Ingolstadt, ach, Ingolstadt. Du Heimat des vermaledeiten Reinheitsgebots, Ursprung allen Übels des deutschen Einheitsbiers. Das verlogene Gebot, nach dem Weizen im Bier nicht erlaubt ist, das aber trotzdem auf Weißbieretiketten zitiert wird. Das Gesetz, das, um es einmal mit Fritz Wülfing von Ale*Mania zu sagen, pestizidbehandelte Gerste und Hopfen erlaubt, ökologisch angebaute Kräuter aber verbietet. Dieses Paradebeispiel der Konsumentenverdummung, dieses historische Muster aller protektionistischen Handelsge- und -verbote. Es ist hier in Ingolstadt am 23. April 1516 unterschrieben worden und wird – wahrheitswidrig! – vom Bayerischen Brauerbund als ältestes durchgängig gültiges Lebensmittelgesetz bezeichnet. Warum sollte ich mich gerade hier in Ingolstadt auf die Suche nach gutem Bier machen, sag es mir?
Ich weiß die Antwort selbst nicht, bummele aber gleichwohl durch die schon weihnachtlich geschmückte Fußgängerzone. Heute hat der Ingolstädter Weihnachtsmarkt begonnen, und es hätte mich ja schon gereizt, einmal zu schauen, ob es auch hier, am Entstehungsort des unsäglichen Reinheitsgebots ein Glühbier gibt, ein mit Gewürzen und allerlei wilden Zutaten vergewaltigtes Bier, das den aufgeklärten Konsumenten zurück in die Arme des Reinheitsgebots treibt.
Außenansicht
Aber das ist heute nicht mein Ziel. Stattdessen biege ich von der Hauptachse der Fußgängerzone einmal in die Ziegelbräustraße ab und stehe nach wenigen Schritten, immer noch im Fußgängerbereich, vor dem kleinen Geschäft Bier Schmankerl.
Erst seit wenigen Wochen hat es hier seine endgültige Bleibe gefunden, das kleine, aber feine Geschäft mit der großen Bierauswahl. Unter dem Namen Donaupoint, auf den auch noch die Internetadresse www.donaupoint.de hinweist, hat es ein paar Straßen weiter begonnen, und nun ist es im Herbst 2015 hier, direkt in der Fußgängerzone gelandet.
gut bestückte Regale
Michael Kenne bietet in dem kleinen Lädchen nach eigenen Angaben über 650 verschiedene Biere an. Fein säuberlich sortiert stehen die Flaschen in den Regalen an der Wand. Ich lasse meine Blicke die Regalfächer entlang wandern. Kleine deutsche Regionalbrauereien, Craft Brewer aus Europa und der ganzen Welt – und viele, viele Biere, die garantiert nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut sind. Eine tolle Auswahl. In der Mitte des Ladens ein großer runder Tisch, auf dem Geschenkkörbe und originell verpackte Biersortimente stehen. Wer partout nicht weiß, was er zum Geburtstag, Namenstag oder Weihnachten verschenken möchte, findet hier Inspiration.
„Ich sehe ja gar keine belgischen Biere?“, platzt es aus mir heraus, und bekomme zur Antwort: „Ist im Moment alles ausverkauft. Wir warten auf die Lieferung.“
Ich sehe mich weiter um, nehme mal hier eine Flasche in die Hand, lese mal dort ein Eitkett. „Eigentlich brauche ich ja gerade kein Bier“, stelle ich mit Bedauern fest. Zuhause ist der Bierkeller randvoll und hier in Ingolstadt bleibe ich nur noch eine weitere Nacht. Und doch, ich kann der Versuchung nicht widerstehen. Der Rucksack ist klein, also beschränke ich mich letztendlich auf eine Handvoll Flaschen, mehr nicht, stecke mir aus Neugier einmal das gesamte Sortiment der neuen Brauerei Sander aus Worms ein. Einfach nur mal so, als Spontankauf. „Na, dann würde ich aber diese Flasche auch noch mitnehmen“, heißt es hinter mir. „Die ist auch von Sander. Im Holzfass gereift, davon gibt es nur 480 Flaschen. Eine echte Rarität. Leider auch ein bisschen teurer.“ Na, bei so etwas bin ich immer leicht zu überreden, und auch diese Flasche landet in meinem Rucksack.
Jetzt aber genug. Ich weiß gar nicht, wann ich das alles trinken soll, was ich im Rahmen solcher Spontankäufe schon im Keller gehamstert habe. Schluss jetzt, ich zahle und gehe. Auch wenn’s schwerfällt.
ein Blick nochmal zurück
Einmal drehe ich mich noch um. Ein wirklich netter Laden. Gefällt mir gut, und sollte ich einmal wieder in Ingolstadt weilen, dann wird vorher der Keller leergetrunken und mit Bieren von hier wieder aufgefüllt. So!
Langsam bummele ich wieder zurück zur Hauptgeschäftsstraße. Netter Laden, aber warum so ein komischer Name? Bier Schmankerl? Bei mir zündet das irgendwie nicht. Donaupoint vorher, das war zwar ein Anglizismus, aber originell. Aber jetzt, nach dem Umzug, Bier Schmankerl? Nee, das gefällt mir nicht wirklich. – Aber egal. Das Angebot ist wichtiger als der Name, und das Angebot stimmt. Basta!
Das Bierfachgeschäft Bier Schmankerl ist täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags und montags ist geschlossen. Durch die Lage direkt in der Altstadt, in der Fußgängerzone, nur achtzig Meter von der Hauptachse entfernt, ist es problemlos zu erreichen. Parkplätze gibt es in den altstadtnahen Parkhäusern, oder man nimmt den Stadtbus.
Bier Schmankerl
Ziegelbräustraße 4
85 049 Ingolstadt
Bayern
Deutschland
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