Wir bummeln durch den wunderschönen Botanischen Garten Singapurs, durch seine liebevoll angelegten Themenbereiche. Der Garten der Kletterpflanzen, der Schwanensee, und schließlich kommen wir zum Garden of Fragrances, dem Garten der Düfte. Wir atmen tief ein. Sassafras riechen wir, Sandelholz und Patschuli. Seltsam, wie intensiv diese Düfte sein können, wir brauchen uns noch nicht einmal zu den Blüten und Blättern der Pflanzen hinunterbeugen, um die intensiven Aromen zu erschnuppern. Nach ein paar Sekunden aufmerksamen Hinschnupperns fällt der Groschen: Was wir hier riechen, sind nicht die Pflanzen, sondern Düfte von Räucherstäbchen, die durch diesen kleinen Garten wehen.
eine herrliche Lokation
Neugierig gehen wir im wahrsten Sinne der Nase nach und stehen nach wenigen Metern in einem gemütlichen Gartenrestaurant, dem Blue Bali. Hier, mitten im Botanischen Garten, und direkt am Eingang zu den Gebäuden der Universität von Singapur, die sich mit ihrer Jura-Fakultät diese herrliche Lokation mitten im Botanischen Garten gesichert hat, befindet sich dieses idyllische Restaurant.
Und mehr noch: Es ist nicht nur ein Restaurant, sondern auch eine kleine Brauerei, ein Brewhaus, wie sich selbst in einem originellen Mischmasch aus Deutsch und Englisch bezeichnet. Das Blue Bali Brewhaus, also.
Wir zögern natürlich keine Sekunde und machen es uns auf der bunt geschmückten Terrasse bequem. Überall laufen Ventilatoren, um die tropische Hitze ein wenig erträglicher zu machen, und unter jedem Ventilator steht eine große Schale mit Räucherstäbchen und ähnlichem. Man wird fast benommen von diesen wunderbaren, intensiven Düften.
noch ist auf der Terrasse nichts los
Wir blättern durch die Speisekarte. Zwar ist die Bierauswahl nicht sehr groß, es gibt nur drei Sorten, aber zu jedem Bier ist sorgfältig angegeben, welche Speisen am besten dazu passen. Das eher milde Bali Gold, ein nur leicht gehopftes Helles, eher zu den ausgewogenen und milden Speisen, das Doshi IPA zu den scharf gewürzten Gerichten, und das Red Mamba, ein mit Drachenfrucht gewürztes Bier zu fruchtigen Speisen.
Kühn entscheide ich mich für die Kombination aus knackigem IPA mit scharfer, indonesischer Küche.
… und werde leider vom Kellner enttäuscht. Mit großem Bedauern erklärt er mir, dass nun gerade das Doshi IPA, was in der Tat wohl das beste Bier hier sei, gerade aus ist. Ob ich nicht lieber ein Bali Gold wolle, und dann konsequenterweise auch eine etwas mildere Speise.
Bali Gold
Ich folge seinem Rat, und obwohl sich die Kombination wirklich als passend erweist, bin ich unzufrieden. Ist es nun der Ärger über das verpasste IPA, oder schmeckt das Bali Gold wirklich ein wenig dumpf? Ich glaube sogar, eine leichte Seifigkeit zu verspüren …
Vielleicht kann es das Red Mamba noch richten? Ein Wheat, also ein Weizenbier, mit Drachenfrucht versetzt, und leuchtend rot. Spritzig und erfrischend ist es auf den ersten Schluck, aber im Abgang macht sich eine adstringierende Bittere breit. Ganz klar, die kommt von der Drachenfrucht, aber nichtsdestotrotz stört sie mich.
Seitens der Biere also keine Offenbarung, das Blue Bali Brewhaus, aber die Atmosphäre hier und die zum Bier gereichten Speisen sind ausgezeichnet.
Blue Bali Brewhaus
Ich frage den Kellner noch einmal gezielt, ob die Biere wirklich hier gebraut würden, und freudestrahlend bejaht er. Gleich neben dem Eingang zur Straße hin sei das Sudwerk, und durch die große, orangene Scheibe könne man es auch sehen!
Durch die große orangene Scheibe? Ich gehe nach vorne und überzeuge mich mit eigenen Augen. Ja, gelogen hat der gute Mann nicht. Es gibt hier eine große, orangene Glasscheibe, oder vielmehr eine Glasscheibe, die mit orangener Folie beklebt ist, und durch die man schemenhaft erkennen kann, dass dahinter irgendwelche größeren, metallenen Behälter stehen. Mehr ist nicht auszumachen. Es wird wohl das Sudwerk sein, und aus Dokumentationsgründen mache ich auch noch ein verwaschenes Bild durch die farbige Folie. Erkennen kann man fast nichts – Brauereibesichtigung sieht anders aus …
Blick ins Sudhaus
Mit gemischten Gefühlen machen wir uns wieder auf den Weg. Meine Frau schwärmt von dem netten und gutaussehenden Kellner, der romantischen Atmosphäre und dem guten Essen, und ich grummele ob der Bierqualität und der nur schemenhaft zu erkennenden Brauerei ein wenig vor mich hin.
Aber nur ein wenig.
Das Blue Bali Brewhaus ist dienstags bis freitags ab 16:00 Uhr, sonnabends und sonntags ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; montags ist Ruhetag. Zu erreichen ist es von der U-Bahn-Station Botanic Gardens der Circle Line in etwa zehn Minuten – der sehr schöne Spaziergang führt mitten durch den Botanischen Garten.
Blue Bali Brewhaus
One D Cluny Road
Cluny Park
259600 Singapore
Singapore
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