Ein gewaltiger Betonklotz ragt vor uns auf. Grau, grünlich und gelblich gestrichen ist er nicht gerade eine Schönheit – man sieht dem Gebäude an, dass es auf Zweckmäßigkeit und nicht auf Ästhetik hin getrimmt ist. So darf dann auch niemand beleidigt sein, wenn in der Runde die Bemerkung „Boh, wie hässlich!“ fällt. Aber was zählt, sind die inneren Werte, denn immerhin stehen wir vor dem größten klimatisierten Hopfenlager Europas, wie uns stolz berichtet wird.
Es ist das große Lager von Bohemia Hop, einer im März 1991 kurz nach der politischen Wende gegründeten Aktiengesellschaft, die mit dem Tschechischen Hopfenpflanzerverband ihren größten Anteilseigner hat. Unter einem Dach wird der Hopfen hier angenommen, gepresst, gelagert, zu Pellets verarbeitet und dann an Großverbraucher weiterverkauft.
Ein ausführlicher Rundgang zeigt uns das Innere des Betonklotzes, und auch wenn es sich um eine reine Produktions- und Lagerhalle handelt, so ist es dennoch außerordentlich interessant.
Unendliche Reihen von gepressten Hopfenballen sehen wir in der einen Halle, altmodische Jutesäcke in einer anderen. „Die rechteckigen Ballen, in denen sich getrocknete und gepresste Hopfendolden befinden, sind eigentlich unsere Standard-Lagerform. Die sind gut zu stapeln, einfach im Handling, und wir können fast alle Prozessschritte automatisch ablaufen lassen.“ Unser Führer erklärt uns in jedem Teil der Halle, was wir gerade vorfinden. „Hier“, so fährt er fort, „seht Ihr noch ein paar von den alten Jutesäcken. Da gibt es noch eine uralte Maschine, die den Hopfen in diese Säcke packt, aber sie werden anschließend noch mit viel Handarbeit vernäht.“
Stapeln lassen sie sich auch nicht wirklich gut, sehen wir, und wir überlegen uns, wer denn noch Wert auf eine so altertümliche Art des Lagerns und Bevorratens legt.
In zahlreichen Hopfenballen sehen wir Löcher, durch die Proben des Inhalts genommen werden, um so eine gleichbleibende Qualität sicherstellen zu können.
In der benachbarten Halle sehen wir nun die Pelletieranlage. Nachdem der Hopfen beprobt worden ist, wird er hier in mehreren Prozessschritten behandelt. Zunächst erfolgt eine Homogenisierung, anschließend werden die Hopfendolden weiter getrocknet. Ein Teil des Lupulins wird danach abgeschieden, der Rest der Dolden wird fein gemahlen. In speziellen Silos wird der gemahlene Hopfen nun gemischt, gegebenenfalls kommt von dem vorher abgetrennten Lupulin nun wieder etwas dazu. Ziel ist es, standardisierte und über eine Charge stets gleichbleibende Alphasäurewerte zu erzielen. In einem Extruder werden die gemahlenen Hopfen nun zu Pellets geformt – entweder des Typs 90 oder des Typs 45.
Während beim Typ 90 eigentlich nur der gemahlene Hopfen verpresst wird und so aus 100 kg Hopfen rund 90 kg Pellets entstehen (daher die Bezeichnung Typ 90), wird beim Typ 45 der gemahlene Hopfen mit dem Lupulin angereichert, das zuvor separiert worden ist. Aus 100 kg Hopfen werden so etwa 45 kg Pellets, die aber immer noch den gesamten Anteil an Bitter- und Aromasubstanzen des Ausgangshopfens enthalten, lediglich ein Teil der Blattfraktion und Anteile der Doldenspindeln sind erheblich reduziert.
Beim Extrudieren, also dem In-Form-Pressen der Pellets, entsteht recht viel Wärme, die der Haltbarkeit und den Aromen des Hopfens nicht zuträglich ist, insofern muss bei diesem letzten Prozessschritt besonders auf eine sorgfältige Kühlung geachtet werden, erfahren wir.
Warum allerdings die Maschinen in so merkwürdigen, gar nicht zueinander passenden Farben gestrichen sind (grünlich-türkis, hellblau und leuchtend violett), dazu erfahren wir leider nichts.
Ganz am Ende stehen wir wieder vor großen Lagerregalen. Hier stehen versandfertige Kartons mit Pellets, portionsweise vakuumiert und eingeschweißt in metallisierte Kunststofffolien. Direkt daneben stehen aber auch noch Kartons mit gepressten Dolden – insbesondere in Japan gibt es noch mehrere Brauereien, die aus nostalgischen Gründen Wert darauf legen, nur ganze Dolden zu verwenden.
Auch wenn die tschechische Hopfenproduktion nach den USA und Deutschland mit weitem Abstand an dritter Stelle steht, ist es doch bemerkenswert, wie insbesondere die Region rund um Žatec vom Hopfen dominiert wird – und das gewaltige Lager und die beeindruckenden Maschinen von Bohemia Hop sind sichtbare Zeugen von seiner wirtschaftlichen Bedeutung.
Bohemia Hop a.s.
Mostecká 2580
438 01 Žatec
Tschechien
Schönen guten Tag
Mein Name ist Rangnick und ich wollte mal fragen ob Sie noch von den alten Hopfensäcke eventuell welche verkaufen?
Gruß J. Rangnick
Hallo, Joachim,
ich glaube, hier liegt eine Verwechslung vor. Diese Seite enthält einen Artikel ÜBER die Firma Bohemia Hop, es ist nicht die Website DER Firma Bohemia Hop. Insofern kann ich Dir bezüglich Deines Wunsches nach Hopfensäcken leider nicht helfen.
Mit bestem Gruß,
VQ