Ale*Mania – Biersmarck GmbH
Bonn
DEU

„Oh, Mann, jetzt bist Du extra nach Bonn gekommen, und dann kriegen wir das Tor zur Brauerei nicht auf…“ Heike Wülfing beißt sich auf die Lippen und friemelt verbissen am Schlüssel herum. Er scheint partout nicht zu passen.

„Tja, das wäre dann in der Tat eine separate Geschichte wert, Heike“, sage ich, und in einem Anfall von Chauvinismus füge ich hinzu „Gib‘ mir mal den Schlüssel, ich probier‘ mal!“

Aber der Chauvinismus ist völlig unangebracht. Auch wenn ich es versuche – nichts regt sich, nichts bewegt sich.

„Ob Fritz den falschen Schlüssel da gelassen hat?“ mutmaßt Heike gerade, als das Schloss plötzlich seinen Widerstand aufgibt und die Tür sich völlig problemlos aufschließen lässt. Irgendetwas hatte sich im Schloss verkantet, vielleicht war es auch nur ein Sandkorn, aber jetzt geht plötzlich alles wie von selbst. Ein Schloss nach dem anderen geht auf, wir gehen durch die Tür, schalten die Elektrik ein und Sekunden später öffnet sich das große Rolltor und gibt den Blick in die Halle frei auf die Ale*Mania Brauerei.

Auf den ersten Blick ein gewaltiges Durcheinander. Mir fällt die Kinnlade herunter. Viel größer als gedacht. Eine gewaltige Halle, und noch halb leer. Rechter Hand sehe ich Kartons mit schon abgefüllten Flaschen, dahinter Einweg-PET-Fässer, Berge von Malz und eine schmucke Malzmühle. Linker Hand ein Sammelsurium aus Edelstahltöpfen und Wannen, dahinter eine große Kühlzelle. Und weiter hinten in der Halle allen möglichen Kram.

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was hier alles herumliegt und -steht …

„Na, was sagst Du?“ Heike kuckt mich erwartungsvoll an.

„Hut ab, ich bin überrascht. Da habt Ihr reichlich Platz um zu wachsen!“

Seit ein paar Jahren braut Fritz Wülfing, der hauptberuflich als Ingenieur in der Telekommunikationsbranche arbeitet und sich heute auf den Hopfentagen in der Hallertau rumtreibt und deswegen persönlich nicht anwesend sein kann, seine Biere. Zunächst als Fritz-Ale, bis ihm die Macher der Szene-Getränks Fritz-Cola die Namensrechte streitig machten. Das dabei an den Tag gelegte dummbautzige Verhalten der Fritz-Cola-Manager machte einiges deutlich im Geschäftsgebaren dieser angeblichen „Underdogs“ und führte zu viel Unmut in der Craftbier-Szene. Und dazu, dass nicht nur in meinem Freundeskreis jetzt viele einen Bogen um Fritz-Cola machen, dieses Getränk nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen und bei jeder Gelegenheit davon erzählen, wie man statt konstruktiv zum gegenseitigen Nutzen zu arbeiten, Konflikte auch destruktiv eskalieren lassen kann.

Für Fritz Wülfing endete der Namensstreit aber eigentlich in idealer Weise – gezwungen, sich von seinem eigenen Vornamen zu verabschieden (na ja, fast, denn eigentlich heißt er Friedrich, wie fast alle Fritze dieser Welt…), wurde im Freundes- und Bekanntenkreis bei reichlich Fritz-Ale, denn die Restbestände durften ja wenigstens noch abverkauft und konsumiert werden, ein Brainstorming veranstaltet. „Wer letztendlich die geniale Idee zum Wortspiel des neuen Markennamen Ale*Mania hatte, weiß keiner mehr so richtig“, erzählt Heike, „aber plötzlich war er da!“

Und er ist zukunftssicher, denn Ländernamen, Alemania, können nicht als Marke geschützt und damit auch nicht im Rechtsstreit weggenommen werden.

In Deutschland, Alemania, gebrautes Bier, obergärig natürlich, also Ale, und wer Fritz‘ fast schon manische Begeisterung für viel Hopfen kennt, dem erschließt sich der Rest des Wortspiels wie von selbst. Ale*Mania also!

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das perfekte Wortspiel: Ale*Mania

Fritz-Wülfings Biere entstanden in der Anfangszeit auf dem Sudwerk des Siegburger Brauhauses, später dann in der Vormann-Brauerei in Dahl, aber irgendwann erwies sich die Wanderbrauerei als zu aufwändig. Immer nur durch die Weltgeschichte reisen, um einen Sud anzusetzen, für jeden weiteren Herstellungsschritt bis hin zum Abfüllen erneut, das kostete Zeit. Und Zeit hatte Fritz Wülfing nun überhaupt nicht. Da gab es noch seinen Brotberuf, seine Frau Heike, seine Kinder, und Werbung für das Bier musste natürlich auch gemacht werden, am besten durch stetige Präsenz auf den Bierfesten in Deutschland.

Eine eigene Brauerei musste also her, am besten ganz in der Nähe des eigenen Hauses im idyllischen Küdinghoven.

Schließlich war die Halle gefunden – in einem kleinen Gewerbegebiet im Alaunbachweg. Groß genug, mit Abflussmöglichkeiten im Boden, guter Wasser- und Stromversorgung, guten An- und Abfahrtsmöglichkeiten. Und in dieser stehe ich nun.

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im Zentrum der Macht

Zentrum des Braugeschehens ist derzeit eine 10-hl-Wanne mit einem von Fritz selbst eingepassten Lochboden als kombiniertem Maische- und Läuterbottich. Daneben ein großer Wasserbehälter, in dem das Heißwasser bereitet wird. Die Biere entstehen alle im Infusionsmaischeverfahren, klassischer englischer Stil. Nach der einstufigen Rast wird direkt abgeläutert und dann in einem ehemaligen Milchbottich, der mit Heizstäben aufgerüstet worden ist, fleißig gekocht.

Und natürlich Hopfen zugegeben.

Viel Hopfen.

Und meistens noch mehr Hopfen.

Und am Ende noch mal eine Schippe Extrahopfen.

Oder zwei …

Heike zeigt mir die Gär- und Lagerbehälter und lässt mich auch einen Blick in den Kühlraum werfen, der mitten in der Halle steht. Hier stehen nicht nur die Lagertanks, sondern auch schon zahlreiche abgefüllte Fässer.

Auf der anderen Seite des Kühlraums die Sanitärraume, und dahinter dann der Abfüllbereich. Das Sorgenkind jeder Kleinbrauerei. Professionelle und zuverlässige Flaschenabfüller kosten unendlich viel Geld, und selbst gebrauchte sind noch richtig teuer. Eine winzige Handabfüllung ist zwar preiswert, bindet aber Personal. Irgendwann sind die Familienmitglieder ein wenig ungehalten, wenn sie schon wieder im Wochenend-Arbeitseinsatz beim Abfüllen und Verkorken helfen sollen.

Aber Fritz und Heike Wülfing haben einen tollen Freundeskreis, der sich engagiert und gerade bei diesen unterstützenden Tätigkeiten viel Hilfe leistet. Stund‘ um Stund‘ wird dann gefüllt, verkorkt, verpackt und gestapelt.

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eine Brauerei, in der alle mit anfassen

Aber nicht nur Flaschen, KEGs und Einweg-PET-Fässer werden hier befüllt, sondern auch Dosen.

Craftbier in Dosen?

Ja, Craftbier in Dosen. Kein billiges Bauarbeiterdosenbier, sondern die Rückbesinnung darauf, dass die Dose eigentlich die beste Verpackung für das Bier darstellt. Lichtdicht, bruchsicher, sehr leicht. Insbesondere Letzteres macht sich bei langen Transportwegen deutlich bemerkbar – es wird viel Volumen und Kraftstoff gespart, insbesondere dann, wenn man in die Kalkulation mit einbezieht, dass viele der Craftbier-Mehrwegflaschen nicht wieder zurückgegeben werden. Was bleibt, ist das Problem mit dem Rohstoff Aluminium. Grundsätzlich zwar recyclingfähig, aber dies geschieht noch lange nicht in dem Maße und der Qualität, wie es sollte. Und die Gewinnung von Aluminium ist umweltschädlich. Extrem sogar.

Das Dilemma aller Kleinbrauer. Ideal wäre es, das Bier nur regional aus KEGs auszuschenken. Dann wären alle Probleme mit Einweg-PET, Einweg-Glas, Einweg-Aluminium und Mehrwegflaschen, die nicht wieder zurückkommen, gelöst. Der Nachteil: Wirtschaftlich betreiben ließe sich eine Craftbier-Brauerei so wohl nicht, dazu ist der Kundenstamm in der Region zu klein.

Den Königsweg hat noch keiner gefunden, und so muss jeder Craftbier-Brauer für sich entscheiden, welchen Weg er gehen möchte.

Für mich ist es jedenfalls in technischer Hinsicht interessant, und neugierig beäuge ich die vielen Gerätschaften.

Jeden Winkel der Halle habe ich erkundet, und nun bleibt mit nur noch, ein paar Bierproben mitzunehmen, und vom Wieß, dem ungefilterten Kölsch, das aber so nicht heißen darf, auch gleich einen ganzen Karton.

Einen herzlichen Dank an Heike Wülfing für die ausführliche Führung durch die Brauerei. Und im Namen aller Ale*Mania Fans ganz besonderen Dank, dass Du, die Du gar kein Bier magst, Fritz in seiner Ale-Manie so unterstützt, ihm den Rücken frei hältst, für das Bier wirbst und es so ermöglichst, dass er uns auch weiterhin mit seinen tollen Bieren verwöhnen kann!

Die Ale*Mania Biersmarck GmbH ist keine Gasthausbrauerei, sondern produziert rein handwerklich ohne Ausschank. Sie hat somit auch keine festen Öffnungszeiten. Die Biere gibt es in den guten Craftbier-Geschäften in Deutschland (der Vertrieb läuft routiniert über One-Pint) und auf den Bierfesten im Land. Regional natürlich auch auf den Festen im Bonner Raum, Pützchens Markt eingeschlossen. Fritz und Heike Wülfing sind bei diesen Gelegenheiten eigentlich auch immer persönlich anwesend.

Bilder

Ale*Mania – Biersmarck GmbH
Alaunbachweg 10
53 229 Bonn
Nordrhein Westfalen
Deutschland

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2 Kommentare

  1. toller bericht, volker! aber wäre nicht generell wie in amerika, der Taproom, der erste schritt? aka werksverkauf? somit die Lokales gewinnen? direkt aus dem tank in den Hahn? bzw Keg und (einfacher) Taproom in zentraler Lage? zusätzlich Flasche/Dose für Spezielhandel/Collabs abfüllen?
    und erst wenn das läuft, mit der Kohle in Abfüllung investieren? so machen das doch gefühlt alle Amis und Briten, oder?

    Egal, danke für den Bericht über den Stand der Dinge und ja Heike ist ein Goldstück!

    • Hallo, Daniel,

      danke für Deinen Kommentar und die lobenden Worte.

      Ich denke mal, die aufstrebende Craftbier-Welt bietet so viele verschiedene Möglichkeiten, sich den Erfolg zu erarbeiten – da gibt es mehr als nur den „klassischen“ Ansatz mit Taproom. Man muss sicherlich auch immer die individuellen Gegebenheiten berücksichtigen. Wie viel Kapital ist da und kann investiert werden? Wie hoch ist das Risiko, das man eingehen möchte? Wieviele Partner hat man für das Projekt? Hängt Familie hintendran, die einerseits helfen kann, andererseits aber auch Ansprüche hat und Zeit kostet? Und, und, und…

      Ein vielschichtiges Problem!

      Mit bestem Gruß,

      Volker

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