Markige Worte auf der Homepage der Pumproom Microbrewery: „Singapore’s Best Microbrewery. (…) We’re still the first and best microbrewery in Clarke Quay. Don’t let anyone tell you otherwise.“ Das weckt natürlich eine Erwartungshaltung, mein lieber Mann!
Und wird gehalten, was man verspricht? Wir sind neugierig, machen uns auf den Weg auf die Nordseite des Flusses, in das Vergnügungsviertel Clarke Quay, in dem sich Kneipe an Kneipe reiht. Fast überall Livemusik, bunte Lichtgewitter und Bier in Strömen. Menschen aller Nationalitäten und Hautfarben und vor allem auch jeden Alters lassen sich durch das Gewühl treiben. Die kleinen Kinder toben durch die offenen Straßenbrunnen, bis sie bis auf die Haut durchnässt sind, die Eltern stehen schmunzelnd dabei, lassen sich ein Bier oder einen Sekt schmecken. Die Halbwüchsigen streifen auf der Suche nach dem vermeintlichen Abenteuer durch die engeren Seitengassen.
Blick über den Brunnen auf die Microbrewery
Mittendrin der Pumproom. Microbrewery und Bistro und Pub, wie der Name sagt. Spätnachmittags und abends eher Bistro und Restaurant, nachts dann Highlife und Stimmung wie in einem Nachtclub. Wir kommen in der Übergangszeit an – noch ist Restaurantbetrieb, aber erste Vorbereitungen für das Nachtclub-Programm werden schon getroffen. Die freundliche Kellnerin bietet uns einen Tisch auf der Terrasse an, mit freiem Blick auf den zentralen Platz im Clarke Quay, mit seinem riesigen Springbrunnen. Hier kommt jeder vorbei, der sich hier amüsieren möchte. Sehr schön!
Weniger schön, als wir beobachten können, dass die Freundlichkeit der Kellnerin doch ein bisschen nachlässt, als wir ihr signalisieren, dass wir eigentlich nur auf ein Bier gekommen sind, nichts mehr essen mögen. Immer noch freundlicher als in einem typischen Münchner Biergarten (kein Kunststück …), aber doch ein wenig reservierter als noch vor drei Minuten.
ein IPA und ein Wheat
Wir bestellen uns ein IPA und ein Wheat – beides ordentlich und stilecht gebraute Biere, aber irgendwie auch ein wenig charakterlos. Dutzendware, gewissermaßen, wenn dieser Ausdruck hier erlaubt ist. Schöne Trinkbiere, aber doch nicht so, dass man hin und weg wäre vor Begeisterung. Angesichts der großen Trommel, die man rührt („Singapore’s Best Microbrewery“), dann doch eher ein wenig enttäuschend.
Die Laune der Kellnerin wird wieder spürbar herzlicher, als wir uns entschließen, doch einen kleinen Snack zu bestellen. Und dazu noch ein Scottish Ale. Letzteres überrascht positiv. Schön ausgewogen, mit ausgeprägten Malzaromen, und zum Glück nicht so serviert, wie auf der Homepage beworben („just ice cold beer“), sondern mit der richtigen Temperatur, so um die 11° Celsius. Schön.
in wenigen Minuten beginnt auf dieser Bühne die allabendliche Party
Jetzt bin ich aber doch neugierig, wie es im Innern des Pumproom aussieht, ob man auch das Sudwerk sehen kann. Drinnen ist es eiskalt. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren und kühlt den leeren Raum auf vielleicht 17° ab. Kaum wärmer als das Bier eben. Die Bühne, auf der in wenigen Momenten die Party beginnen wird, ist schon bunt beleuchtet. Misstrauisch werde ich beäugt, als ich ein paar Bilder mache, und meine Frage, ob man denn das Sudwerk sehen könne, wird mit einem abweisenden, kurzen „No!“ beantwortet, das keine Zweifel zulässt.
Nun ja, ein seltsames Gebaren. Sei’s drum. Es ist ja schön, dass vor Ort gebrautes Bier auch in den unterschiedlichsten Umgebungen seinen Platz findet, hier beispielsweise in einem Pulverschuppen, in dem jede Nacht die Post abgeht, aber es wäre natürlich noch schöner, wenn es nicht nur wie ein weiteres billiges Marketingargument verwurstet würde, sondern einen etwas prominenteren Platz im Gesamtkonzept bekäme.
Ein wenig frustriert verziehe ich mich mit meiner Kamera wieder, komme mir vor, als wäre ich bei Werksspionage ertappt worden.
nur die beleuchteten Taphandles erinnern wirklich an eine Microbrewery
Draußen verändert sich die Atmosphäre langsam. Die Familien mit Kindern werden weniger; stattdessen mehr und mehr bunte Nachtschwärmer. Bunte Kleidung, grell geschminkt, hohe Hacken, Hipsterbärte. Die Musik aus dem umliegenden Kneipen wird lauter, und auf der Bühne des Pumproom beginnen erste Vorbereitungen.
Und wir? Machen wir uns bereit für einen Partyrave einmal kreuz und quer durch Clarke Quay? Ach nein, heute ist Donnerstag. Morgen muss ich arbeiten, es ist sowieso schon viel zu spät. Es ist – wie so oft – ein Kreuz, wenn mich berufliche Reisen an Orte führen, an denen rund um die Uhr gefeiert wird … Ein wenig Neid kann ich nicht unterdrücken, als uns auf dem Weg zur U-Bahn die Partygänger entgegenkommen, für die der Abend jetzt erst beginnt.
Die 2006 gegründete Pumproom Microbrewery + Bistro + Pub ist täglich von 17:00 Uhr bis 03:00 Uhr morgens geöffnet; in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag bis 04:00 Uhr. Kein Ruhetag. Bis zur U-Bahn-Station Clarke Quay der North-East-Line sind es etwa fünf Minuten zu Fuß, die Brauerei ist also problemlos zu erreichen.
The Pumproom Microbrewery + Bistro + Pub
3B River Valley Road #01-09/10
The Foundry
Clarke Quay
179021 Singapore
Singapore
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