Tawandang Microbrewery Singapore
Dempsey Cluster
SGP

„Mensch, das sind ja fast Bamberger Verhältnisse“, schießt es mir unangemessener Weise durch den Kopf, als wir das RedDot BrewHouse @ Dempsey Road verlassen, fünfzig Meter gehen und vor der nächsten Brauerei stehen: Tawandang Microbrewery. Naja, aber wirklich nur fast, und auch ausschließlich auf die Tatsache beschränkt, dass es wirklich nur zwei Minuten Fußweg sind, um von einer Brauerei in die nächste zu stolpern.

Außenansicht

Mit klassischen Bamberger Brauereien hat das hier überhaupt nichts zu tun, sondern wir stehen vor einer modernen Konzept-Gasthausbrauerei, die nach eigenen Angaben deutsche Braukunst mit asiatischer Küche verbinden möchte und aus diesem Grund bei ihrer Gründung 1999 auch zunächst als „Tawandang German Brewery“ firmierte.

Das schöne kupferne Sudwerk könnte auch in jeder mitteleuropäischen Gasthausbrauerei stehen. Blitzblank poliert glänzt es stolz vor sich hin und dominiert den großen Schankraum. Jetzt, zur Vorweihnachtszeit, ist es noch mit ein paar kitschigen Weihnachtsdekorationen versehen, aber genau so sieht man das auch überall in Deutschland.

das schön polierte Sudwerk glänzt im Scheinwerferlicht

Nicht ganz so häufig sieht man direkt neben dem Sudwerk eine riesige Bühne, auf der heute, am Freitagabend, eine Art Karaoke stattfindet, mit Livemusik statt Musik vom Band. Obwohl die Stuhlreihen hier im Schankraum überraschend leer sind, herrscht auf der Bühne eine Bombenstimmung, als würden sich die Groupies nur so in der ersten Reihe drängeln und mit ihren BHs werfen.

Wir verziehen uns auf die Terrasse, wollen noch ein wenig das Draußensitzen genießen, bevor es auf den Rückflug in die kalten, nassen heimischen Gefilde geht, wo das Biergartenwetter erst in einem guten halben Jahr wieder zu erwarten ist. Drei Biere verspricht die Getränkekarte, und zwar Lager, Weizen und Dunkel.

zwei mystisch illuminierte, sonst aber enttäuschende Biere

Leichtsinnig bestellen wir vom Lager und vom Dunkel je ein großes Glas, sind aber schon nach dem ersten Schluck ziemlich enttäuscht. Das Dunkle schmeckt muffig und erdig, ein wenig kratzig, und das Lager steht ihm fast nicht nach. Beide Biere scheinen den Hopfen nur von ferne gesehen zu haben, vielleicht hat der Brauer während des Abmaischens mal eine Hopfenranke feierlich um den Kessel getragen und dann wieder zur Dekoration zurück gehängt …

Schade. Wir wollen der Brauerei noch eine Chance geben und verkosten mutig auch noch das dritte Bier im Bunde, das Weizen. Aber, Ach!, die Brauerei verspielt ihre Chance, blamiert sich erneut. Auch das Weizen schmeckt seltsam dumpf und muffig. Nein, das ist heute keine bierige Offenbarung, sondern eher ein Pflichtprogramm, ein Tiefpunkt im Leben des Biertesters.

Die tropische Hitze und der resultierende große Durst verhindern, dass wir das Bier ungetrunken stehen lassen, aber ein echter Genuss ist es nicht.

Eine kurze Recherche im Internet ergibt, dass das Bier hier „under close supervision from our professional Bavarian Brewmaster Mr. Jochen Neuhaus“ gebraut wird. Wir schauen uns entgeistert an. Entweder ist die deutsche Brauer- und Mälzer-Ausbildung auch nicht mehr das, was sie mal war, oder der Brauer darf nicht so brauen, wie es ihm vielleicht gerne schmecken würde, sondern muss sich an die Auflagen und den persönlichen Geschmack der Geschäftsführer halten. Oder er hat gut gebraut, weiß aber gar nicht, in welchem Zustand das Bier gelagert und schließlich ausgeschenkt wird. Oder, und jetzt gehen wir mal auf den genauen Wortlaut ein, er braut gar nicht selber, sondern überwacht nur aus der Ferne. „Under supervision“ kann schließlich viel heißen.

Weihnachtsdeko an der Theke

Na, eigentlich wollen wir ja gar nicht so lange auf der schlechten Bierqualität herumreiten, denn die sonstige Atmosphäre hier ist doch ganz nett. Man könnte durchaus noch ein Weilchen auf der Terrasse sitzen, die gar nicht mal so schlechte Livemusik etwas gedämpft mithören und den Abend langsam ausklingen lassen. Aber andererseits, verdammt noch mal, wir sind hier in einer Brauerei, und nicht in einer x-beliebigen Kneipe, da muss doch, bitteschön, auch die Bierqualität stimmen, oder?

Und das tut sie hier leider nicht.

Amen!

Die Tawandang Microbrewery Singapore ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet und serviert neben „deutschem“ Bier thailändisches Essen. Kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie problemlos mit dem Bus, zwei Minuten Fahrt von der Orchard Road, die Bushaltestelle ist direkt unterhalb der Dempsey Road.

Bilder

Tawandang Microbrewery Singapore
Dempsey Cluster
Block 26 Dempsey Road #01-01
249686 Singapore
Singapore

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