben in den Neubau.
Das Polsingerhaus wurde 1738 in einen Gasthof umgewidmet, und dieser wird bis heute weitergeführt – nach wie vor eng verbunden mit der Brauerei, stets mit frischem Zillertal Bier im Angebot.
Ein Blick auf die Uhr. Es ist Mittagszeit. Eigentlich könnten wir die Gelegenheit ja nutzen, dort, im heutigen Hotel Bräu, eine Kleinigkeit zu essen und ein Zillertal Bier zu trinken.
Gesagt, getan. Das Auto ist schnell abgestellt, und wir finden einen netten Platz im Gastgarten direkt am Haus. Die freundlichen Bedienungen wirken mit ihrem Gehabe etwas altmodisch, aus der Zeit gefallen, aber durchaus angenehm, und auch die Beratung zu den hier angebotenen Bieren der Brauerei Zillertal Bier ist soweit in Ordnung. Ich entscheide mich für ein Tyroler Imperial Hell und lasse mich darüber aufklären, dass das Attribut Imperial nicht, wie bei vielen amerikanischen Craftbieren, von größerer Alkoholstärke zeugt, sondern auf die Fisser Imperial Gerste verweisen soll, aus der das für dieses Bier verwendete Malz hergestellt wird. Ein recht konservatives Helles also, keine Alkoholbombe. Stattdessen mild und weich, und vor allem auch mit einem verhältnismäßig niedrigem CO2-Gehalt und insofern sehr süffig.
Schön.
Beziehungsweise nicht schön, denn als ich das Etikett der Bierflasche studiere, fällt mir auf, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum schon seit zwei Wochen überschritten ist: 31. Juli 2019 steht dort.
Nun sind „zwei Wochen drüber“ kein Drama, das Bier ist vermutlich kühl und dunkel gelagert gewesen, und ich vermag jetzt auch keinen Geschmacksfehler zu entdecken, aber es wirft doch ein komisches Licht auf die Verantwortlichen hier im mit der Brauerei doch so eng verbandelten Hotel Bräu. Wenn man so stolz darauf hinweist, dass man die Biere der örtlichen Brauerei ausschenkt, dann sollte man vielleicht auch ab und an mal den Bierkeller sichten und überlagerte Biere aussortieren. Zumal der Verkauf des überlagerten Biers eigentlich auch nicht mehr rechtmäßig ist.
Das schmackhafte Essen reißt es aber wieder raus. Die Küche ist gut, die Speisen sind regionaltypisch und tendenziell eher deftig und kalorienreich, dennoch durchaus raffiniert zubereitet.
Gemischte Gefühle also im Hotel Bräu, das irgendwie als Brauereiausschank der Zillertal Bier wahrgenommen wird.
Die Brauerei Zillertal Bier hat während der Woche von 08:00 bis 17:30 Uhr geöffnet, sonnabends von 08:00 bis 12:00 Uhr. Sonntags ist zu. Das Hotel Bräu gibt keine exakten Öffnungszeiten an, ist aber durchgehend ohne Ruhetag offen. Das Hotel Bräu erreicht man mit der Zillertalbahn sehr komfortabel, vom Bahnhof bis zum Gasthof sind es nur ein paar Schritte. Etwas weiter läuft man bis zur Brauerei, doch auch hier ist man nicht länger als eine Viertelstunde unterwegs.
Zillertal Bier
Bräuweg 1
6280 Zell am Ziller
Österreich
Hotel Bräu
Dorfplatz 1
6280 Zell am Ziller
Österreich
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